Darum gehts
- Hektoria-Gletscher in der Antarktis zerfällt rapide, Forscher beobachten beispiellosen Rückzug
- Kettenreaktion durch Verlust des Larsen-B-Schelfeises 2002 löste Zerfall aus
- Gletscher wich zwischen November und Dezember 2022 mehr als acht Kilometer zurück
Der Hektoria-Gletscher in der Antarktis hat einen beispiellosen Zerfall erlebt, wie die «Süddeutsche Zeitung» berichtet. Naomi Ochwat, eine Postdoktorandin an der Universität von Colorado, entdeckte schon im Frühjahr 2023 anhand von Satellitenbildern, dass sich der Gletscher in einem atemberaubenden Tempo zurückzog.
Diese Beobachtung führte zu einer detaillierten Untersuchung, die zeigte, dass der Hektoria-Gletscher zwischen November und Dezember 2022 mehr als acht Kilometer zurückgewichen war – ein Rekord in der Satellitenära, die in den 1970er-Jahren begann. Bis März 2023 verlor der Gletscher 84 Quadratkilometer an Eis.
Geometrie wird Hektoria-Gletscher zum Verhängnis
Die Ursache für diesen rapiden Zerfall liegt in einer Kettenreaktion, die durch den Abbruch des Larsen-B-Schelfeises im Jahr 2002 ausgelöst wurde. Ohne diese stabilisierende Eisplatte beschleunigte sich das Abgleiten des Hektoria in den angrenzenden Fjord.
in vorübergehender Schutz durch landfestes Eis, das sich 2011 im Fjord angesammelt hatte, brach 2022 zusammen, was den Gletscher der vollen Kraft des Südpolarmeeres aussetzte.
Die besondere Geometrie des Gletschers spielte beim Zusammenbruch eine entscheidende Rolle. Er lag auf einem flachen Felsbett unter dem Meeresspiegel und wurde durch Meerwasser unterspült. Dies führte zur Bildung von Spalten und dem Abbrechen grosser Eisblöcke.
Auch in der Schweiz verschwinden die Gletscher
Bei einem Überflug im Februar 2024 beschrieb Ochwat die Szene als «ein Trümmerfeld aus Eisbergen». Der renommierte Polarforscher Ted Scambos warnt in dem Artikel der «Süddeutschen» vor einer beschleunigten Erhöhung des Meeresspiegels, sollten grössere Gletscher ähnliche Zerfallsmuster zeigen. Viele Gletscher ruhen auf ähnlichen flachen Untergründen. Verlieren sie durch Erwärmung oder den Verlust von schützendem Meereis an Dicke, könnte ihnen ein ähnliches Schicksal drohen. Die Folge: der Meeresspiegel steigt.
Auch in der Schweiz ist der Gletscherschwund ein Problem. Seit dem Jahr 2000 hat sich das Gletschervolumen hierzulande um fast 40 Prozent verringert – ein mittlerer Verlust von mehr als einem Meter Eisdicke pro Jahr.