Darum gehts
- Das Hotel Fafleralp in Blatten VS steht nach dem Bergsturz vor dem Aus
- Der Wiederaufbau von Blatten ist umstritten, Solidarität und Spendengelder sind vorhanden
- 80 Millionen Franken Spendengelder – 55 Prozent sind laut Umfrage gegen den Wiederaufbau
Pascal Indermitte war mit seinen 20 Mitarbeitenden im Hotel Fafleralp bereit für die neue Sommersaison. Allein für das Aufrüsten des Betriebs nach dem Winter nimmt das Traditionshotel 200'000 Franken in die Hand. Am 28. Mai 2025 aber, kurz vor der Öffnung an Pfingsten, veränderte der Bergsturz in Blatten VS das Leben des ganzen Dorfes.
Die Fafleralp überlebt als einziges Hotel in Blatten die Katastrophe. Trotzdem bleiben die 120 Betten seither leer. Die Angestellten sind in Kurzarbeit. Denn das Hotel liegt ganz hinten im Lötschental und ist vom Rest der Welt abgeschnitten. Jetzt wird klar: Das 1908 erbaute Hotel steht vor dem Aus, wie Verwaltungsratspräsident Indermitte gegenüber der «Neuen Zürcher Zeitung» erklärt.
Trotz hohen Hilfsgelder
Bereits Anfang Juni warnte Indermitte: «Die Hotel Fafleralp AG ist in ihrer Existenz bedroht.» Ohne Gäste verzeichnet der Betrieb keine Einnahmen, hat aber trotzdem hohe Fixkosten. Zehntausende Franken gehen für Hypotheken und Versicherungen drauf. Gleichzeitig weigert sich die Versicherung gegen Betriebsausfall, zu helfen. Das Hotel stehe ja noch, so das Argument des Versicherers. «Wenn das so weitergeht, muss ich Ende Jahr Konkurs anmelden», sagt der VR-Präsident gegenüber der NZZ.
Und das, obwohl für Blatten x Millionen Franken Hilfsgelder zur Verfügung stehen. Doch diese stecken aktuell in der Politik fest. Indermitte setzte vor allem grosse Hoffnung auf die 10 Millionen, welche die Walliser Kantonsregierung rasch nach der Tragödie versprach. Beda Albrecht, Leiter der Spendenkommission für Blatten, sagt gegenüber der «Neuen Zürcher Zeitung» jedoch: «Beim Kanton ist noch vieles offen.» Man wisse noch nicht genau, wie was finanziert werde.
Sowieso braucht das grösste Hotel des Lötschentals einen grossen Batzen. Indermitte rechnet mit mindestens 1,5 Millionen Franken à fonds perdu, «damit wir überhaupt überleben». Insgesamt spricht er von einem Schaden von bis zu 5 Millionen. Aufgeben will der Verwaltungsratspräsident noch lange nicht. «Wenn es in einem Land auf der Welt möglich ist, so ein traditionelles Berghotel zu erhalten, dann in der Schweiz.»
Wiederaufbau umstritten
Auch Monate nach dem Bergsturz steht das Walliser Bergdorf immer wieder in den Schlagzeilen. Der Wiederaufbau hat begonnen, die Solidarität war vor allem am Anfang riesig. Mittlerweile soll der Umfang der Spendengelder auf 80 Millionen Franken angewachsen sein.
Trotzdem scheint es in der Bevölkerung höchst umstritten, ob Blatten wirklich wiederaufgebaut werden soll. Eine Umfrage des Forschungsinstituts Sotomo im Auftrag von Blick zeigte: Nur 42 Prozent der Befragten sagen «Ja» oder «Eher ja» zum Wiederaufbau. 55 Prozent sind dagegen.
Blattens Gemeindepräsident Matthias Bellwald dürfte das egal sein. «Die meisten der Einwohnerinnen und Einwohner sollen ab 2029 in ihr Heimatdorf zurückkehren können», sagte er Mitte September. Bis dahin braucht es aber noch einiges.