Donald Trump wundert sich
Wurde Joe Bidens Krebsdiagnose verheimlicht?

Joe Biden hatte als US-Präsident die beste medizinische Vorsorge der Welt. Wie ist es möglich, dass sein Krebs erst in einem relativ späten Stadium bemerkt wurde? Wurde seine Diagnose gar verheimlicht – so wie Bedenken über seinen geistigen Zustand?
Publiziert: 18:06 Uhr
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Aktualisiert: 20:51 Uhr
Joe Biden hat eine aggressive, fortgeschrittene, aber behandelbare Form von Prostatakrebs.
Foto: keystone-sda.ch
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Daniel JungRedaktor News

Verschiedene Präsidenten haben die Resultate ihrer Prostata-Screenings öffentlich gemacht. So etwa Donald Trump (78), Barack Obama (63) oder George W. Bush (78). Nicht so aber Joe Biden (82). Am Sonntagabend wurde nun bekannt, dass Biden eine aggressive Form von Prostatakrebs in einem fortgeschrittenen Stadium hat. 

Neben Genesungswünschen wurden sofort auch kritische Fragen laut. «Ich bin überrascht, dass die Öffentlichkeit nicht viel früher informiert wurde», sagte Trump am Montag vor Journalisten im Weissen Haus. Er deutete eine mögliche Vertuschung der Krebsdiagnose an. Dabei geht es um viel.

«Jemand verschweigt die Fakten»

Trump betonte, dass die Resultate seiner letzten eigenen Untersuchung erst kürzlich veröffentlicht wurden. Bezüglich Bidens Prostatakrebs wies er darauf hin, dass es lange dauere, «bis man Stufe neun einer Krebserkrankung erreicht». 

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Zweifel an Joe Bidens Gesundheit hatten im vergangenen Jahr zu seinem Rückzug aus dem Wahlkampf geführt.
Foto: keystone-sda.ch

Trump impliziert, dass Tests während Bidens Amtszeit die Anzeichen der Krankheit hätten aufzeigen können. Er machte den Arzt des Ex-Präsidenten mitverantwortlich. «Wenn man sich das anschaut, ist es derselbe Arzt, der gesagt hat, Joe sei kognitiv in Ordnung.» Trump fügte hinzu, dass es eine sehr traurige Situation sei – man müsse aber genau herausfinden, was passiert sei. Denn jemand verschweige die Fakten. 

Bidens Büro hatte zuvor die Diagnose öffentlich gemacht. Es handle sich um eine weit fortgeschrittene, aber behandelbare Form von Prostatakrebs, der bereits auf die Knochen gestreut habe. Doch schon vor dieser Diagnose wurde in den USA wieder heftig über den Gesundheitszustand des ehemaligen Präsidenten debattiert. 

«Ich bin überrascht, dass die Öffentlichkeit nicht schon lange informiert wurde»
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Trump über Bidens Diagnose:«Es ist eine sehr traurige Situation»

Neues Enthüllungsbuch

Heute erscheint das Buch «Original Sin» der beiden Journalisten Jake Tapper (56, CNN) und Alex Thompson (51, «Axios»). Auf Deutsch heisst es «Hybris: Verfall, Vertuschung und Joe Bidens verhängnisvolle Entscheidung». Es zeichnet ein düsteres Bild des körperlichen und geistigen Verfalls. Basierend auf über zweihundert Interviews mit Insidern aus Bidens Umfeld und der demokratischen Partei beschreiben die Autoren, wie Bidens engster Kreis systematisch versuchte, seinen Gesundheitszustand vor der Öffentlichkeit zu verbergen. Eine wichtige Rolle spielte dabei First Lady Jill Biden (73). 

Im Juni 2024 soll Joe Biden etwa den Schauspieler George Clooney (64) nicht erkannt haben, obwohl er ihn seit Jahren kannte. Audio-Aufnahmen aus einer Befragung durch Sonderermittler Robert Hur (52) vom Oktober 2023 zeigen, dass Biden Schwierigkeiten hatte, sich an wichtige Daten seines Lebens zu erinnern, etwa das Todesjahr seines Sohnes Beau (2015). Hur beschrieb Biden darauf als «sympathischen, wohlmeinenden, älteren Mann mit schlechtem Gedächtnis».

Erst nach der desaströsen TV-Debatte gegen Trump im Juni 2024 und einem kritischen Meinungsbeitrag von Clooney in der «New York Times» wuchs der Druck, worauf Biden am 21. Juli 2024 seinen Rückzug bekannt gab.

«Einer der grossen Skandale der modernen Politik»

Trump-Anhänger nutzen die Enthüllungen, um Bidens Arzt und die Demokraten anzugreifen. Dabei ist auch ein Video vom Juli 2022 wieder aufgetaucht, in dem Biden erklärt, dass er Krebs habe. Das Weisse Haus erklärte damals, dass sich Biden auf eine Form von Hautkrebs bezogen habe, unter welcher er litt. 

Umfragen zeigen jedoch, dass schon letztes Jahr etwa drei Viertel der US-Bevölkerung Bedenken über Bidens Gesundheit hatten. Dabei wird immer klarer, dass Bidens Verfall 2023 und 2024 systematisch vor der Öffentlichkeit verborgen wurde. 

«Die Vertuschung von Bidens geistigem Verfall wird als einer der grossen Skandale der modernen Politik in die Geschichte eingehen», schrieb das «Wall Street Journal». Das Vorgehen führte unter anderem dazu, dass es in der demokratischen Partei keine offene Ausmarchung um die Nachfolge Bidens gab – was den Sieg von Trump im letzten November begünstigt hat.

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