Tiny-Wohnung statt Tiny-House
In der Schweiz entstehen über 1000 Mini-Apartments

Jetzt kommen die Micro-Apartments: In den nächsten zwei Jahren entstehen möblierte Kleinstwohnungen in Zürich, Lausanne, Lugano und Bern. Unumstritten ist das nicht.
Publiziert: 26.06.2019 um 19:57 Uhr
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Aktualisiert: 02.01.2020 um 13:44 Uhr
In Bern baut die Artisa-Gruppe 190 Micro-Wohnungen.
Foto: Artisa
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Maren Meyer

Tiny-Wohnung statt Tiny-House: In den Micro-Apartments der Artisa-Gruppe lassen sich Essen, Schlafen und Chillen auf kleinstem Raum verbinden. Zwischen 25 und 43 Quadratmeter sind die möblierten Mini-Apartments gross, die bis 2021 in Schweizer Städten wie Zürich, Lausanne, Lugano und Bern entstehen.

Bereits im Herbst sollen erste Interessenten in 50 der insgesamt 300 geplanten Apartments in Zürich einziehen können. Standorte sind Altstetten, Oerlikon und Leutschenbach. Gemietet werden können sie für einen Monat, ein Jahr und länger.

1000 Micro-Apartments in zwei Jahren

In Bern baut Artisa im Stadtteil Monbijou auf 7200 Quadratmetern 190 Micro-Wohnungen mit einer Fläche von 25 bis 35 Quadratmetern. Insgesamt plant das Unternehmen, den Schweizer Immobilienmarkt in den nächsten zwei Jahren mit 1000 Micro-Wohnungen aufzumischen.

Nicht Business-Leute seien die Zielgruppe, sondern Menschen, die sich bewusst für einen minimalistischen Lebensstil entschieden. Im Schnitt liege die Grundmiete bei 1500 Franken. Per App kann ein- und ausgecheckt sowie Extraleistungen wie eine Haushaltshilfe, wöchentliche Reinigung oder Bügelservice dazu gebucht werden.

Besonders in den Städten ist bezahlbarer Wohnraum knapp. Zudem schrumpft das Bauland. Im Gebäude, in dem Artisa nun in Bern ihre Micro-Apartments plant, waren einst Büros untergebracht.

Büro- oder Wohnzone?

«Dass Bürogebäude in Wohnungen umgenutzt werden, zeigt, dass der Bedarf nach Wohnraum in Bern da ist und das ist eigentlich positiv», sagt Natalie Imboden (48), Mieterverband-Präsidentin in Bern. Das Problem sei jedoch, dass vermehrt im hochpreisigen Segment gebaut würde. Mit im Schnitt 1500 Franken sei ein Micro-Apartment in diesem Quartier doch recht teuer.

Zudem sei die Zone wichtig, in der die Apartments entstünden: Laut der Wohninitiative müssen Um- und Neueinzonungen mit einer Wohnfläche von über 5000 Quadratmetern in einer Wohnzone ein Drittel preisgünstigen Wohnraum enthalten.

Die Initiative wurde 2014 mit über 70 Prozent Ja-Stimmen angenommen und ist derzeit am Bundesgericht hängig. «Befindet sich das Gebäude weiterhin in der Bürozone, kann der Besitzer diese Vorgabe so umgehen», erklärt Imboden.

Seitens der Artisa-Gruppe beziehungsweise der Betreiberin, der City Pop AG heisst es: «Es bleibt Gewerbezone, da es sich beim Konzept nicht um klassische Mietwohnungen handelt.» Das bedeutet: Neben dem Wohnkonzept werden einige Räume an Gewerbetreibende vermietetet. «Diese werden Partner bei der Umsetzung des Konzepts sein und den Betrieb von Co-Working-Spaces oder Fitness-Angebote übernehmen.»

Europaweit 15'000 Micro-Apartments geplant

«Artisa hält die Mieten tiefer als in vergleichbaren Business-Apartments, da sich das Angebot weniger an Expats richtet, die nur eine Wohnung auf Zeit suchen», sagt Manuel Gamper (36), Geschäftsführer City Pop AG.

In den nächsten fünf Jahren sollen europaweit insgesamt 15'000 Appartements entstehen. Auch die Schweizer Gastronomie- und Hotelbetreiberin SV-Group liebäugelt mit der minimalistischen Wohnform und plant 2020 Micro-Apartments in Bern Wankdorf (BLICK berichtete).

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