Darum gehts
- Israel startet Offensive zur Einnahme von Gaza-Stadt und Entwaffnung der Hamas
- Israel plant sichere Evakuierung und Versorgung der Zivilbevölkerung im Süden
- Ein Drittel der Kinder in Gaza ist laut Uno unterernährt
Anfang August wurde bekannt, dass die israelische Armee plant, ihr Vorgehen in Gaza auszuweiten. Israels Führung will die Stadt Gaza komplett einnehmen und die islamistische Hamas entwaffnen. Das israelische Sicherheitskabinett stimmte dem Plan zu.
Nun soll dieses Vorhaben laut Medienberichten in die Tat umgesetzt werden. Es heisst, Israel starte die «erste Phase des Angriffs» auf Gaza-Stadt. Gegenüber der «Jerusalem Post» erklärte Effie Deffrin, Sprecher der israelischen Streitkräfte und Brigadegeneral: «Unsere Streitkräfte kontrollieren bereits die Aussenbezirke der Stadt.»
Schutz der Zivilbevölkerung
Die israelischen Streitkräfte würden jedoch daran arbeiten, «ausreichend Platz für die Zivilbevölkerung im Gazastreifen bereitzustellen». Dies soll geschehen, damit sie sicher evakuiert werden sowie Hilfe und medizinische Versorgung erhalten können. Die Menschen sollen sich in Zeltlager im südlichen Teil des Gazastreifens zurückziehen. Die mehrfachen internationalen Vorwürfe, Israel blockiere systematisch die humanitäre Versorgung der Zivilbevölkerung, weist das Militär jedoch entschieden zurück.
Gemäss Uno-Angaben hat sich die Zahl der unterernährten Kinder im Gazastreifen seit März verdreifacht. In der Stadt Gaza sei nahezu ein Drittel der Kinder unterernährt, schrieb Philippe Lazzarini (61), der Leiter des Uno-Hilfswerks für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA) auf der Plattform X.
Das sei eine sechsmal so hohe Zahl wie vor dem Ende der Waffenruhe im März und der Blockade des Gazastreifens. «Das ist keine Naturkatastrophe. Es ist menschengemachtes, vermeidbares Verhungern», schrieb er.
Demonstrationen und Pläne
Wie genau diese «erste Phase» nun abläuft und wie die versprochenen Pläne zum «Schutz der Zivilbevölkerung» tatsächlich aussehen, ist unklar. Es wird befürchtet, dass die Offensive die bereits katastrophale Situation der rund zwei Millionen Einwohner im abgeriegelten Gazastreifen weiter verschärfen wird.
In Israel gehen seit Monaten immer wieder Tausende auf die Strasse, um gegen den Krieg in Gaza und für die Freilassung der Geiseln zu demonstrieren. Der militärische Druck habe nicht nur Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung in Gaza. Die Angehörigen der verbliebenen 50 Geiseln, von denen mindestens 20 noch am Leben sein sollen, befürchten das Schlimmste für ihre Familienmitglieder.
Militärischer Druck rette Geiseln nicht, sondern töte sie, sagte Ofir Braslavski, der Vater von Rom Braslavski. Die Hamas hatte Anfang August ein Video des jungen Mannes verbreitet, auf dem dieser ausgezehrt und stark geschwächt gezeigt wurde. «42 Geiseln kamen zu Fuss nach Gaza und kehrten in Leichensäcken zurück. Ich möchte nicht, dass mein Kind Nummer 43 ist,, sagte Braslavski. «Mein Kind ist hungrig, durstig, verängstigt, gefoltert, stirbt. Und niemand hat das Recht, ihn zum Tode zu verurteilen.»
Angehörige nennt Mission sinnlos
Macabit Mayer, die Tante der Zwillingsbrüder Gali und Ziv Berman, warf Netanjahu vor, Zehntausende weiterer Reservisten für eine «sinnlose Mission» rekrutiert zu haben, die «unsere Liebsten und sie selbst in Gefahr bringt».