Diese Regeln will der Bund der Mega-Bank auferlegen
2:39
Lex UBS erklärt:Diese Regeln will der Bund der Mega-Bank auferlegen

Wegzug ins Ausland?
Das ist der wahre Plan B von UBS und Sergio Ermotti

Der Streit ums Eigenkapital schürt immer wieder Ängste, dass die Schweizer Grossbank UBS ins Ausland abwandern könnte. Wie sieht der Plan B von Sergio Ermotti und Co. wirklich aus?
Kommentieren
UBS-Chef Sergio Ermotti will derzeit nicht über Strategien sprechen, wie die Bank die geplanten Eigenkapitalanforderungen abfedern könnte.
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

Die Zusammenfassung von Blick+-Artikeln ist unseren Nutzern mit Abo vorbehalten. Melde dich bitte an, falls du ein Abo hast.
holger_alich.jpg
Holger Alich
Handelszeitung

UBS gegen EFD – der Streit um mehr Eigenkapital hält die Schweiz seit Wochen in Atem. Doch kaum diskutiert wird dabei, welche Anpassungsmassnahmen die UBS zur Verfügung hat, um die Kosten der neuen Regulierung aufzufangen. Recherchen zeigen: Da liegt noch viel drin.

Ohne Anpassungsmassnahmen lösen die vom Bund geforderten neuen Regeln, allen voran die geplante vollständige Kapitalunterlegung der Auslandstöchter, bei der UBS einen zusätzlichen Kapitalbedarf zwischen 24 und 26 Milliarden Dollar aus – in diesem Punkt sind sich die UBS und das EFD einig. Weniger einig sind sich die beiden darüber, wie stark sich die Kapitalanforderungen in der Schweiz auf die Gesamtkapitalisierung der Gruppe auswirken. Bislang steht vor allem ein Weg im Fokus, mit dem die UBS die Mehranforderungen abfedern könnte: der Umzug in die USA. Doch dieser Schritt ist teuer und riskant.

Artikel aus der «Handelszeitung»

Dieser Artikel wurde erstmals im Angebot von handelszeitung.ch veröffentlicht. Weitere spannende Artikel findest du unter www.handelszeitung.ch.

Dieser Artikel wurde erstmals im Angebot von handelszeitung.ch veröffentlicht. Weitere spannende Artikel findest du unter www.handelszeitung.ch.

Die Analysten von Autonomous Research und Barclays sehen hingegen Alternativen, die bislang kaum diskutiert wurden. «Wir glauben, dass der Kapitalbedarf mit Kreativität und eigenen Initiativen auf rund 10 Milliarden Dollar reduziert werden kann», schreibt Autonomous. Die Analysten von Barclays sehen sogar die Chance, dass die UBS die Lücke ohne Kapitalerhöhung mit einigen Anpassungen zu 80 bis 85 Prozent schliessen könnte – das wären dann bis zu 20 Milliarden Dollar.

Der Kniff mit Double Leverage

Der wirksamste Kniff ist, die sogenannte Double Leverage zwischen dem Stammhaus UBS und der Holding UBS Group AG zu erhöhen. Das ist vereinfacht gesagt das Verhältnis des Wertes des Stammhauses zur Holding.

Und so funktioniert der Kniff: Derzeit bezieht die UBS-Holding Milliarden aus den Auslandstöchtern, um damit Dividenden und Aktienrückkäufe zu bezahlen – 8 Milliarden allein im ersten Halbjahr 2025. Doch statt dieses Geld den Aktionären zu geben, belässt es die UBS in der UBS AG, um die Eigenmittelausstattung zu stärken. Und bezahlt die Dividende mit Schulden, welche die Holding neu aufnimmt.

