Darum gehts
- Zoo Zürich und Stahlfirma Baltensperger streiten um Pantanal-Voliere-Projekt
- Vermittlungsversuch gescheitert, Treffen geplatzt, neuer Termin Anfang Januar
- Voliere: 35 Meter hoch, eineinhalb Fussballfelder gross, Eröffnung 2028 unwahrscheinlich
Der Zoo Zürich und die Stahlfirma Baltensperger aus Höri liegen sich in den Haaren. Und zwar so richtig! Im Zentrum des Konflikts steht der Bau der Pantanal-Voliere, einer gigantischen Anlage für Südamerika-Tiere. Das Projekt liegt seit Monaten auf Eis. Zoo und Stahlbauer Baltensperger werfen sich gegenseitig vor, für die Verzögerungen verantwortlich zu sein. Es geht um mehrere Millionen Franken. Und um die Existenz der Firma mit über 70 Angestellten.
Jetzt ist auch ein Vermittlungsversuch gescheitert, wie die «NZZ» weiss. Das Tischtuch ist zerschnitten: Ein geplantes Treffen mit Zoo-Vertretern ist diese Woche geplatzt, weil man sich nicht auf die Spielregeln einigen konnte. Ein neuer Verhandlungstermin ist erst für Anfang Januar vorgesehen. Der Fortbestand des Unternehmens bleibt offen. Für die Angestellten muss die Ungewissheit, wie es mit ihrer Firma weitergeht, über die Feiertage belastend sein.
Dezemberlöhne ausbezahlt
Immerhin: Kurz vor Weihnachten fällt zumindest eine grosse Sorge weg: Die Dezember-Löhne werden ausbezahlt, wie die «NZZ» weiter schreibt. Dass die Löhne nun trotzdem rechtzeitig fliessen, sei nur dank des Entgegenkommens langjähriger Geschäftspartner möglich gewesen, heisst es von Baltensperger. Nicht alle Rechnungen müssten sofort bezahlt werden. Doch die Entwarnung ist nur vorläufig.
Klar ist: Die Voliere wird Baltensperger nicht mehr fertig bauen. Der Zoo hat die Zusammenarbeit abgebrochen und vier Millionen Franken aus einer Garantie eingezogen – wegen angeblich «schwerwiegender Vertragsverletzungen». «Die beteiligte Stahlbaufirma erreichte die gewünschten Anforderungen sowohl technisch als auch terminlich und finanziell nicht», heisst es vom Zoo. Genau dieses Geld will die Firma nun zurück. Ohne einen grossen Teil davon, so Baltensperger, sei das Überleben kaum möglich.
Unrealistische Anforderungen?
Der Mega-Zoff dreht sich letztlich nur um ein paar Millimeter. Laut Zoo erreichte die temporäre Unterkonstruktion nie die vertraglich vereinbarte Toleranz von fünf Millimetern. Stahlbauer Baltensperger hält dagegen fest, dass das Projekt immer komplexer geworden sei, die Anforderungen zum Schluss gar unrealistisch. Die Folge: Tonnenweise Stahlbauteile für die Voliere lagern in Höri ZH und bei einem Subunternehmer in Polen. Kommt es zu keiner Einigung, will der Zoo die Teile neu herstellen lassen – von einer anderen Firma. Das würde wohl das Ende von Baltensperger bedeuten.
In der 35 Meter hohen und eineinhalb Fussballfelder grossen Pantanal-Voliere werden dereinst Flamingos, Papageien, Tapire und Ameisenbären zu bestaunen sein. Mit der kühnen Konstruktion wollte der Zoo Zürich ab 2028 Besucher anlocken. Dieser Eröffnungstermin scheint nicht mehr realistisch.