Trotz Corona-Hilfe vom Bund
SBB Cargo will massiv höhere Preise durchsetzen

SBB Cargo dreht an der Preisschraube. Das Problem: Das ist nicht vereinbar mit einer allfälligen Unterstützung durch den Staat. Die Gütertochter ist im Dilemma.
Publiziert: 11.10.2020 um 14:04 Uhr
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Aktualisiert: 15.10.2020 um 15:32 Uhr
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Arbeiten am Gleis: SBB Cargo ist die Nummer eins im Güterverkehr auf der Schiene.
Foto: keystone

Die SBB-Tochter SBB Cargo ist in Not. Corona wirkt als Brandbeschleuniger. Der Verlust in den ersten sechs Monaten des Jahres: 30 Millionen Franken.

Die Situation ist prekär. Sparmassnahmen laufen, weitere stehe an. Ferien sollen gestrichen werden, Löhne eingefroren, ein Job-Abbau ist absehbar. Ende August hiess es sogar, die Finanzlage sei derart angespannt, dass die Löhne womöglich nicht mehr gezahlt werden können. Die SBB dementierten. Der Zahltag sei gesichert, versprach der Konzern.

Aber nicht nur die Angestellten spüren die Krise. SBB Cargo versucht offenbar bei den Kunden an der Preisschraube zu drehen. Das Unternehmen will zum Teil happige Preisaufschläge durchsetzen, wie die «SonntagsZeitung» schreibt.

Happige Aufschläge

Ein betroffener Firmenchef berichtet von Tariferhöhungen im Import-Export-Geschäft von 400 Prozent bis weit über 500 Prozent. Bei den Binnentarifen seien es bis zu 260 Prozent. Er will nicht namentlich genannt werden. Der Verband der verladenden Wirtschaft und Logistik bestätigt aber, dass viele und auch wichtige Kunden in Verhandlungen mit SBB Cargo stehen.

Diese Verhandlungen sind politisch heikel. Der Bund und das Parlament wollen den Güterverkehr auf der Schiene mit Covid-Beiträgen stützen. Preisaufschläge sind dabei nicht erlaubt. Es stellt sich also die Frage: Widersetzt sich SBB Cargo den Vorgaben aus Bern?

Der «Sonntagszeitung» sagt das Unternehmen, dass die Covid-Bestimmungen zu einem Zeitpunkt in Kraft getreten seien, als die Preisverhandlungen bereits liefen und teilweise abgeschlossen waren. Es handle sich ausserdem nicht um allgemeine Preiserhöhungen. Nur nicht rentable Verträge würden neu ausgehandelt.

Kein Gesuch um Covid-Hilfe

Das Bundesamt für Verkehr gelangt zu einer etwas anderen Einschätzung. Sofern SBB Cargo Covid-Gelder beziehen sollte, werde «ein grundsätzlicher Verzicht auf Preiserhöhungen Gegenstand der Vereinbarung zwischen Bund und SBB Cargo sein», so ein Sprecher.

Interessant: Bislang ist noch gar kein Gesuch eingetroffen. Das bestätigt das BAV. SBB Cargo bestätigt dies indirekt ebenfalls, indem es sagt, dass ein entsprechendes Gesuch bis Ende November noch eingereicht werden könne. (ise)

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