Die hypothetische Rechnung sieht so aus: Angenommen, die UBS AG wäre 100 Milliarden Franken wert, dann läge der Wert der UBS Group AG ohne Fremdkapital ebenfalls bei 100 Milliarden – und die Double Leverage bei 100 Prozent. Im nächsten Schritt fallen im Stammhaus Gewinne von 10 Milliarden Franken an. Das Stammhaus würde den Gewinn dann behalten, der Wert des Stammhauses stiege so auf 110 Milliarden. Die Holding würde nun 10 Milliarden Franken Schulden aufnehmen und damit die Dividende bezahlen. Damit erhöhte sich die Double Leverage auf 110 Prozent.

Würde die real existierende UBS eine Double Leverage von 115 Prozent fahren, könnte sie allein damit die Kapitallücke um fast 10 Milliarden Dollar verkleinern, so Barclays. Autonomous schätzt den Betrag auf 6 Milliarden Dollar. «Die Ratingagenturen akzeptieren solch eine Double Leverage bis zu einem Wert von 110 bis 115 Prozent», sagt Andreas Ita, Experte des Beratungsunternehmens Orbit 36. Fraglich sei, ob die Finma mitmache.

Bei der Aufsicht scheint es Spielraum zu geben. Zum Fall der UBS macht sie zwar keine Angaben, verweist aber darauf, dass sich die Schweizer Regeln «nicht spezifisch zur Double Leverage bei Holdinggesellschaften ohne eigene Banktätigkeit äussern».

Die UBS hat andere Pläne

Ende Juni wies die UBS 108 Prozent aus, will den Wert aber wieder auf 100 Prozent herunterfahren. Finanzchef Todd Tuckner erklärte dies in einer Analystenkonferenz mit Vorsichtsgründen, wodurch der Bank in Stresszeiten finanzielle Flexibilität bewahrt werden soll.

Der zweite grosse Hebel zur Schliessung der Kapitallücke besteht darin, Kapital aus den Auslandstöchtern ins Stammhaus hochzuziehen. Denn sowohl die UBS Europe SE als auch die US-Holdinggesellschaft weisen harte Eigenkapitalquoten von über 20 Prozent aus – mehr als vorgeschrieben. Auch die aufzulösende CS-Einheit, die Credit Suisse International (CSI), hat noch Reserven.

Auf diese Weise zog die UBS allein im vergangenen Jahr 13 Milliarden Dollar aus den Töchtern ins Stammhaus. Und die CSI soll weitere 5 Milliarden abliefern. Angesichts der sehr guten Kapitalisierung der Auslandstöchter sehen die Experten von Barclays genügend Potenzial für weitere hohe einstellige Milliardenrepatriierungen. Autonomous Research hält Beträge von 3,3 Milliarden Dollar für möglich.

Doppelter Vorteil

Mit dem Überschusskapital der Töchter die Bilanz des Stammhauses zu verbessern, macht sogar doppelt Sinn. «Denn damit sinkt der Wert der Töchter und damit der Kapitalbedarf», erklärt Experte Ita. Genau darin vermuten Beobachter den harten Widerstand des Managements gegen die neuen Kapitalregeln. Denn die UBS will in den USA wachsen, sogar über den Kauf einer US-Bank wird nachgedacht. Doch wenn die US-Tochter künftig im Stammhaus zu 100 Prozent mit Eigenkapital gedeckt werden muss, wird dieses Wachstum teurer.

Die UBS selbst spricht nicht gern über mögliche Anpassungsstrategien. Dafür sei es zu früh, sagte CEO Sergio Ermotti dazu im September. Die Experten von Autonomous vermuten als Grund für dieses Schweigen zu möglichen Anpassungen, dass die Bank den Druck auf die Politik hochhalten will.

Was sagst du dazu?
Liebe Leserin, Lieber Leser
Der Kommentarbereich von Blick+-Artikeln ist unseren Nutzern mit Abo vorbehalten. Melde dich bitte an, falls du ein Abo hast. Noch kein Blick+-Abo? Finde unsere Angebote hier:
Hast du bereits ein Abo?
Heiss diskutiert
    Meistgelesen