Darum gehts
- Verhandlungen für Waffenstillstand zwischen Israel und Hamas laufen, Chancen unklar
- Netanyahu betont Israels Entschlossenheit, alle Kriegsziele in Gaza zu erreichen
- Hamas hat Kontrolle über 80 Prozent des Gazastreifens verloren
«Bis Ende dieser Woche» hiess es vonseiten des US-Sonderbeauftragten Steve Witkoff (68) am Dienstag. Auch Donald Trump (79) zeigte sich am Montag zuversichtlich. «Er will eine Lösung, ich will eine Lösung und ich glaube, die andere Seite will eine Lösung», sagte der US-Präsident vor dem zweiten Treffen mit dem israelischen Premierminister Benjamin Netanyahu (78).
Doch wie stehen die Chancen wirklich für einen Waffenstillstand zwischen Israel und der Terrororganisation Hamas, deren Krieg seit 2023 auf dem Rücken der palästinensischen Zivilbevölkerung ausgetragen wird?
Wer ist an den Verhandlungen beteiligt
Vor ihrem erneuten Treffen war nach Informationen der US-Nachrichtenseite «Axios» eine Delegation aus Katar im Weissen Haus eingetroffen und habe mehrere Stunden lang mit ranghohen Vertretern des Weissen Hauses gesprochen. Katar fungiert zusammen mit den USA und Ägypten als Vermittler zwischen Israel und der islamistischen Hamas.
Witkoff sagte in Washington: «Wir hoffen, dass wir bis zum Ende der Woche eine Vereinbarung haben werden, die eine 60-tägige Waffenruhe bringt.» Die «Times of Israel» allerdings zitierte in der Nacht einen arabischen Medienbericht, wonach eine weitere Runde der laufenden Vermittlungsgespräche in Katars Hauptstadt Doha ohne grosse Fortschritte verlief. Witkoff habe seine Abreise nach Doha deshalb verschoben, hiess es weiter. Ein Zeichen dafür, dass ein Deal noch nicht reif sei. Folgende Punkte könnten der Grund dafür sein:
Vertreter der Hamas sind nicht anwesend
Die islamistische Hamas habe die Kontrolle über 80 Prozent des Gazastreifens verloren, der Grossteil der Führungsriege sei tot, berichtete Anfang der Woche ein hochrangiger Hamas-Offizier der BBC. Seitdem füllten bewaffnete Clans das Machtvakuum. Die Hamas ist also keineswegs zerstört. Trotzdem sind bei den Verhandlungen keine Vertreter der Terrororganisation dabei.
Stattdessen wird die Hamas von den Kataris vertreten, während Israel, die USA und möglicherweise auch ein Vertreter des ägyptischen Geheimdienstes die Interessen Israels vertreten. Für zielführende und rasche Verhandlungen keine gute Voraussetzung. Wobei natürlich die Frage im Raum steht, inwiefern die Hamas überhaupt noch politische Entscheidungen trifft angesichts ihrer voranschreitenden Zerschlagung.
Netanyahu hält an Kriegszielen fest
In den letzten Wochen sah es auch so aus, als gäbe es kaum noch militärischen Widerstand in Gaza. Am Dienstag berichtete das Militär von fünf israelischen Soldaten, die durch eine platzierte Bombe getötet wurden. 14 weitere seien verletzt worden. Das deutet darauf hin, dass es doch noch Waffen und Widerstand in Gaza gibt.
Für einen Waffenstillstand ist dieser Umstand nicht förderlich. Insbesondere weil Netanyahu erneut betonte, dass Israel seine Aufgabe in Gaza zu Ende bringen müsse. Israel sei entschlossen, «alle Ziele des Krieges in Gaza zu erreichen: alle unsere Geiseln zu befreien, die militärischen und staatlichen Fähigkeiten der Hamas zu zerstören und sicherzustellen, dass von Gaza keine Bedrohung mehr für Israel ausgeht».
Israels Truppenrückzug
Ein weiterer Streitpunkt betreffe Medienberichten zufolge den teilweisen Rückzug der israelischen Streitkräfte während der Waffenruhe. Während der Vermittlungsgespräche sei über Karten mit eingezeichneten Truppenverlegungen diskutiert worden. Die Hamas fordert, dass sich die israelischen Streitkräfte auf die gleichen Linien zurückziehen wie vor dem Scheitern der vorherigen Waffenruhe im März. Israel lehnt dies ab.
Israel werde heute eine neue Reihe von Karten vorlegen, auf denen die vorgeschlagene Truppenverlegung dargestellt sei, nachdem die vorherige Version von der Hamas abgelehnt worden war, berichtete die «Times of Israel» unter Berufung auf eine mit den Verhandlungen vertraute Quelle. Ein Kompromiss in dieser Frage werde aber noch einige Zeit in Anspruch nehmen.