Darum gehts
- Zoo Zürich und Stahlbaufirma liegen seit Monaten im Clinch
- Nach Verlust des Grossauftrags: bei Baltensperger AG sind 75 Arbeitsplätze bedroht
- Branchenverband Stahlbau Zentrum Schweiz (SZS) will nun vermitteln
Die Vogelvoliere soll eigentlich das neue Aushängeschild des Zoo Zürich werden. Aktuell ist das Projekt jedoch ein Desaster. Wegen der Voliere steht die Baltensperger AG – eine mittelständische Firma mit 75 Arbeitsplätzen – vor dem Konkurs. Dem Zoo Zürich droht ein grosser Reputationsschaden. Der Streit zwischen den beiden Lagern ist über Monate eskaliert. Nun schaltet sich der Branchenverband Stahlbau Zentrum Schweiz (SZS) ein und will Stahlfirma und Zoo an einen Runden Tisch holen. «Wichtig ist jetzt, dass wir die 75 Arbeitsplätze retten können und der Zoo dieses Leuchtturmprojekt realisieren kann», sagt Verbandspräsident Stephan Grau (56). «Deshalb wollen wir die Verantwortlichen zusammenbringen.»
Der Zoo hatte am letzten Dienstag bekanntgegeben, der zuständigen Stahlbaufirma Baltensperger einen Millionen-Auftrag entzogen zu haben. Die Firma «erreichte die gewünschten Anforderungen sowohl technisch als auch terminlich und finanziell nicht», schrieb der Zoo in einer Medienmitteilung. Der Bau der 35 Meter hohen Pantanal-Voliere verzögert sich auf unbestimmte Zeit.
«Viele gute Referenzen»
«Die Baltensberger AG hat viele gute Referenzen. Es darf nicht sein, dass eine gute Firma wegen eines Grossauftrags Konkurs geht», sagt Grau. Der Verbandspräsident hatte vergangene Woche mit beiden Lagern Kontakt. «Man muss einen langjährigen Rechtsstreit vermeiden und eine einvernehmliche Lösung finden», sagt er. Grau ist optimistisch.
Aktuell gibt es in der Situation nur Verlierer: Der Zoo ist in grossem Umfang auf Spendengelder angewiesen. Sollte das Vogelvoliere-Projekt eine 65-jährige Traditionsfirma in den Abgrund führen, könnte das potenzielle Spender abschrecken.
Die Baltensberger AG musste letzte Woche Nachlassstundung anmelden. Der Zoo hat wegen «schwerwiegender Vertragsverletzungen» die Erfüllungsgarantie beansprucht. Das heisst: 4 Millionen, welche die Stahlbaufirma auf ein Konto eingezahlt hat, sind nun beim Zoo. Zudem ist die Baltensperger AG massiv in Vorleistung gegangen. Der Auftrag war für eine Firma dieser Grösse ein Klumpenrisiko. Die Folgen sind entsprechend einschneidend.
Kommt es doch noch zu einer Lösung?
Die Stahlbaufirma konterte am letzten Mittwoch in einer Mitteilung, dass die Komplexität rund 20-mal höher als in Ausschreibung beschrieben sei. Die technischen Vorgaben des Zoos teils gar nicht erfüllbar waren. Man habe deshalb Lösungsansätze entwickelt, die mehrfach ignoriert worden seien. Bei der Firma liegen nun 166 Tonnen fehlerfreie Elemente für die Voliere im Lager.
Dass die Baltensperger AG den Auftrag nochmals fortsetzt, scheint ausgeschlossen. Der Zoo möchte jedoch die vorgefertigten Elemente haben. Kann man sich hier über die Konditionen einigen? Und zahlt der Zoo Zürich einen Teil der Garantien zurück? Verbandspräsident Grau hat als Mediator einen äusserst schwierigen Fall vor sich.