Grenzstreit USA - Mexiko
Pelosi kritisiert Trump nach Einigung mit Mexiko

Nach der Einigung zwischen den USA und Mexiko im Handels- und Grenzstreit haben die oppositionellen US-Demokraten scharfe Kritik an US-Präsident Donald Trump geübt.
Publiziert: 08.06.2019 um 18:41 Uhr
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Aktualisiert: 11.06.2019 um 07:53 Uhr
Nancy Pelosi, die Vorsitzende des US-Abgeordnetenhauses, kritisierte, Präsident Trump habe die Führungsrolle Amerikas in der Welt untergraben, indem er leichtsinnig mit der Verhängung von Zöllen gegen Mexiko drohte. (Archivbild)

«Drohungen und Wutanfälle sind keine Art, Aussenpolitik zu verhandeln», teilte die Vorsitzende des Abgeordnetenhauses, Nancy Pelosi, am Samstag mit. «Präsident Trump hat die herausragende Führungsrolle Amerikas in der Welt untergraben, in dem er leichtsinnig mit der Verhängung von Zöllen gegen unseren Freund und Nachbarn im Süden gedroht hat.»

Strafzölle vorerst ausgesetzt

Nach tagelangen Verhandlungen zwischen Mexiko und den USA hatte Trump am Freitagabend die von ihm angedrohten Strafzölle auf alle Importe aus dem Nachbarland auf unbestimmte Zeit ausgesetzt - sie wären sonst am Montag in Kraft getreten.

Mexiko verschärft Grenzkontrollen signifikant

Mexiko verpflichtete sich im Gegenzug dazu, Massnahmen gegen irreguläre Migration zu ergreifen. Zuletzt hat die Zahl besonders von Flüchtlingen und Migranten aus zentralamerikanischen Ländern wie Honduras, Guatemala und El Salvador, die durch Mexiko in die USA kommen, stark zugenommen.

Um die Strafzölle zu verhindern, erklärte sich Mexiko zu einer «signifikanten» Verschärfung der Grenzkontrollen bereit. Ab Montag werde die Nationalgarde an die Grenze zu Guatemala verlegt, um die illegale Migration von Mittelamerikanern in die USA zu stoppen, sagte der mexikanische Aussenminister Marcelo Ebrard. 6000 Soldaten würden an die Grenze abgeordnet. Zudem werde Mexiko härter gegen Schlepperbanden vorgehen.

USA schickt Asylbewerber zurück

Der Vereinbarung zufolge können die USA ausserdem ab sofort Mittelamerikaner auf der gesamten Länge der Grenze nach Mexiko zurückschicken, wo sie auf eine Entscheidung in ihrem Asylverfahren in den USA warten müssen. Bislang hatten die Mexikaner das nur ausnahmsweise und in einigen Städten zugelassen.

Problem nicht gelöst

Pelosi zeigte sich «zutiefst enttäuscht» über die umstrittene Neuregelung, die nach ihrer Überzeugung gegen das US-Asylrecht verstösst. Sie kritisierte auch, die Migrationsursachen in Zentralamerika würden dadurch nicht in Angriff genommen.

Nach Angaben des US-Ministeriums für innere Sicherheit werden 90 Prozent der Asylanträge von Menschen aus Honduras, Guatemala und El Salvador von Richtern letztlich abgelehnt. Viele der Asylbewerber tauchen diesen Angaben zufolge in den USA unter, bevor ihre wegen Überlastung der Gerichte oft langwierigen Verfahren abgeschlossen sind.

Trump feiert den neuen Migrationsdeal

Trump schrieb am Samstag auf Twitter: «Jeder ist sehr begeistert über den neuen Deal mit Mexiko.» Wenn Mexiko seine Anstrengungen zur Eindämmung illegaler Migration tatsächlich deutlich verstärke, «wird das eine sehr erfolgreiche Vereinbarung sowohl für die Vereinigten Staaten als auch für Mexiko sein.» Die mexikanische Regierung zeigte sich erleichtert über die Einigung.

Mexikos Präsident Andrés Manuel López Obrador widmete eine für Samstag ursprünglich als Protestkundgebung gegen die Strafzölle geplante Veranstaltung kurzerhand zu einer Freudenfeier um. «Wir versammeln uns in Tijuana, um zu feiern», schrieb er auf Twitter. Zu der Feier wurden neben dem Staatschef auch Aussenminister Ebrard, Innenministerin Olga Sánchez Cordero, 15 Gouverneure und zahlreiche Abgeordnete und Senatoren erwartet.

Negative Auswirkungen hoher Zölle

Ohne die Einigung wären am Montag Zölle auf alle mexikanischen Warenimporte in die USA in Kraft getreten. Trump hatte damit gedroht, die Zwangsabgaben schrittweise auf bis zu 25 Prozent zu steigern.

Kritiker warnten vor Preissteigerungen in den USA und vor schweren Auswirkungen auf die Wirtschaft in den beiden benachbarten Ländern. Beispielsweise auch die deutschen Autobauer VW und BMW wären betroffen gewesen, die in Mexiko Autos für den US-Markt herstellen.

Mexiko zählt gemeinsam mit China und Kanada zu den grössten Handelspartnern der Vereinigten Staaten. In den ersten vier Monaten des Jahres lag das Handelsvolumen zwischen den beiden Nachbarn bei über 203 Milliarden US-Dollar.

Krise an der Grenze

Nach offiziellen Angaben wurden an der Südgrenze der USA allein im Mai 144'000 Menschen festgesetzt - drei Mal so viele wie ein Jahr zuvor. Viele der Flüchtlinge und Migranten waren Kinder, die ohne ihre Eltern unterwegs waren. Hunderttausende Menschen fliehen jedes Jahr vor der Armut und der Gewalt in Mittelamerika und machen sich durch Mexiko auf den Weg in die USA.

Agrar-Tweet sorgt für Verwirrung

Für Verwirrung sorgte ein Tweet Trumps am Samstag, wonach Mexiko eingewilligt habe, «ab sofort grosse Mengen landwirtschaftlicher Produkte von unseren grossartigen patriotischen Farmern zu kaufen». Von der mexikanischen Regierung gab es dazu zunächst keine Angaben.

In der nach der Einigung vom Freitagabend verbreiteten gemeinsamen Erklärung geht es nur um Massnahmen zur Eindämmung der Migration, nicht aber um Agrar- oder Handelsfragen. Schon jetzt ist Mexiko einer der wichtigsten Exportmärkte für US-Agrarprodukte.

(SDA)

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