Darum gehts
Obwohl sein Onlineshop schon Mützen mit der Aufschrift «Trump 2028» verkauft, strebt Donald Trump (78) nun doch keine dritte Amtszeit an, wie er selbst sagt. Vielmehr bringt er mögliche Nachfolger ins Spiel: Vizepräsident J. D. Vance und Aussenminister Marco Rubio. Aber auch überraschende Kandidaten stehen bereits in den Startlöchern.
Philipp Adorf, USA-Experte an der Universität Bonn, schätzt die möglichen Trump-Nachfolger ein und warnt: Die Politik im Weissen Haus könnte nach Trump noch radikaler werden!
In den vergangenen Wochen hatte Trump immer wieder Spekulationen angeheizt, dass er 2028 erneut als Präsidentschaftskandidat antreten könnte. Er sagte dies, obwohl die US-Verfassung maximal zwei Amtszeiten erlaubt. Trump sprach aber von «Methoden», die ihm eine Verlängerung im Weissen Haus ermöglichen würden.
Nun krebst er zurück. In einem Interview mit NBC stellte er in Aussicht, sein Amt in vier Jahren «an jemanden zu übergeben – idealerweise an einen grossartigen Republikaner». Dabei erwähnte er Vance und Rubio. Die möglichen Nachfolger:
J. D. Vance (40), der Trump-Troll
Der nationalkonservative US-Vizepräsident kämpft an Trumps Seite mit dem Zweihänder. Er staucht den ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski (47) zusammen und liest den verweichlichten Europäern die Leviten. «Vance steht Trump ideologisch so nahe wie kein anderer möglicher Kandidat», sagt Adorf.
Unter Vance, der Sympathien für illiberale Politiker wie Viktor Orban und für Parteien wie die AfD zeigt, dürfte es laut Adorf weitere Allianzen mit Autokratien geben. Adorf: «Vance würde das Trump-Erbe nicht nur weitertragen, sondern in Teilen sogar radikalisieren.»
Marco Rubio (53), der Brückenbauer
Mit dem heutigen Aussenminister könnte die Welt immerhin ein wenig aufatmen. Der Sohn kubanischer Einwanderer und ehemalige Trump-Rivale hat zwar eine harte Linie, gilt aber im Umgang als charismatisch und moderat.
Es ist offen, ob Rubio seinen Ton in jüngster Zeit verschärft hat, um Trump zu gefallen, oder ob es sich um eine Kehrtwende handelt. Adorf: «Rubio würde versuchen, zwischen dem harten Maga-Flügel und dem pragmatischeren republikanischen Establishment eine Brücke zu schlagen.»
Nikki Haley (53), die Gemässigte
Im letzten parteiinternen Wahlkampf war sie erfolglos gegen Trump angetreten. Die ehemalige Gouverneurin von South Carolina und US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen wird vom Establishment-Flügel der Partei getragen.
Sie gilt als gemässigt, was die Beziehungen zu Europa verbessern würde. Adorf: «In der heutigen, vom Trumpismus geprägten Partei dürfte es ihr aber schwerfallen, ohne schärfere Töne politisch Fuss zu fassen.»
Vivek Ramaswamy (39), der Musk-Klon
Der Pharmaunternehmer ist eine Kopie von Elon Musk (53). «Seine Ideen sind oft radikal, sein Ton konfrontativ», sagt Adorf. Der Sohn indischer Eltern plädiert für einen drastischen Rückbau staatlicher Institutionen, propagiert kulturellen Antiwokeness-Aktivismus und setzt auf wirtschaftliche Deregulierung.
Ende 2024 zog er sich den Unmut der Maga-Bewegung zu, als er sich für eine Ausweitung von Visaprogrammen aussprach. Adorf: «Seine Position innerhalb des trumpistischen Lagers ist seither geschwächt.»
Nullnummer bei Demokraten
Bleibt noch die Frage: Wen bringen die Demokraten, um 2028 die republikanische Trump-Festung zu knacken? Gavin Newsom (57), Gouverneur von Kalifornien, der sich gegen progressive Strömungen wehrt? Den ehemaligen Verkehrsminister Pete Buttigieg (43), dessen Homosexualität ein Hindernis werden könnte? Oder die linke Abgeordnete Alexandria Ocasio-Cortez (35)?
Adorf bilanziert: «Innerhalb der Demokratischen Partei ist ein deutlicher Richtungsstreit zu beobachten. Er ist dafür mitverantwortlich, dass der Partei bislang keine klare und durchschlagskräftige Gegenstrategie zu Trump gelungen ist.»