Die ersten 100 Tage lagen mitten in der Krise
2:43
Désirée Baer lenkt SBB Cargo:Die ersten 100 Tage lagen mitten in der Krise

Bringt die neue Chefin Désirée Baer SBB Cargo auf Erfolgskurs?
Die ersten 100 Tage lagen mitten in der Krise

Die neue SBB-Cargo-Chefin Désirée Baer startete mit der Corona-Krise in ihren neuen Job. Die Umsätze sind stark zurückgegangen. Die geplante Sanierung geriet ins Stocken. Wer ist die Frau, die das kriselnde Unternehmen auf Erfolgskurs bringen soll?
Publiziert: 09.07.2020 um 23:33 Uhr
|
Aktualisiert: 10.07.2020 um 08:25 Uhr
Teilen
Kommentieren
1/10
Die Corona-Krise hat den finanziellen Druck auf SBB Cargo weiter erhöht.
Foto: Keystone
Simon Bühler

Gross waren die Hoffnungen bei der Verpflichtung von Désirée Baer (50) als neue Chefin von SBB Cargo. Doch die Corona-Pandemie hat der Sanierung von SBB Cargo einen Strich durch die Rechnung gemacht, wie sie gestern nach den ersten 100 Tagen im Amt einräumte. Baer startete mitten in der Krise. Der Umsatz von SBB Cargo brach im ersten Halbjahr um 20 Prozent oder bis zu 60 Millionen Franken ein.

Dass sie vom ersten Tag an als Krisenmanagerin agieren musste, bringt Baer nicht aus der Ruhe. «Im Vergleich zu anderen Unternehmen in der Branche ist der Einbruch relativ gering ausgefallen.» SBB Cargo konnte den Schaden dank Branchen wie dem Detailhandel in Grenzen halten. Zudem hatten Güterzüge wegen Corona mehr Platz auf dem Schienennetz, weil die SBB den Personenverkehr stark reduzierten.

Unternehmer-Tochter in Männerdomäne

«Zeitweise mussten wir mit deutlich weniger Wagen pro Zug fahren als normal, um keine Kunden zu verlieren. Bei gleichen Kosten.» Da muss der HSG-Absolventin das Herz geblutet haben. Die Betriebswirtschaftlerin ist ein alter Hase im Bahngeschäft. Zuletzt war sie drei Jahre lang Chefin der Bahnpolizei-Firma Securitrans mit 1000 Mitarbeitenden. Zuvor sass sie sieben Jahre in der Geschäftsleitung von SBB Infrastruktur.

Liegt ihr das Bähnler-Gen im Blut? «Ich komme aus einer Unternehmer-Familie. Schon meine Grosseltern waren Unternehmer», sagt sie. Ihr Vater Ruedi Baer (†77) war Gründer des Elektronikhändlers Interdiscount. Er war zudem 13 Jahre lang Präsident von YB und holte 1986 den Meistertitel ins Wankdorf.

«Als Kind wollte ich immer Ärztin werden», sagt sie. Daraus wurde nichts. Heute muss sie sich Tag für Tag in einer klassischen Männerdomäne wie dem Güterverkehr behaupten. «Ich hätte mir nie vorstellen können, dereinst als Chefin von SBB-Cargo 2000 Leute zu führen.»

Gleisfeld statt Teppichetage

Nehmen die Rangierarbeiter sie ernst? Baer lacht. «Entscheidend ist nicht das Geschlecht, sondern dass man gut miteinander zusammenarbeitet», sagt die passionierte Golferin. Und fügt an: «In der Geschäftsleitung von SBB Cargo sind wir übrigens mehr Frauen als Männer.»

Sie habe höchsten Respekt vor den Erfahrungen ihrer Leute. Deshalb hat Baer seit ihrem Antritt viel Zeit auf dem Gleis verbracht und mit den Arbeitern gesprochen. «Nur so merke ich, was wir in den Abläufen verändern müssen. Oder welche Probleme die Mitarbeiter haben.» Sie habe festgestellt, dass viele in der Teppichetage gar nicht wüssten, was die Angestellten an der Basis beschäftige.

Die Corona-Krise ist für SBB-Cargo noch längst nicht ausgestanden. «Wir können die Verluste nicht so schnell wettmachen. Das heisst, wir müssen Kosten senken», sagt Baer. Und trotzdem: «Ein Stellenabbau ist nicht geplant. Wir haben jedoch in der Verwaltung einen Einstellungsstopp erlassen.»


Teilen
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.