Darum gehts
- Taschengeld-Treffen: Perfide Masche zur sexuellen Ausbeutung Minderjähriger im Internet
- Täter nutzen Kleinanzeigenportale und verschlüsselte Messenger-Dienste für anonyme Kontakte
- Meist Männer über 40 bieten Minderjährigen Geld oder Geschenke für sexuelle Handlungen
Beim Begriff «Taschengeld-Treffen» solltest du hellhörig werden. Denn dahinter steckt eine perfide Masche, Minderjährige gezielt zu kontaktieren und sexuell zu missbrauchen.
Die Täter – meist Männer über 40 – stellen über das Internet, etwa über Kleinzeigenportale, vermeintlich harmlose Angebote für einen Nebenverdienst ein, warnt das deutsche Landeskriminalamt NRW. Minderjährige stossen auf die sogenannten «Taschengeld-Treffen» und werden über die angeblich simple Art, sich etwas Sackgeld zu verdienen, angelockt.
Sexuelle Handlungen gegen Geld oder Geschenke
Ist das Interesse bei ihren Opfern geweckt, verlagern die Täter die Kommunikation auf private und verschlüsselte Messenger-Dienste. Der Kontakt bleibe dabei anonym, bis es zur Tat komme, schreibt das Landeskriminalamt NRW in einer Medienmitteilung.
Verwendet würden dabei Kürzel wie «TG-T» für «Taschengeld-Treffen» oder «BMB» für «Bitte mit Bild», um sexuelle Handlungen gegen geringe Geldbeträge oder Geschenke anzubieten oder zu erbitten.
Jugendlichen ist die Gefahr oft nicht klar
In einem Interview auf der Webseite der Initiative «Schau hin! Was dein Kind mit Medien macht» betont Sozialarbeiterin Alina Prophet: «Bei dieser Form der Treffen handelt es sich um Prostitution, auch wenn dies nicht explizit benannt wird und sich die Anbietenden häufig nicht als Prostituierte bezeichnen.»
Die Sozialarbeiterin warnt zudem davor, dass die Treffen überwiegend draussen – etwa in Autos oder bei den Kunden zu Hause stattfinden würden. Die Gefahr sei gross und den Jugendlichen oft nicht klar: «Es kann beispielsweise zu Übergriffen, Vergewaltigungen oder einer Zahlungsverweigerung kommen.»
Hinzu komme, dass die meisten Jugendlichen niemanden von den Treffen erzählten – im Notfall sei ihr Aufenthaltsort daher nicht bekannt.
Die Masche ist auch in der Schweiz bekannt
Doch wie sieht die Lage bei uns aus? Auch in der Schweiz sei die Masche «Taschengeld-Treffen» als Phänomen aus Deutschland bekannt, erklärt Beatrice Kübli von der Schweizerischen Kriminalprävention (SKP) auf Blick-Anfrage. In der Schweiz gebe es ähnliche Fälle, erklärt sie.
Auch die Kantonspolizei Zürich hat Kenntnis von der Masche. In der Schweiz trete sie jedoch selten auf, erklärt Mediensprecher Roger Bonetti auf Blick-Anfrage. Doch aufpassen müsse man stets: «Grundsätzlich gilt: Wenn jemand online einem Kind oder Jugendlichen ‹Taschengeld› anbietet, ist immer Vorsicht geboten.»
So kannst du dein Kind auf Risiken aufmerksam machen
Doch wie schütze ich mein Kind vor einem solchen Missbrauch? «Sprechen Sie offen mit dem Kind über solche Situationen und machen Sie auf die möglichen Risiken aufmerksam», rät der Mediensprecher der Kantonspolizei Zürich.
Und wie erkenne ich, ob mein Kind bereits Opfer einer solchen Masche geworden ist? Dafür gibt es gewisse Anzeichen: «Veränderungen wie Rückzug, Stimmungsschwankungen oder unerklärliche neue Gegenstände können Hinweise auf Belastungen oder problematische Kontakte sein», sagt Bonetti von der Kantonspolizei Zürich.
Ist bereits etwas vorgefallen, sollte man sich umgehend an die Polizei wenden. Bei Bedarf können dort auch die passenden Beratungsstellen vermittelt werden.