Darum gehts
- Berliner Mann nach Stammzelltransplantation von HIV geheilt, medizinischer Durchbruch
- Heilung ohne genetisch geschützte Spenderzellen widerlegt bisherige Annahmen
- Patient blieb sechs Jahre ohne HIV-Nachweis und Therapie
Ein 60-jähriger Mann aus Berlin gilt mehr als sieben Jahre nach einer Stammzelltransplantation als von HIV geheilt – ein medizinischer Durchbruch, der weltweit für Aufsehen sorgt und vielen Menschen neue Zuversicht gibt. Der Fall, bekannt als der «zweite Berliner Patient», wurde nun erneut wissenschaftlich bestätigt und zeigt: Heilung ist nicht nur ein theoretisches Ziel, sondern real möglich. Er ist damit erst der siebte Mensch weltweit, der von HIV geheilt ist.
Der Mann war ursprünglich wegen einer schweren Leukämie behandelt worden und erhielt 2015 eine Stammzelltransplantation. Dieses hochkomplexe Verfahren kommt ausschliesslich bei schweren Krebserkrankungen zum Einsatz, nicht jedoch zur HIV-Therapie.
Doch bei ihm brachte es einen unerwarteten Zusatznutzen: Bereits drei Jahre nach der Transplantation konnte er seine HIV-Medikamente absetzen – seither bleibt das Virus verschwunden. Sechs Jahre ohne Nachweis von aktivem HIV, ohne erneute Therapie: ein medizinisches Wunder, das nun als anhaltende Heilung gewertet wird.
Bisherige Annahme widerlegt
Was den Fall so besonders macht: Die gespendeten Stammzellen stammten nicht von einer Person, die von Natur aus gegen HIV geschützt ist. Frühere Heilungen gelangen meist nur dann, wenn Spenderinnen oder Spender eine seltene genetische Besonderheit aufwiesen. Beim Berliner Patienten war das nicht der Fall. Damit widerlegt sein Verlauf die bisherige Annahme, dass dieser genetische Schutz zwingend nötig sei.
Die Forschenden gehen davon aus, dass das Immunsystem des Patienten eine entscheidende Rolle spielte. Rund um die Transplantation kam es zu einer besonders starken Abwehrreaktion, die offenbar half, verbliebene Virusreste zu eliminieren. Zudem dürfte eine milde, aber hilfreiche Immunaktivität des Körpers selbst den Erfolg unterstützt haben.