Swissness-Streit um On-Schuhe
So lösen andere Marken das Problem mit dem Schweizerkreuz

Rund um das Schweizerkreuz, das der Schuhhersteller On in seinem Logo verwendet, ist ein riesiger Streit entbrannt. Auch andere Schweizer Marken setzen auf das weltbekannte Zeichen für Swissness. Zu Recht?
Publiziert: 04.09.2025 um 18:43 Uhr
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On verwendet das Schweizerkreuz im Logo – dabei werden die Schuhe in Asien produziert.
Foto: Keystone

Darum gehts

  • Schweizerkreuz-Nutzung: Regeln und Kontroversen für Schweizer Unternehmen
  • On-Schuhe mit Schweizerkreuz sorgen für Swissness-Diskussionen und Risiken
  • Laut Markenrecht müssen für Verwendung 60 Prozent der Herstellungskosten müssen in der Schweiz anfallen
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Milena KälinRedaktorin Wirtschaft

Darf der Schuhhersteller On ein Schweizerkreuz auf seine Turnschuhe nähen, obwohl er seine Produkte in Asien produziert? Nein, meint die Vereinigung Swiss Enforcement. Der Streit, der bereits seit Jahren tobt, hat ein neues Ausmass angenommen. Die Swissness-Aufseher haben die Zürcher Firma nun bei den chinesischen Behörden verpfiffen. 

Aber wann dürfen Schweizer Firmen das Schweizerkreuz in ihrem Logo verwenden? Blick hat beim Marketingexperten Felix Murbach (59) nachgefragt. 

«Entscheidend ist die Wertschöpfung: Mindestens 60 Prozent der Herstellungskosten müssen in der Schweiz anfallen», erklärt Murbach. Das gilt gemäss Markenrecht für alle, die das Schweizerkreuz klassisch in Rot-Weiss verwenden.

Auf die Farbe kommt es an

So machen es beispielsweise die Marken Kambly oder Rausch. Beide produzieren ihre Waren im Inland: Kambly hat eine Bäckerei in Trubschachen BE, Rausch produziert in Kreuzlingen TG am Bodensee. Dasselbe gilt für Schweizer Uhrenmarken wie Swatch oder Tissot. 

Das Schweizer Wappenschild darf dagegen nur der Staat verwenden. Das musste die Schweizer Eishockeynationalmannschaft am eigenen Leib erfahren: Wegen einer Sonderregelung darf die Hockey-Nati das Wappen bis Ende 2026 auf dem Trikot tragen.

Victorinox hat ebenfalls ein klassisches Schweizerkreuz auf seine hierzulande hergestellten Sackmesser geprägt. Doch das Reisegepäck der gleichen Marke ist jeweils nur mit einem Kreuz in Schwarz-Weiss versehen. Diese Produkte werden nämlich in China hergestellt. 

«Wenn ein rot-weisses Schweizerkreuz auf der Verpackung ist, sollte das Produkt auch wirklich aus der Schweiz kommen», sagt Murbach weiter. Darauf sollen sich die Kunden verlassen können. 

So auch bei den Trinkflaschen von Sigg: Die Flaschen aus Aluminium produziert die Thurgauer Firma in Frauenfeld. «Unser Logo mit dem roten Schweizerkreuz kennzeichnet Produkte, die in der Schweiz hergestellt werden», heisst es auf der Website. Andere Flaschen ohne Schweizerkreuz darauf stellt Sigg dagegen im Ausland her. 

Der Kleiderhersteller Strellson hat seine Wurzeln ebenfalls in der Schweiz. Doch Strellson verwendet das Schweizerkreuz im Logo in einer stark abgewandelten Form. Darum spielt es keine Rolle, dass die Waren nicht hierzulande produziert werden.

Das Kreuz als Wettbewerbsvorteil

Aber wieso wollen alle auf das Schweizer Wahrzeichen setzen? «Das Schweizerkreuz ist bis heute ein einzigartiger Wettbewerbsvorteil – wenn es geschützt bleibt», so Murbach weiter. Es hebt eine Marke hervor und schaffe Differenzierung in puncto Qualität, Präzision und Vertrauen.

Das Problem ist, dass das Schweizer Markenrecht nur für Schweizer Marken gilt. «Im Ausland sieht man oft ein Schweizerkreuz auf Kosmetik, Käse oder Uhren, die mit der Schweiz nichts zu tun haben», so der Experte weiter. Doch dagegen ist der Bund machtlos – er kann rechtlich nicht gegen diese Firmen vorgehen.

Dafür ist der Blick auf Schweizer Firmen umso strenger, weiss der Experte: «Bei On ist es heikel: Das Kreuz prangt auf Schuhen, die grösstenteils in Asien gefertigt werden. Das sorgt für Swissness-Diskussionen – und birgt rechtliche wie imagebezogene Risiken». Murbach spricht dabei sogar von «Swisswashing». 

Was On auch nicht helfen würde, die quadratische Flagge in eine rechteckige zu verwandeln. Denn dafür gelten die gleichen Bestimmungen. Einzig eine Farbänderung des Hintergrundes könnte die Situation entspannen. 

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