Darum gehts
- Swatch Group kämpft mit Gewinneinbruch. Nick Hayek bleibt optimistisch für zweite Jahreshälfte
- Hayek lehnt Personalabbau ab, setzt auf Erhalt von Arbeitsplätzen in der Schweiz
- Bei der neuen Swatch gibt es nur Unikate
Swatch-Group-Patron Nick Hayek (70) macht mit seinem Uhrenkonzern schwierige Zeiten durch. Noch Anfang Jahr ging man bei der Swatch Group davon aus, dass sich die Geschäftszahlen 2025 positiv entwickeln werden. Doch weit gefehlt: Der Betriebsgewinn sank im ersten Halbjahr um zwei Drittel auf gerade noch 68 Millionen Franken. Für einen Milliardenkonzern kommt das beinahe einer schwarzen Null gleich.
Bankanalysten gehen mit dem Konzern hart ins Gericht: Sie fordern Anpassungen der Strukturen, sprich Personalabbau und neue Gesichter in der Führungsetage. Doch Hayek bringt so schnell nichts aus der Ruhe, vor allem nicht, wenn es aus der Küche der Banken kommt. «Es ist ein Kulturkampf», sagt Hayek zu Blick und ergänzt. «Mir sind Menschen wichtiger als der Aktienkurs.»
«Wollen Industrie und Arbeitsplätze erhalten»
Sinken Umsatz und Gewinn über längere Zeit, bauen viele Unternehmen Produktionskapazitäten und Arbeitsplätze ab. Bei Hayek ticken die Uhren jedoch anders. «Die Banker wollen, dass wir so viel Geld wie möglich machen. Sie würden jubeln, wenn wir 2000 Leute entlassen oder die Produktion nach China verlagern.» Für den Swatch-Group-Patron ist das keine Option. «Wir wollen die Industrie und die Arbeitsplätze in der Schweiz erhalten.» Er will auch die Schweizer Zulieferer nicht im Stich lassen. Die Swatch-Group-Belegschaft würde zudem nicht untätig herumsitzen. Kurzarbeit gebe es bei Swatch keine. Das Personal produziere und tüftle an neuen Produkten herum.
Die Uhrenbranche ist bekannt für ihre zyklische Nachfrageentwicklung. Im so wichtigen Asiengeschäft in China, Hongkong und Macau gingen die Verkaufszahlen im ersten Halbjahr nochmal deutlich abwärts. Chinas Konsumenten leiden nach wie vor unter den Folgen der Immobilienkrise in ihrer Heimat. Eigenheimbesitzer haben viel Geld verloren und geben deshalb gerade für Luxusgüter wie Uhren weniger aus. Zum Konzern gehören neben Swatch Marken wie Tissot, Omega, Blancpain und Rado.
Auch der starke Franken setzt dem Konzern mit seiner Schweizer Produktion zu. Die Landeswährung hat gegenüber dem US-Dollar und dem chinesischen Renminbi rund zehn Prozent zugelegt. Dieser Währungseffekt schmälert den Umsatz der Swatch Group um 113 Millionen Franken.
«Die Zölle machen mir keine Sorgen»
Inzwischen keimt bei den Bankanalysten die Hoffnung auf, dass bei Swatch nach den enormen Einbrüchen seit dem Frühjahr 2024 die Talsohle erreicht ist. Das sieht auch Hayek so: «Ich bin optimistisch für die zweite Jahreshälfte». Der Patron verweist auf die positive Entwicklung in Europa, im Mittleren Osten oder Indien. Am stärksten wächst das Geschäft im wichtigsten Absatzmarkt in Nordamerika: «Die Zölle machen mir keine Sorgen. Wir haben seit ihrer Einführung in den USA sogar mehr Uhren verkauft», so Hayek. Er ist überzeugt, dass es bei Swatch auch ohne rasche Erholung in China aufwärtsgeht.
Dabei helfen soll auch eine neue Produktinnovation: eine mithilfe von KI personalisierte Swatch. KI steht beim Uhrenkonzern nicht etwa für künstliche, sondern für künstlerische Intelligenz. Kundinnen und Kunden können online ihre Designwünsche eingeben und die KI stellt ihnen dann ein Unikat zusammen. Gefüttert wird das System aus 40 Jahren Designgeschichte der Swatch. Alle Motive und Designs, bei denen Swatch die Urheberrechte hält, fliessen in die Armbanduhr ein. «So entsteht ein Unikat mit Swatch-DNA», so Hayek. Kosten sollen die Uhren zwischen 100 und 120 Franken. Ob das neue Produkt für einen neuerlichen Hype bei Swatch reicht, wird sich zeigen.
Die Anleger hat das schwache Ergebnis jedenfalls nicht geschockt. Am Donnerstag steigt der Aktienkurs um knapp 3 Prozent.