Darum gehts
- Trump eröffnet Gefängnis «Alligator Alcatraz» für straffällige Migranten in Everglades
- Anwältin berichtet über mangelhafte Hygiene und unmenschliche Bedingungen
- Fast 72 Prozent der Festgenommenen haben laut Human Rights Watch keine Vorstrafen
Der Mythos, dass Burgherren früher Krokodile in den Burggräben hielten, um sich gegen Eindringlinge zu schützen, hält sich hartnäckig. Ist aber falsch. Davon inspirieren liess sich US-Präsident Donald Trump (79) trotzdem und dreht den Spiess um.
Um zu zeigen, wie ernst es ihm mit seinem Wahlversprechen, straffällige Migranten so schnell wie möglich abzuschieben, ist, steht nun mitten in den Sümpfen der bekannten Everglades ein Mega-Knast. Der Name, «Alligator Alcatraz», ist Programm. Rund um den Trakt tummeln sich Hunderte der gefährlichen Reptilien. Das ist Absicht. Trump verkündete, die Haftanstalt sei so ausbruchssicher wie einst die berühmte Gefängnisinsel Alcatraz.
Seit das Gefängnis jedoch in Betrieb ist, werden immer mehr Berichte über unzumutbare Zustände in Trumps neuem Abschiebe-Koloss bekannt. Die Regierung weist die Vorwürfe vehement zurück.
Mangelnde Hygiene
In den Unterkünften wimmle es nur so vor Ungeziefer, sagte Katie Blankenship, Anwältin von rund 750 Insassen, zur deutschen ARD. Ausserdem soll es immer wieder zu Überschwemmungen gekommen sein, sagt sie. Einer der Inhaftierten erzählte gegenüber dem US-Sender CNN, dass sie auch nur bedingt Zugang zu Duschen hätten und die Toiletten verstopft seien. Er bezeichnet den Aufenthalt als «eine Art Folter».
Medizinische Versorgung und Nahrung
Während die Regierung versicherte, dass die Insassen medizinisch versorgt würden und drei warme Mahlzeiten erhielten, dementiert die Anwältin diese Aussagen. «Die Insassen erhalten nur eine Mahlzeit pro Tag», sagt sie. Auch die medizinische Versorgung sei nicht gewährleistet.
Naturgefahren und Hitze
Die Unterkünfte bestehen aus Zelten mit Doppelstockbetten. Noch bei einem Besuch verwies Trump auf die Klimaanlagen, um die Hitze in den Zelten zu regulieren – diese sollen aber regelmässig ausfallen. Die Zelte seien undicht und es dringe Regen ein. Dass diese Unterkünfte einem Hurrikan oder anderen Naturgewalten standhalten sollen, halten viele für unwahrscheinlich.
Unschuldig oder milde Straftaten
Wie Anwältin Blankenship sagt, sollen sich rund ein Drittel der Personen unschuldig in Haft befinden. Ein weiteres Drittel soll kleinere Straftaten, wie zum Beispiel Verkehrsdelikte begangen haben. Die Aussage, dass hier nur die schlimmsten der schlimmen Verbrecher eingesperrt seien, sei falsch. «Das ist gefährliche Propaganda», erklärt sie. Im letzten Monat stellte ein Bericht von Human Rights Watch fest, dass fast 72 Prozent der von der Einwanderungs- und Zollbehörde festgenommenen Personen keine Vorstrafen hatten.
Ehemalige Mitarbeiterin packt aus
In einem Interview mit NBC News, in dem sie nur «Lindsey» genannt wird, spricht eine ehemalige Mitarbeiterin des Kroki-Knasts über die Zustände, die dort herrschen sollen. «Die Art und Weise, wie sie ihre Bewohner halten, ist unmenschlich», ist nur eine ihrer Aussagen.
Auch sie hätten mobile Toiletten benutzen müssen und die Hälfte der Zeit kein heisses Wasser gehabt. Die Abflüsse seien immer verstopft gewesen, erzählt sie. In den Käfigen wurden 35 bis 38 Menschen eingepfercht. «Sie haben kein Sonnenlicht. Es gibt keine Uhren. Sie wissen nicht einmal, wie spät es ist», schimpft die Frau. Sie bestätigte auch, dass an Regentagen das Wasser in die Zelte laufe und man dauernd von Mücken geplagt werde.
Regierung dementiert Hungerstreik
Aufgrund der menschenverachtenden Bedingungen in «Alligator Alcatraz» sei rund die Hälfte der Insassen in den Hungerstreik getreten, berichtete CNN. Das Heimatschutzministerium dementiert die Meldung auf X und bezeichnet sie als «Fake News».