Darum gehts
- Trump kündigt Bekanntgabe des neuen Fed-Chefs an. Powell endet im Mai 2026
- Kevin Hassett gilt als Favorit für den Posten des Fed-Chefs
- Trump beleidigt Powell als 'Idioten' und fordert seit Monaten niedrigere Zinsen
Als ehemaliger Reality-Star liebt Donald Trump (79) die ganz grossen Cliffhanger. Am Sonntagabend hat er mal wieder einen produziert. Auf dem Rückflug nach Washington, an Bord der Air Force One, verkündet der US-Präsident zur besten Fernsehzeit: «Ich weiss, wen ich wählen werde.»
Trump meint damit den neuen Chef der mächtigsten Zentralbank der Welt, der Federal Reserve (Fed). Aber wer ist denn nun der Mister X, Mister President? «Kevin Hassett?», wirft eine Reporterin ein. Trump lächelt verschmitzt, sagt nur: «Das werde ich Ihnen jetzt nicht sagen. Wir werden es bekanntgeben.» Und damit beendet der US-Präsident die Fragerunde in der Air Force One – und zieht sich in sein Büro an Bord der Maschine zurück.
Heftige Beleidigungen
Fix ist aktuell nur: Jerome Powell (72) beendet seine Karriere als Notenbankchef Mitte Mai 2026 – nach Ablauf seiner zweiten vierjährigen Amtszeit. «Viel zu spät», wetterte Trump gestern Sonntag erneut. Wenn es nach dem US-Präsidenten gehen würde, wäre Powell schon längst Geschichte.
Denn Trump kommt mit Powell überhaupt nicht klar. Der US-Präsident hätte gerne viel tiefere Zinsen – damit die Börsen noch mehr boomen und er sich feiern lassen könnte. Doch der oberste Währungshüter des Landes, den Trump auch schon als «Idioten» beleidigt hatte, macht da nicht mit. Die Unabhängigkeit der Notenbank ist Powell wichtig. Und weil es die Aufgabe der Fed ist, den amerikanischen Arbeitsmarkt stabil zu halten und die Inflation einzudämmen, hat Powell die Zinsen noch nicht mehr gesenkt.
Die Ironie der Trump-Powell-Geschichte? Der US-Präsident selbst war es, der Powell 2018 zum Fed-Chef ernannt hatte.
Hassett lobt sich selber
Zurück zum Cliffhanger von Sonntagabend. Gut möglich, dass die nächste Episode mit der Auflösung des Powell-Nachfolgers beginnt. Schliesslich will Trump bis Weihnachten den Namen bekannt geben. Kronfavorit auf den Posten: Kevin Hassett (63), Trumps oberster Wirtschaftsberater und Chef des nationalen Wirtschaftsrats. Hassett sendet aktuell zweideutige Signale aus. Das sei ein «Gerücht», meinte er am Sonntag gegenüber CBS. Und sagte kurz darauf, dass er stolz sei, dass die Märkte «so positiv» auf «die Gerüchte» um Powells-Nachfolger reagiert hätten.
Es folgte ein kurzes Lächeln von Hassett. Denn er selbst ist ja das «Gerücht». Der Trump-Berater lobte sich im US-Fernsehen also selbst – ohne seinen eigenen Namen zu nennen. Oder rot zu werden.
Wer ist der (wahrscheinlich) neue Fed-Chef?
Seine Botschaft ist eindeutig: Er steht für tiefere Zinsen. Für billigere Autokredite, günstigere Hypotheken und eine lockerere Geldpolitik. Für eine Fed, die schnell handelt. Ein klarer Gegensatz zu Powell, der die Inflation erst vollständig im Griff sehen will, bevor er die Zins-Schraube lockert.
Hassett ist in der Politik kein Unbekannter. Er ist ein Ökonom mit Arbeitserfahrung an diversen Eliteunis, beriet in Washington verschiedene Präsidenten und gehört seit Jahrzehnten zum republikanischen Wirtschafts-Establishment. Während Trumps erster Amtszeit prägte er die milliardenschweren Steuersenkungen. Vor allem aber gilt er als «Taube» – ein geflügelter Begriff für jene, die eine expansive Geldpolitik befürworten. Heisst: weniger Angst vor Inflation, mehr Fokus auf Wachstum. Genau das, was Trump seit Monaten fordert. Genau das, was Powell bislang verweigert. Und genau das, was der Wall Street kurz- bis mittelfristig gefällt.
Die Wetten auf eine Zinssenkungsära unter Hassett laufen denn auch bereits. Gut möglich, dass Trump den Finanzmärkten noch vor Weihnachten ein Geschenk unter den Christbaum legt – eines, das in Washington gefeiert und in Zürich, Frankfurt und London nervös beäugt wird. Denn ein Kurswechsel an der Spitze der Fed betrifft nicht nur Amerikanerinnen und Amerikaner. Ein Hassett an der Fed-Spitze würde auch hierzulande die Hypozinsen, den Franken-Wechselkurs und die Bewertung der Schweizer Börsenschwergewichte direkt beeinflussen.
Warum? Die USA bleiben nun mal der Motor der Weltwirtschaft. Und – Achtung Cliffhanger – es ist genau der Fed-Chef, der den Zündschlüssel für den Wirtschaftsmotor in der Hand hält.