Studie zur Lohnlücke
Frauen schummeln beim Einkommen!

Frauen verdienen mehr, als sie zugeben. Das ist das zugespitzte Resultat einer Studie von zwei Forscherinnen der Universität Basel. Ist die Lohnlücke also kleiner als gedacht?
Publiziert: 11.02.2020 um 16:30 Uhr
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Aktualisiert: 11.02.2020 um 20:20 Uhr
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Frauen verdienen statistisch gesehen weniger als Männer.
Foto: Keystone

Gleiche Arbeit, gleicher Lohn. Die Forderung ist alt. Die Realität sieht anders aus. Frauen werden diskriminiert. Die Lohndifferenz beläuft sich im Schnitt auf 1455 Franken pro Monat, wie Zahlen des Bundes zeigen.

Rund die Hälfte dieses Betrags lässt sich erklären. Durch die Anzahl der geleisteten Dienstjahre, durch das Bildungsniveau, die Branche oder die Position in einem Unternehmen. Unterm Strich bleibt aber ein unerklärlicher Rest. Einige Hundert Franken pro Monat.

Stimmt das wirklich? Zwei Forscherinnen der Universität Basel sagen: Das hängt davon ab, wie die Daten erhoben wurden. Denn sowohl Männer als auch Frauen tendieren zu Falschaussagen, wenn sie nach dem Einkommen gefragt werden. Männer korrigieren ihr Gehalt gerne nach oben, Frauen geben sich eher kleinlaut.

Männliche Ernährer-Norm

Die beiden Forscherinnen, die Schweizerin Anja Roth und die Deutsche Michaela Slotwinski, stützen sich in ihrer Arbeit auf Daten aus der Schweizerischen Arbeitskräfteerhebung. Sie vergleichen diese Angaben, die auf Telefoninterviews basieren, mit den tatsächlich erzielten Einkommen.

Das Ergebnis: In einem Haushalt scheuen sich viele nach wie vor, zuzugeben, dass die Frau mehr verdient als der Mann. Das gilt für Männer gleichermassen wie für Frauen. Falschangaben kommen offenbar häufiger vor, wenn die Frau gleich oder weniger gebildet ist als ihr Mann – und dennoch mehr verdient. Oder wenn die Frau das gleiche oder ein geringeres Arbeitspensum hat – aber ein höheres Einkommen erzielt.

Die beiden Ökonominnen publizierten die Studie in einer Schriftenreihe des Leibniz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung. Sie erklären das Resultat mit einer «männlichen Ernährer-Norm», die sich hartnäckig in der Gesellschaft halte. Der Mann soll, so glauben noch immer einige, mehr verdienen, um die Familie durchzubringen. Entsprechend stapeln Frauen tief und Männer hoch, wenn sie danach gefragt werden, was am Ende des Monats im Portemonnaie landet.

Unerklärliche Lohnlücke bleibt stabil

Ist die Lohnlücke in der Schweiz in Wirklichkeit also viel kleiner als gedacht? Nein. Die Statistiker des Bundes verlassen sich nicht auf Umfragewerte. Die Berechnungen basieren auf der Lohnstrukturerhebung 2016. Heisst: Die Daten werden direkt bei den Arbeitgebern abgeholt. Die Mitarbeiter werden nicht befragt.

Alle zwei Jahre erfasst das Bundesamt für Statistik diese Informationen. Die Daten aus dem Jahr 2018 werden in diesem Jahr publiziert. Wenn sich der Trend der letzten Jahre fortsetzt, gehen die durchschnittlichen Lohnunterschiede weiter zurück. Zumindest in der Gesamtperspektive.

Der unerklärte Anteil dürfte dagegen stabil bleiben. Er stagniert seit einigen Jahren bei rund 40 Prozent der gesamten Differenz. Diskriminierung pur. (ise)

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