Darum gehts
- Casino Neuenburg muss hohe Busse zahlen wegen mangelhafter Spielerüberwachung
- Neun Personen betroffen, darunter Unternehmer, Lehrling und Familienvater
- 570'850 Franken Strafe plus 27'000 Franken Verfahrenskosten für Casino
Das Casino Neuenburg muss eine saftige Busse von 570'000 Franken bezahlen! Das Bundesverwaltungsgericht hat einen Entscheid der Eidgenössischen Spielbankenkommission (ESBK) von 2023 bestätigt, wie «Le Matin Dimanche» berichtete.
Der Grund: Das Casino hat problematische Spieler nicht genügend überwacht. Eine Spielbank muss nämlich eingreifen, sobald es Anzeichen gibt, dass ein Spieler oder eine Spielerin finanziell überfordert ist. Damit will man Zocker vor Spielsucht schützen.
2022 hat die ESBK das Casino in Neuenburg untersucht – und erhebliche Mängel bei der Früherkennung von Spielsucht festgestellt. In mehreren Fällen handelte die Glücksspielstätte nicht früh genug oder schloss Verfahren fälschlicherweise ab. 2023 verhängte das ESKB deshalb eine Strafe gegen das Casino. Dieses muss vier Prozent des Bruttospielertrags bezahlen – das sind 570'000 Franken.
Das Casino ging gegen den Entscheid vor. Doch das Bundesverwaltungsgericht hat nun entschieden, dass das Casino die Strafe bezahlen muss. Hinzu kommen Verfahrenskosten von 27'000 Franken.
Vom Familienvater bis zum Lehrling
Eine aktuelle Recherche von «Le Matin Dimanche» zeigt, wer die Menschen waren, die das Glücksspielhaus hätte stoppen sollen. Es handelt sich um insgesamt neun Personen.
Darunter «ein bekannter Unternehmer aus dem Ort», der in einem Jahr 40'000 Franken verzockte. Ein Lehrling verlor zudem ganze 4000 Franken an einem Abend – bei einem Lohn von 500 Franken. Hier hat die Leitung der Spielbank zu spät eingegriffen.
Einen Familienvater lässt das Casino Neuenburg weiterspielen, obwohl er bereits 28'000 Franken verloren hat. Auch bei einer Frau, die kurz vor der Rente steht, greift die Spielbank nicht ein: Trotz kleinem Budget geht sie bis zu achtmal im Monat zum Glücksspiel. In diesen Fällen hat das Casino falsch gehandelt, bestätigt das Bundesverwaltungsgericht.
Spielsüchtiger überfällt Casino
Dass Spielsucht ein enormes Ausmass annehmen kann, zeigt dieses jüngste Beispiel: Ein Spielsüchtiger aus dem Kanton Aargau muss vier Jahre ins Gefängnis, weil er das Spielcasino Bregenz (A) wegen seiner Schulden überfallen hat.
Mit Sturmhaube, Kapuze und Sonnenbrille bekleidet und bewaffnet, erbeutete der 25-jährige 36'400 Euro. Das Gericht verurteilte ihn im Sommer wegen schweren Raubes, schwerer Nötigung und wegen Verstosses gegen das Waffengesetz. Der Aargauer gestand die Tat und zeigte sich reumütig.
Um Zocker noch mehr zu schützen, haben sich viele Schweizer Casinos deshalb dieses Jahr dem Spielerschutz-Kodex verpflichtet – zusätzlich zum Geldspielgesetz. Zusammen mit der Spielsuchtforschung und künstlicher Intelligenz entwickeln die Befürworter Methoden zur Früherkennung gefährdeter Spielerinnen und Spielern. Auch das Casino in Neuenburg hat sich dem Kodex verschrieben.