Darum gehts
- J. D. Vance macht oft Ferien als US-Vizepräsident, Gründe dafür unklar
- Politikwissenschaftler vermutet mögliche Absicht, Vance auf Distanz zu halten
- Durchschnittliche US-Arbeitnehmer haben nur 11 bis 20 Ferientage pro Jahr
Im Januar dieses Jahres hat J. D. Vance (41) seine Stelle als Vizepräsident der Vereinigten Staaten angetreten. Seither wurde er rund um den Globus gesichtet – etwa in Vermont beim Skifahren, im Disneyland oder beim Fischen in Grossbritannien.
In den ersten sieben Monaten seiner Amtszeit hat Vance Schätzungen zufolge bereits achtmal Ferien gemacht. Das dürfte kein Zufall sein. Matthew Beckmann, Professor für Politikwissenschaft an der Universität Kalifornien in Irvine, hat den Vizepräsidenten genaustens analysiert.
«Will Präsident ihn fernhalten?»
Dem Politikwissenschaftler zufolge dürften die vielen Ferien mit Vances Amt und US-Präsident Donald Trump (79) selbst zu tun haben. Vizepräsidenten würden «am Rand des Präsidentenlebens gehalten, ausserhalb seines inneren Zirkels, weit weg vom Oval Office», erklärt Beckmann.
Der Professor weiter: «Die eigentliche Frage ist, wer den Terminkalender des Vizepräsidenten bestimmt. Will der Vizepräsident lieber fernbleiben, oder will der Präsident ihn fernhalten?»
Unter dem ehemaligen US-Präsidenten Jimmy Carter (1924–2024) gewann die Rolle des Vizepräsidenten zwar an Bedeutung. Trotzdem sei das Amt laut Beckmann bis heute eher symbolischer Natur. «Manche Leute sagen: ‹Ferien bedeutet, den ganzen Tag nichts zu tun zu haben.› Andere sagen dasselbe über das Amt des Vizepräsidenten.»
Demokraten nörgeln – Republikaner schlagen zurück
Die Demokraten ärgern sich über die vielen Ausflüge des Vizes und kritisieren: «Es ist klar, dass sich Vance den Superreichen verpflichtet fühlt, mit denen er Ferien macht – und nicht den arbeitenden Amerikanern, die unter der Politik von Trump und Vance leiden», sagte Kendall Witmer vom Nationalen Komitee der Demokraten in einer Erklärung.
Vance selbst würde das wohl bestreiten. Auch, weil der 41-Jährige nicht nur «Ferien» gemacht hat. Er hat die Ausflüge ins Ausland oft mit beruflichen Terminen kombiniert. Die Republikaner schlagen deshalb zurück: «Die Demokraten lügen schamlos über Vizepräsident Vance und die äusserst erfolgreiche Bilanz der Trump-Regierung auf der Weltbühne.» Vance habe in vielen Politikbereichen wichtige Gespräche geführt und sich mit allen möglichen Akteuren getroffen.
«Hatten eine sehr schöne Zeit»
Bei der amerikanischen Bevölkerung dürften die vielen Reisen des J. D. Vance nicht nur auf Freude stossen. Durchschnittliche Arbeitnehmer in den USA haben im Jahr nur knapp 11 bis 20 Ferientage, abhängig von Branche und Dienstalter.
Trotzdem scheint sich der Vizepräsident nicht schlecht zu fühlen. In einem Podcast erklärte der Republikaner zu seinem Ausflug ins Disneyland: «Es tut mir leid für alle, die im Disneyland waren und lange Warteschlangen in Kauf nehmen mussten. Aber wir hatten eine sehr schöne Zeit.»