Darum gehts
- Ukrainischer Junge überlebte Raketenangriff und spricht vor EU-Parlament
- Roman Oleksiw verlor seine Mutter und erlitt schwere Verbrennungen
- 11-Jähriger hatte über 35 Operationen und gewann Akkordeon-Wettbewerb
Als Roman Oleksiw (11) vor den Abgeordneten des Europäischen Parlaments in Strassburg steht, wird es still im Saal. Der 11-jährige Bub aus der Ukraine, dessen Körper von schweren Verbrennungen gezeichnet ist, erzählt seine Geschichte mit erstaunlicher Ruhe. Doch als er von den letzten Momenten mit seiner Mutter spricht, brechen viele Anwesende in Tränen aus – besonders die Übersetzerin kann ihre Stimme nicht halten und muss das Übersetzen abbrechen.
«Ich war mit meiner Mutter im Spital, als eine Rakete explodierte», sagt Roman. «Das war das letzte Mal, dass ich sie sah.» Er berichtet, wie er sie unter den Trümmern erkannte. «Ich verabschiedete mich von ihr. Dann fiel ich ins Koma.» Über hundert Tage lag er darin, danach folgten 35 Operationen. Der Applaus im Saal hält lange an.
«Alle Leichen waren verbrannt, viele verstümmelt»
Der Angriff ereignete sich im Juli 2022 in Winnyzja. Drei russische Raketen trafen ein Spital, in dem Roman Oleksiw und seine Mutter Halyna Oleksiw auf einen Arzttermin warteten. Mindestens 23 Menschen starben, darunter mehrere Kinder. Halyna Oleksiw wurde erst per DNA-Test identifiziert. «Alle Leichen waren verbrannt, viele verstümmelt», sagt Romans Vater Yaroslaw Oleksiw.
Roman Oleksiw selbst überlebte nur knapp. Die Druckwelle schleuderte ihn durch den Raum – möglicherweise sein Glück im Unglück. Mit gebrochenem Arm, gebrochenem Bein und Verbrennungen an fast der Hälfte seines Körpers sowie inneren Verletzungen konnte er sich aus den Trümmern retten. Die Ärzte gaben ihm kaum Überlebenschancen.
Über Polen kam er ins Unispital Dresden. Wochenlang lag er im künstlichen Koma, beatmet und ruhiggestellt. Zwei Jahre lang trug er Kompressionsverbände und eine Spezialmaske, über 30 Operationen hatte er bisher – und weitere werden folgen, vermutlich bis zu seinem 18. Geburtstag.
«Wenn wir zusammenhalten, sind wir stark»
Heute lebt Roman Oleksiw mit seinem Vater in Lwiw. Er geht zur Schule, hat Physiotherapie, Schwimmunterricht, Tanz- und Musikstunden. Besonders das Akkordeon hilft ihm: Das Drücken der Knöpfe stärkt seine vernarbten Finger. Vor kurzem gewann er bei einem internationalen Wettbewerb den ersten Preis.
Die Erinnerungen an seine Mutter begleiten ihn. Fast jeden zweiten Tag besucht die Familie ihr Grab. «Wenn wir über sie reden, ist das wie ein Strahl von Wärme», sagt sein Vater.
In Strassburg blickt Roman Oleksiw den Abgeordneten ins Gesicht und spricht von Stärke und Hoffnung: «Wenn wir zusammenhalten, sind wir stark. Geben wir niemals auf. Helfen wir weiter der Ukraine und ihren Kindern.»