Von Krösus zu Facebook
Die Welt wird bargeldlos

Seit zweieinhalb Jahrtausenden bezahlen wir mit Münzen und Noten. Diese Epoche geht zu Ende.
Publiziert: 22.06.2019 um 23:35 Uhr
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Aktualisiert: 20.11.2020 um 08:48 Uhr
Die erste Münze der Welt. Goldmünze des Krösus von 550 v. Chr. mit dem königlichen Siegel: Löwe und Stier.
Foto: Getty Images
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Danny Schlumpf

Mitte des 6. Jahrhunderts vor Christus lässt der lydische König Krösus in der heutigen Türkei die ersten Goldmünzen prägen.

Es ist eine revolutionäre Idee. Griechen und Römer übernehmen sie und verbreiteten ihre Drachmen und Sesterzen im ganzen Mittelmeerraum.

Das erste Papiergeld kommt erst im 11. Jahrhundert in China in Umlauf. Es dauert 400 Jahre, bis Banknoten in den ersten europäischen Königreichen und Stadtstaaten auftauchen.

Wechsel ermöglicht über Grenzen hinweg

Doch die italienischen Handelsstädte haben schon zuvor ein System entwickelt, das den angesichts umherreisender Strassenräuber riskanten Edelmetall-Transport unnötig macht: 1215 ist in Palermo der erste Wechsel belegt – ein Wertpapier, auf dem der Aussteller festhält, wem er wie viel Geld schuldet und wo und von wem der Empfänger das Geld einkas­sieren kann.

Der Wechsel ermöglicht den Handel über Grenzen und Währungen hinweg. Er wird zum zentralen bargeldlosen Bezahlsystem in Europa – und mit der europäischen Expansion seit dem 18. Jahrhundert auf der ganzen Welt. Es ist der Beginn einer Entwicklung, an deren Ende Münzen und Noten überflüssig werden.

Im 20. Jahrhundert macht diese Entwicklung immer schnellere und grössere Fortschritte. Ein Meilenstein ist die erste Kreditkarte, die der US-amerikanische Diners Club 1950 für seine Mitglieder herausgibt. Mitte der Sechzigerjahre wird die Interbank Card Association gegründet, die seit 1979 Mastercard heisst.

Internetbanking und Paypal

Das Internet sorgt für den nächsten Schub. 1994 gelingt dem US-amerikanischen E-Cash-Pionier David Chaum am Cern in Genf die erste Onlinezahlung – Geld wird digital. Um die Jahrtausendwende bieten die ersten europäischen Banken Internetbanking an, und Paypal macht das weltweite Onlinbezahlen in Echtzeit möglich. Kurz darauf erobert Alipay den asiatischen Internetmarkt.

Die Verbreitung von Smartphones löst eine neue Welle im bargeldlosen Zahlungsverkehr aus. Seit 2015 breitet sich Mobile Pay über den Globus aus: Samsung, Apple und Google bieten mo­bile Bezahlsysteme an.

Auch die Schweizer Banken entwickeln eine Bezahl-App: Twint. Noch aber zücken die Schweizer am liebsten das Plastikkärtli, das kontaktlos an jeder Migros-Kasse funktioniert.

Schon seit 2009 gibt es den Bitcoin. Rasch kursieren weitere Blockchain-basierte Kryptowährungen im Netz. Die Einführung des Facebook-Coins wird den Trend endgültig auf eine neue Stufe heben: Digi­tale Währung wird vom Spekulationsobjekt zum Mainstream-Geld. Das Ende der zweieinhalbtausend Jahre alten Geschichte des Bargeldes hat begonnen.

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