«Die Bank sagt, ich sei selbst schuld»
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Hacker ergaunern 20'000 CHF:«Die Bank sagt, ich sei selbst schuld»

Ganzes Konto leer geräumt – Berner Ehepaar Jost ist pleite
«Uns wurden 20'000 Franken gestohlen, und die Bank lässt uns allein!»

Peter und Anne-Marie Jost sind im Juli Opfer eines E-Banking-Betrugs geworden. Die Täter hatten die Website der Berner Kantonalbank täuschend echt nachgestellt. Das Ehepaar gab nichtsahnend seine Zugangsdaten ein – und verlor dadurch das gesamte Ersparte.
Publiziert: 00:01 Uhr
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Aktualisiert: 08:39 Uhr
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Ein falscher Klick, und knapp 20'000 Franken haben sich in Luft aufgelöst.
Foto: Florin Schranz

Darum gehts

  • Ehepaar Jost verliert 20'000 Franken durch E-Banking-Betrug
  • BEKB erstattet 30 Prozent des verlorenen Vermögens zurück
  • Peter Jost war 45 Jahre lang Lastwagenfahrer, Geld ist knapp
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Florin SchranzRedaktor News

Peter Jost (73) wollte sich am 7. Juli 2025 wie gewohnt in sein E-Banking einloggen. Was der Senior dabei nicht bemerkte: Seine Suchmaschine führte ihn auf eine gefälschte Bank-Seite. Nun ist das Ehepaar Jost das ganze Ersparte los. «Uns wurden 20'000 Franken gestohlen, und die Bank lässt uns allein!»

Das Konto war plötzlich leer

Gestohlen wurde auch der Solidaritätsbeitrag, den Anne-Marie Jost (71) vom Bund erhalten hatte, weil sie als Kind verdingt worden war. Der Bund hatte ehemaligen Verdingkindern den Beitrag von 25'000 Franken als Zeichen der Anerkennung für das erlittene Unrecht zugesprochen. Dass nun auch dieses Geld, beziehungsweise was davon übrig blieb, weg ist, trifft das Ehepaar nicht nur finanziell, sondern auch emotional besonders hart.

Die Masche: Betrüger bauen die Login-Seite einer Bank täuschend echt nach. Kundinnen und Kunden suchen ihre Bank per Suchmaschine, klicken auf die gefälschte Website und geben dort ihr Passwort ein. So fangen die Täter die Zugangsdaten ab – und überweisen das Geld über mehrere Zwischenkonten. Meist ins Ausland. Wie Blick jüngst im Fall des Betrügers «Peter Zulauf» zeigte, werden dabei teils auch ahnungslose Schweizer Rentner zu unfreiwilligen Mittätern, indem sie ihr Konto für Geldtransfers zur Verfügung stellen.

45 Jahre gearbeitet – und alles verloren

Peter Jost fährt 45 Jahre lang Lastwagen, leistet harte Arbeit. Jeden Monat legen er und seine Frau etwas Geld auf die Seite. Sie kaufen sich einen Camper. Mit einem Teil des Geldes, das Anne-Marie Jost als ehemaliges Verdingkind erhalten hat, lassen sie Reparaturen am Wohnwagen durchführen. Nun ist all ihr Geld weg. «Ich konnte nicht mal mehr unsere Krankenkasse bezahlen, ich musste meine Schwester um Geld bitten», sagt Peter Jost.

Laut Peter Jost ging das Paar am Tag nach dem Schock zur Polizei und an den Schalter der Berner Kantonalbank (BEKB). Dort seien sie zunächst beschwichtigt worden. Man habe ihnen gesagt, das Geld befinde sich auf einem Konto der Thurgauer Kantonalbank und könne problemlos zurückgefordert werden.

Zwei Tage später habe die BEKB jedoch mitgeteilt: Das Geld sei verloren, eine Rückholung unmöglich. Laut den beiden habe man ihnen am Schalter gesagt: «Selber schuld.» Das Ehepaar zeigt sich enttäuscht darüber, wie mit ihnen umgegangen wurde, obwohl sie seit 50 Jahren Kunden der BEKB sind.

Bank zahlt nur einen Teil zurück

«Ich sollte meine Zähne machen lassen, das liegt jetzt einfach nicht mehr drin, wenn wir das Geld nicht zurückerhalten», sagt Anne-Marie Jost mit Tränen in den Augen.

In einem Schreiben an das Ehepaar, das Blick vorliegt, betont die BEKB, die Verantwortung liege allein bei Peter Jost. Die Bank zeigt sich jedoch kulant und will 30 Prozent des verlorenen Vermögens zurückerstatten, rund 6000 Franken. Sollte das Geld wiedergefunden werden, müsse dieser Betrag zurückbezahlt werden.

Auf Nachfrage schreibt die Bank weiter: «Leider versuchen Betrüger immer wieder, durch täuschend echt gefälschte Internetseiten oder Phishing-Mails an Zugangsdaten zu gelangen. Grundsätzlich trüge bei solchen Betrugsfällen der Kontoinhaber die Verantwortung.»

Hoffnung auf Versicherungsschutz

Das Ehepaar ist nun dabei, abzuklären, ob ihre Versicherung einen Teil des Schadens übernimmt. Gemäss «Beobachter» bieten inzwischen fast alle Versicherer spezielle Policen gegen Cyberkriminalität an. Sie sollen Daten retten und finanzielle Schäden ausgleichen – etwa dann, wenn Betrüger beim E-Banking das Konto leer räumen. Doch der Schutz ist nicht immer nötig: Viele Risiken sind bereits durch bestehende Hausrats- oder Rechtsschutzversicherungen gedeckt.

Während Banken und Versicherer über Cybercrime diskutieren, bleibt für das Ehepaar Jost nur die Leere: Das Geld ist weg, die Ersparnisse eines ganzen Lebens – eine kleine Unaufmerksamkeit kostete sie ihr Vermögen.

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