Darum gehts
- Sugus-Häuser: Erste Wohnungen auf Airbnb ausgeschrieben, zum x-Fachen des ehemaligen Mietpreises
- 4,5-Zimmerwohnung für 14'000 Franken pro Monat angeboten, vorher 1900 Franken
- Kündigungsschutzklagen eingereicht, erste Kündigungen als missbräuchlich eingestuft
Die Zürcher «Sugus»-Häuser sind wohl die berühmtesten Wohnblöcke der Schweiz. Im Dezember 2024 erhielten dort über 100 Mietparteien die Kündigung. Die Eigentümerin Regina Bachmann (59), die drei der Blöcke kurz davor geerbt hatte, will die günstigen Wohnungen zu Business-Apartments umbauen. Jetzt will sie einige der Wohnungen auf dem Röntgenareal beim Zürcher HB offenbar auch bei den Touristen bekannt machen.
Denn ein Blick auf Airbnb zeigt: Bachmann hat auf der US-Buchungsplattform mehrere «Sugus»-Wohnungen zur temporären Miete ausgeschrieben, wie das Online-Portal «Republik» zuerst berichtet hat. Und das zum x-Fachen des ehemaligen Mietpreises.
14'000 Franken Miete
«Willkommen in deiner grosszügigen Designwohnung im angesagten Zürcher Trendquartier», heisst es etwa in einem Inserat zu einer Wohnung, die als «Design-Oase» angepriesen wird. Die 4,5-Zimmerwohnung bietet Platz für 6 Personen. «Ideal für Familien, Freundesgruppen oder Business-Teams», steht im Beschrieb weiter.
Bucht jemand die Zürcher «Desgin-Oase» gleich für einen ganzen Monat, muss er im September knapp 14'000 Franken zahlen. Zum Vergleich: Gemäss der «Republik» kostete die Wohnung vor der Airbnb-Ausschreibung 1900 Franken pro Monat. Die Eigentümerin könnte damit also das Siebenfache verdienen. Wie auf Airbnb geläufig, ist das Inserat zur «Sugus»-Wohnung auf Englisch verfasst. Optimal, um zahlungskräftige Gäste aus dem Ausland anzusprechen.
Unklar, wie viele Wohnungen
Das Angebot der «Design-Oase» kommt von der Küsnachter Firma Residence Services GmbH. Insgesamt bietet die Firma 42 Wohnungen auf Airbnb an. Darunter sind mindestens drei weitere «Sugus»-Wohnungen.
Für wie viele Wohnungen Bachmann neue Mieter – unter anderem eben über Airbnb – sucht, ist unklar. Laut der «Republik» haben in den letzten zwei Wochen mehrere Mieterinnen beobachtet, wie leerstehende Wohnungen möbliert wurden. Zudem wurden Kameras und Geräte installiert, um per Code den Zugang zum «Sugus»-Haus zu erhalten. Ein Mieter berichtete dem Onlineportal, dass bislang zwischen 12 und 15 Appartements neu mit Möbeln ausgestattet wurden. Einige davon seien vorübergehend auf ImmoScout24 ausgeschrieben gewesen.
Wie steht es im Streit?
Die Kündigungen im vergangenen Dezember sorgten für grosse Schlagzeilen. Aufgebrachte Mieter und Unterstützerinnen demonstrierten anschliessend vor den «Sugus»-Häusern. Von praktisch allen betroffenen Mietparteien sind gemäss der «NZZ» Kündigungsschutzklagen eingegangen. Heisst: Sie akzeptieren den Rauswurf nicht. Im Juni ist es vor dem Zürcher Mietgericht zu ersten Verhandlungen gekommen. Die Schlichtungsbehörde stufte dabei erste Kündigungen als «missbräuchlich» ein. Ein Entscheid im Sinne der Mieterschaft.
Ohne Einigung gehen die Fälle dann ans Gericht. Wie es in den Verhandlungen inzwischen genau aussieht, ist nicht bekannt. Klar ist: Rund 30 der 100 Mietparteien haben auf ein Verfahren gegen Regina Bachmann verzichtet oder leben inzwischen in einer neuen Wohnung. Nur darum sind überhaupt Appartements frei, die die Besitzerin jetzt auf Buchungsplattformen anbieten kann.