Darum gehts
- Russlands Aussenminister Sergei Lawrow fehlt bei wichtigen Treffen
- Mehrere Verbündete von Wladimir Putin haben seit Kriegsbeginn an Einfluss verloren
- Das ist aus ehemaligen Figuren aus dem inneren Machtzirkel in Moskau geworden
Ist der russische Aussenminister Sergei Lawrow (75) bei Präsident Wladimir Putin (73) in Ungnade gefallen? Seit dem Telefonat Lawrows mit seinem US-Kollegen Marco Rubio (54) und dem Scheitern des Treffens zwischen US-Präsident Donald Trump (79) und Putin in der ungarischen Hauptstadt Budapest ist es verdächtig ruhig geworden um den Spitzendiplomaten. Am Mittwoch fehlte Lawrow bei einer Sitzung des russischen Sicherheitsrats – russische Medien spekulieren, Putin habe Lawrows ruppiger Umgangston beim Telefonat mit Rubio gestört. Der Aussenminister wird gemäss Kreml auch nicht zum nächsten G20-Gipfel in Südafrika reisen.
Offiziell dementiert der Moskau, dass Lawrow bei Putin in Ungnade gefallen ist. Er wäre aber nicht der erste Verbündete, der es mit Putin verscherzt hat. Wir erinnern uns: Seit Beginn des Ukraine-Kriegs haben sich zahlreiche Helfer aus dem inneren Machtzirkel im Kreml verabschiedet.
Ramsan Kadyrow
Seit 2007 ist Ramsan Kadyrow (49) Präsident der russischen Teilrepublik Tschetschenien. Kadyrow, der in westlichen Medien auch als «Putins Bluthund» bezeichnet wird, hat sich immer als ein treuer Verbündeter des russischen Präsidenten hervorgetan. So schickte er gleich am Anfang des Kriegs tschetschenische Soldaten in die Ukraine. Im Oktober 2022 erklärte Kadyrow gar, dass seine drei minderjährigen Söhne im Alter von damals 14, 15 und 16 Jahren an die Front reisen würden, um dort mit den russischen Truppen zu kämpfen. Inzwischen ist es ruhig geworden um Kadyrow. Schuld daran ist offenbar sein Gesundheitszustand: Medienberichten zufolge leidet er an einer chronischen Bauchspeicheldrüsenentzündung ohne Chance auf Genesung. Jetzt soll einer seiner Söhne als Nachfolger für den Präsidentenposten aufgebaut werden.
Jewgeni Prigoschin
Jewgeni Prigoschin (1961–2023) war der Anführer der berüchtigten russischen Söldnertruppe Wagner. Mit seiner Privatarmee war er zunächst massgeblich am Krieg in der Ukraine beteiligt. Wagner sorgte vor allem mit der Eroberung der monatelang umkämpften ostukrainischen Stadt Bachmut im Frühjahr 2023 für Aufsehen. Prigoschin lieferte sich öffentlich heftige Auseinandersetzungen mit der russischen Führung, der er vorwarf, Wagner die Munitionslieferungen vorzuenthalten. Nach der Eroberung Bachmuts zog er seine Kämpfer aus der Ukraine ab und leitete einen bewaffneten Aufstand. Der Marsch der Wagner-Söldner auf Moskau konnte durch Verhandlungen gestoppt werden. Zwei Monate nach seinem gescheiterten Putschversuch kam Prigoschin bei einem Flugzeugabsturz in der Region Twer nordwestlich von Moskau ums Leben.
Dmitri Utkin
Die Nummer zwei bei Wagner war Dmitri Utkin (1970–2023), Mitbegründer der Söldnertruppe und der militärische Kopf der Gruppe. Vor seiner Tätigkeit bei Wagner war Utkin beim russischen Militär und dessen Nachrichtendienst tätig. Er war an Einsätzen in Tschetschenien, Syrien und in der Ukraine beteiligt. Utkin wurde nachgesagt, ein Verehrer von Adolf Hitler zu sein. Ihm soll die Söldnertruppe den Namen verdanken, angeblich eine Anspielung auf Richard Wagner, Hitlers Lieblingskomponisten. Utkin starb zusammen mit Prigoschin beim Flugzeugabsturz im August 2023 in der russischen Oblast Twer.
Sergei Schoigu
Sergei Schoigu (70) war fast zwölf Jahre lang russischer Verteidigungsminister. Er galt lange als einer der engsten Verbündeten von Präsident Putin. Seit Mai 2024 ist er Sekretär des Sicherheitsrats der Russischen Föderation. Korruptionsvorwürfe und Kritik gegen Schoigu nach der Wagner-Meuterei sorgten nach dem Abtritt als Verteidigungsminister für Spekulationen, dass er bei Putin in Ungnade gefallen sein könnte. Als Sekretär des Sicherheitsrats ist Schoigu zwar mehr im Hintergrund tätig, aber weiterhin eng in die russische Sicherheits- und Verteidigungspolitik eingebunden.
Sergei Surowikin
Von Oktober 2022 bis Januar 2023 war Sergei Surowikin (59) Oberbefehlshaber der russischen Streitkräfte in der Ukraine. Die nach ihm benannte «Surowikin-Linie», eine massive russische Verteidigungsanlage in der Südukraine, spielte eine entscheidende Rolle bei der Abwehr der ukrainischen Offensive im Jahr 2023. Surowikin wurde im Januar 2023 zum stellvertretenden Kommandeur degradiert. Nach dem gescheiterten Wagner-Aufstand, bei dem er Berichten zufolge Sympathien für Prigoschin hegte, wurde er als Kommandeur der russischen Luft- und Weltraumkräfte entlassen und verschwand für einige Zeit aus der Öffentlichkeit. Trotz seiner Entlassung behielt er seinen Generalsrang und wurde schliesslich nach Afrika entsandt, um dort russische Militärinteressen zu vertreten.