Zurück in Schweizer Händen
Dieser Basler Uni-Dozent ist jetzt Eigentümer der 360 Schweizer Spar-Filialen

Die Katze ist aus dem Sack: Eine Schweizer Investorengruppe kauft den südafrikanischen Eigentümern die Spar Schweiz ab. Uni-Professor Peter Weber ist Kopf dieser Gruppe. Kann er Spar Schweiz zum Erfolg führen?
Publiziert: 09.09.2025 um 20:35 Uhr
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Aktualisiert: 09.09.2025 um 22:43 Uhr
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Peter Weber, Dzoent an der Uni Basel und Chef eines Basler Family-Office, hält neu die Mehrheit an Spar Schweiz.
Foto: MARC GILGEN

Darum gehts

  • Spar Schweiz wird von Basler Investorengruppe Tannenwald Holding für 47 Millionen gekauft
  • Peter Weber, Dozent an der Uni Basel, ist Kopf der Investorengruppe
  • Spar Schweiz hat 363 Filialen und beschäftigt rund 1600 Mitarbeiter
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Jean-Claude RaemyRedaktor Wirtschaft

Nach mehr als neun Jahren unter südafrikanischer Kontrolle ist Spar wieder in Schweizer Händen. Eine Basler Investorengruppe mit dem Namen Tannenwald Holding – ein Hinweis auf das Spar-Logo mit der Tanne – kaufte Spar Schweiz für 47 Millionen Franken den bisherigen südafrikanischen Eigentümern ab.

Tannenwald wer? Diese Firma existiert erst seit dem 28. August im Handelsregister. Wer genau das Aktienkapital von 100'000 Franken hält, ist nicht ersichtlich.

Kopf der Holding und einziger bekannter Investor ist der Luzerner Peter Weber (45). Er ist Dozent an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Uni Basel sowie Geschäftsführer des Basler Family Office Arpig AG, die auf Finanz- und Investmentberatung spezialisiert ist. Weber sollen 60 Prozent der Tannenwald Holding gehören, die restlichen 40 Prozent der Arpig und damit verbunden anderen Investoren.

Weber ist zudem bei mehreren KMU im Raum Basel/Luzern engagiert, darunter Kindertagesstätten, ein Gesundheitsunternehmen, ein Obsthändler, ein Sportdienstleister und eine Vermögensverwaltung. 

Basler Uni-Milieu hinter der Holding

Lässt sich mit dieser Erfahrung eine Detailhandelskette mit 363 Filialen in der Schweiz wieder auf die Erfolgsspur führen? «Die Investoren und ich kennen die Spar-Welt gut», sagt Weber zu Blick. Sie seien im Sektor investiert und überzeugt, «dass Spar mit seinem unternehmerischen Modell für Konsumenten, Partner und Retailer eine starke Alternative bietet.» Das bestehende Team habe die Expertise, das Potenzial von Spar bestmöglich zu nutzen.

So viel Schweiz steckt in Spar

Spar nennt sich «der älteste Retailer der Schweiz». Weil 1761 in St. Gallen ein Handelsunternehmen mit Feinkostgeschäft gegründet wurde, das später Vorgänger der heutigen Spar Gruppe war. Eigentlich ist Spar aber eine niederländische Gesellschaft, 1932 als «Despar» gegründet. Das niederländische Spar bedeutet auf Deutsch Tanne. Spar Schweiz wurde 1989 durch den Ostschweizer Juan Leuthold gegründet, der eine Lizenz für die Schweiz erwarb. Stefan Leuthold verkaufte die Mehrheit dann 2016 an Spar Südafrika, blieb dem Unternehmen danach aber noch eine Weile erhalten. Ob sich die Chefs und neuen Eigentümer der Tannenwald Holding mit der Familie Leuthold ausgetauscht haben, lässt der neue Chef Peter Weber offen. Die Formate Spar, Eurospar, Spar-Express, Spar-Mini, Maxi und die Gastro-Abholmärkte TopCC sollen erst einmal weitergeführt werden. Die Hälfte der Schweizer Standorte wird im Franchinsing geführt.

Spar nennt sich «der älteste Retailer der Schweiz». Weil 1761 in St. Gallen ein Handelsunternehmen mit Feinkostgeschäft gegründet wurde, das später Vorgänger der heutigen Spar Gruppe war. Eigentlich ist Spar aber eine niederländische Gesellschaft, 1932 als «Despar» gegründet. Das niederländische Spar bedeutet auf Deutsch Tanne. Spar Schweiz wurde 1989 durch den Ostschweizer Juan Leuthold gegründet, der eine Lizenz für die Schweiz erwarb. Stefan Leuthold verkaufte die Mehrheit dann 2016 an Spar Südafrika, blieb dem Unternehmen danach aber noch eine Weile erhalten. Ob sich die Chefs und neuen Eigentümer der Tannenwald Holding mit der Familie Leuthold ausgetauscht haben, lässt der neue Chef Peter Weber offen. Die Formate Spar, Eurospar, Spar-Express, Spar-Mini, Maxi und die Gastro-Abholmärkte TopCC sollen erst einmal weitergeführt werden. Die Hälfte der Schweizer Standorte wird im Franchinsing geführt.

Im Spar-Verwaltungsrat sitzt auch Wirtschaftsschwergewicht Reto Francioni (70), VR-Präsident der Swiss und Economiesuisse-Vorstand, früher Chef der Schweizer Börse SIX und der Deutschen Börse. Oder Daniel Häring (47), ein Rechtsanwalt mit Schwerpunkt Wirtschaftsrecht. Fancioni und Häring hatten ebenfalls Lehraufträge an der Uni Basel – man kennt sich. Der neue Spar-CEO Reto Suhner (58) ist seit fast 23 Jahren im Unternehmen.

Die 1600 Spar-Angestellten in der Schweiz haben jetzt Klarheit. Zu einem Stellenabbau soll es zwar nicht kommen, die Belegschaft soll sich aber mittelfristig auf 1200 bis 1300 reduzieren, heisst es bei Spar. Blick-Fragen zu Job-Garantien oder einer Filialbereinigung will die südafrikanische Verkäuferin nicht beantworten.

Gegenüber Blick gibt Weber die Marschrichtung so vor: «Organisches Wachstum und eine stärkere Förderung der Franchisenehmer». Eigene Filialen sollen mittelfristig zulegen, sinnvolle Expansionen würden folgen: «Das Modell mit lokal verankerten, mehrheitlich selbständigen Franchisepartnern gibt es so in der Schweiz kein zweites Mal. Darin liegt grosses Potenzial.»

Das sagen Experten zum Deal

Befragte Detailhandelsexperten äussern sich skeptisch, wollen den Spar-Deal nicht öffentlich kommentieren. Der Tenor ist aber klar: Die neuen Eigentümer können nicht wie bisher weitermachen und müssen über die Bücher. Spar ist weder Discounter noch Grossverteiler, fällt bei den Konsumentinnen und Konsumenten zwischen die Stühle. «Das Problem des fehlenden Alleinstellungsmerkmals von Spar ist nicht gelöst», heisst es etwa. Es brauche eine neue Positionierung und eine klare Strategie, um attraktiv für neue Franchisenehmer zu sein.

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