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Wander-Chef setzt mit Aufstrich ohne Palmöl die Konkurrenz unter Druck
Ovo bringt Nutella auf die Palme

Der Schweizer Ovo-Hersteller Wander zeigt Nutella den Meister. Im Gegensatz zu den marktbeherrschenden Italienern verwenden die Schweizer kein umstrittenes Palmöl mehr. BLICK weiss: Sogar die Migros hebt den Boykott für den ökologischeren, aber teureren Aufstrich auf.
Publiziert: 29.01.2020 um 23:12 Uhr
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Aktualisiert: 04.09.2020 um 14:21 Uhr
Der Chef des Schweizer Ovo-Herstellers Wander, Arnold Furtwaengler, will weg vom umstrittenen Rohstoff Palmöl.
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Claudia Gnehm

Von der süssen Sünde auf dem Brot können Konsumentinnen und Konsumenten nicht lassen. Dennoch ist der Schoggi-Aufstrich von Nutella und Co. wegen seines hohen Palmölanteils in die Kritik. Nun kriegt Nutella-Besitzerin Ferrero erstmals eine starke Konkurrentin, die Palmöl ganz ersetzt: die Ovomaltine Crunchy Cream, die Schweizer Rapsöl verwendet.

Bisher verwendete Ovo-Hersteller Wander dafür nur nachhaltiges Palmöl. «Aber es gab keine 100-prozentige Garantie, dass dafür kein Regenwald geholzt wurde», sagt Arnold Furtwaengler (57) am Haupt- und Produktionssitz in Neuenegg BE gegenüber BLICK. Nach drei Jahren kam die Neuentwicklung letzten Dezember erstmals in die Schweizer Regale.

Rapsöl ist deutlich teurer als Palmöl

Das 260 Personen starke Ovomaltine-Unternehmen, das mit dem gleichnamigen Pulver einen internationalen Exporthit landete, nahm für den Wechsel auf Raps einen Mehrpreis in Kauf. «Das wirkt sich auch auf den Preis im Laden aus», sagt Furtwaengler. Detailhändler Coop schluckte die Preiserhöhung von 30 bis 40 Rappen pro Glas.

Nicht so die Migros: Sie boykottierte die letzten Wochen Ovomaltine-Produkte. BLICK berichtete über leere Regale.

Bei Coop zeigten die ersten Wochen der auf Rapsöl umgestellten Crunchy Creams laut Furtwaengler: «Die Konsumenten wollen die palmölfreien Produkte trotz Preiserhöhung – sie verkaufen sich gut.» Ausserdem schrieben viele Kunden dem Wander-Kundendienst, dass sie Crunchy Cream nun endlich wieder kaufen würden.

Migros gibt Boykott auf

Inzwischen habe Migros eingelenkt, sagt Furtwaengler. «In diesen Tagen kommen die palmölfreien Brotaufstriche auch beim zweiten grossen Detailhändler in die Regale, ebenfalls mit erhöhten Preisen», ergänzt er. Migros-Sprecher Marcel Schlatter bestätigt BLICK: «Wir werden die ausgelisteten Ovo-Produkte wieder aufnehmen.»

Nach früheren Boykotten kamen die Produkte jeweils günstiger zurück in die Regale. Wieso ist es dieses Mal anders? Der Migros-Sprecher: «Weil der Lieferant hochwertigere Zutaten verwenden wird.»

Doch wie positioniert sich Wander nach dem Preisaufschlag gegenüber den Konkurrenten, vor allem dem marktführenden Nutella? «Unser Produkt ist deutlich günstiger als andere palmölfreie Alternativen», so Furtwaengler.

Eine Preis-Stichprobe bei Coop@home zeigt: Die Ovo Crunchy Cream ist auf 100 Gramm gerechnet tatsächlich 33 Prozent günstiger als der direkte palmölfreie Konkurrent «Crema Pan di Stelle». Der italienische Barilla-Konzern lancierte den auf Sonnenblumenöl basierenden Brotaufstrich letztes Jahr, um sich ein Stück des wachsenden Markts abzuschneiden. Der Schoggi-Aufstrich von Lindt sowie jener von Hero, ebenfalls ohne Palmöl, sind doppelt so teuer wie das Ovo-Produkt.

Investitionen in Standort Schweiz

Preislich leicht tiefer als das Barilla-Produkt liegt auch der zweite Brotaufstrich von Wander namens Caotina. Er wurde diese Woche erstmals ohne Palmöl hergestellt. Mit den beiden neuen Produkten kann Wander den Palmölverbrauch um 80 Prozent reduzieren. Bis Ende 2021 werden alle Produkte – so auch Ovo-Guetsli – auf Rapsöl umgestellt.

Und wie schneidet der Crunchy-Aufstrich preislich gegenüber Platzhirsch Nutella ab? Überraschend: Bei den kleinen Gläsern (200 g) sind die beiden praktisch gleich teuer. Ein grosses Glas Nutella ist dagegen auf den Kilopreis berechnet 38 Prozent günstiger als Ovomaltine Crunchy Cream.

Mit der Umstellung stellt Wander Nutella punkto Umwelt in den Schatten. Das dürfte die britische Wander-Besitzerin, Associated British Foods, freuen. Sie hat die letzten Jahre in Neuenegg 10 Millionen Franken in eine vollautomatisierte Produktionslinie für Aufstriche investiert und ist bereit, eine zweite aufzubauen.

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