Darum gehts
- Hamas lässt letzte Geiseln frei. Israel beginnt Freilassung palästinensischer Häftlinge
- Konflikt weitete sich aus: Iran griff Israel direkt an
- Über 67'100 Menschen laut Hamas-Behörden durch israelische Offensive getötet
Sie fallen sich in die Arme, weinen und küssen sich: Die Gaza-Geiseln sind frei. Nach 738 Tagen in den Fängen der Hamas sind sie zurück in Israel. Hunderte Menschen feierten auf dem sogenannten Platz der Geiseln in Tel Aviv am Montag. Viele von ihnen stimmten Gesänge an, tanzten und fielen sich überglücklich in die Arme. Im Gegenzug begann Israel mit der Freilassung palästinensischer Häftlinge.
Ein Überblick über die wichtigsten Ereignisse im Laufe des Krieges:
Grossangriff der Hamas
Im Morgengrauen des 7. Oktober 2023 werden Tausende Raketen auf Israel abgefeuert, mehr als tausend Hamas-Kämpfer mit Motorrädern und Pick-ups durchbrechen die Grenze. Mindestens 1219 Menschen, die meisten von ihnen Zivilisten, werden bei den Angriffen auf mehrere Ortschaften und das Nova-Musikfestival getötet.
Die Angreifer verschleppen 251 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen, manche von ihnen sind zu diesem Zeitpunkt bereits tot. Es war der folgenreichste Angriff auf Israel seit der Staatsgründung. Die israelische Armee und der Geheimdienst Schin Bet räumten später ihr Versagen ein.
Bodenoffensive
Die israelische Armee reagiert mit Bombardements und Luftangriffen auf den Hamas-Überfall. Am 13. Oktober ruft Israel die Menschen im Norden des Gazastreifens auf, Richtung Süden zu fliehen. Der Grossteil der 2,4 Millionen Bewohner des Palästinensergebiets wurden seitdem vertrieben, viele von ihnen mehrfach.
Am 27. Oktober beginnt die israelische Armee ihre Bodenoffensive im Gazastreifen. Seitdem wurden nach Angaben der Hamas-Behörden mehr als 67'100 Menschen durch die israelische Offensive getötet, die meisten von ihnen Zivilisten. Die Zahl, die sich unabhängig nicht überprüfen lässt, wird von der UNO als glaubwürdig eingestuft.
Erste Waffenruhe und Geisel-Freilassungen
Am 24. November 2023 tritt eine einwöchige Waffenruhe im Gazastreifen in Kraft. Die Hamas lässt 105 Geiseln frei, darunter vor allem Israelis, aber auch thailändische Arbeiter. Im Gegenzug werden 240 Palästinenser aus israelischer Haft entlassen. Nach dem Ende der Waffenruhe weitet Israel seine Angriffe auf den Süden des Gazastreifens aus.
Ausweitung des Konflikts
Als Vergeltung für einen Israel zugeschriebenen Angriff auf sein Konsulat in Damaskus greift der Iran Israel am 13. April 2024 erstmals direkt mit Drohnen und Raketen an.
Israel bombardiert am 20. Juli einen Hafen im Jemen und übt damit Vergeltung für einen Drohnenangriff der mit der Hamas verbündeten Huthi-Miliz auf Tel Aviv.
Am 17. und 18. September explodieren Hunderte Pager und Walkie-Talkies der pro-iranischen Hisbollah im Libanon. Bei den von Israel organisierten Anschlägen werden nach libanesischen Angaben 39 Menschen getötet und Tausende weitere verletzt.
Bei einem israelischen Luftangriff im Libanon wird am 27. September der Hisbollah-Anführer Hassan Nasrallah getötet. Wenige Tage später startet Israel eine Bodenoffensive im Südlibanon. Der Iran feuert am 1. Oktober als Reaktion auf die Tötung Nasrallahs und des Hamas-Anführers Ismail Hanija eine Salve von 200 Raketen auf Israel ab.
Haftbefehle gegen Netanjahu und Hamas-Anführer
Der Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) erlässt am 14. November wegen mutmasslicher Kriegsverbrechen im Gaza-Krieg Haftbefehle gegen Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu, seinen damaligen Verteidigungsminister Joav Gallant und den von Israel getöteten Militärchef der Hamas, Mohammed Deif.
Zweite Waffenruhe
Am 19. Januar 2025 tritt eine weitere Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas in Kraft. Binnen sechs Wochen werden 33 israelische Geiseln, darunter acht Leichen, im Austausch gegen rund 1800 palästinensische Häftlinge übergeben. Die israelische Regierung genehmigt die Einfuhr zusätzlicher humanitärer Hilfe in den Gazastreifen, bevor sie am 2. März eine Blockade verhängt. Am 18. März setzt die Armee ihre Offensive im Gazastreifen fort.
Krieg zwischen Israel und dem Iran
Am 13. Juni greift Israel den Iran mit dem erklärten Ziel an, Teheran vom Bau einer Atombombe abzuhalten. Die USA greifen am 21. Juni an der Seite Israels in den Krieg ein und bombardieren mehrere Atomanlagen im Iran. Nach zwölf Tagen Krieg tritt eine Waffenruhe zwischen Israel und dem Iran in Kraft.
Offensive in der Stadt Gaza
Am 16. September beginnt die israelische Armee eine Bodenoffensive in der Stadt Gaza, die nach israelischen Angaben die letzte grosse Hamas-Bastion im Gazastreifen ist. Der Einsatz stösst international und im Inland auf Kritik. Am gleichen Tag wirft eine von der UNO eingesetzte Kommission Israel vor, im Gazastreifen einen «Völkermord» zu begehen. Die israelische Regierung nennt den Untersuchungsbericht «verzerrt und falsch».
Durchbruch bei Verhandlungen in Ägypten
Am 8. Oktober verkündet US-Präsident Donald Trump einen Durchbruch in den indirekten Verhandlungen zwischen Israel und der Hamas in Ägypten. Die Einigung sieht eine Waffenruhe, die Freilassung von Geiseln und palästinensischen Häftlingen und die Lieferung humanitärer Hilfe in den Gazastreifen vor. Zudem soll Israel seine Soldaten im Gazastreifen auf eine vereinbarte Linie zurückziehen.
Freilassung der letzten überlebenden Geiseln
Mehr als zwei Jahre nach ihrer Entführung lässt die Hamas am Montag die letzten 20 überlebenden israelischen Geiseln frei und übergibt sie an das Rote Kreuz – sie alle trafen später auf israelischem Staatsgebiet ein. Im Gegenzug begann die Freilassung palästinensischer Häftlinge.