Stand-up-Paddle im Trend
Wie aus einer primitiven Idee ein Millionenbusiness wurde

Über die Blitzkarriere der Bretter, die für viele die Welt bedeuten – und wie es nach dem Boom nun weitergeht.
Publiziert: 10:44 Uhr
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Aktualisiert: 11:02 Uhr
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Jetzt paddeln sie wieder: SUP-Begeisterte auf dem Zürichsee
Foto: ZVG

Darum gehts

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Peter Rohner und Andreas Güntert
Handelszeitung

Anmutig und aufrecht über den See gleiten, per Paddelschlag eigenhändig den Takt setzen. Davon lebt die Trendsportart Stand-up-Paddling, kurz SUP. Stand-up-Paddler sind heute von den Schweizer Gewässern nicht mehr wegzudenken. Dabei ist die Sportart noch jung, auch wenn die Ursprünge weit zurückliegen.

Ob Fischer in Peru vor 3000 Jahren, polynesische Seefahrer oder der irische Mönch Fridolin auf dem Rhein im 6. Jahrhundert – auf die Idee, stehend auf einem langen Floss zu paddeln, sind Menschen schon in den unterschiedlichsten Kulturen und Epochen gekommen.

Eine Renaissance erlebte das Stand-up-Paddle in den 1950er- und 1960er-Jahren auf Hawaii, als Surflehrer den Vorteil des Paddles und der aufrechten Haltung wiederentdeckten. Sie waren damit schnell und hatten einen besseren Überblick.

Pioniere aus der Surf- und Skaterszene

Als Begründer des modernen SUP-Trends gilt der Surfer Laird Hamilton, der das Stehpaddeln in den Nullerjahren an den kalifornischen Stränden populär machte. Bald interessierten sich auch Nichtsurfer dafür, vor allem als die ersten aufblasbaren Bretter aufkamen.

Gilt als SUP-Pionier der Schweiz: Maurus Strobel, Mitgründer und Geschäftsführer von Indiana Paddle & Surf.
Foto: Jürg Kaufmann

In der Schweiz gilt der ehemalige Skateboard-Slalom-Weltmeister Maurus Strobel als SUP-Pionier. Er gründete mit einem Kollegen am Zürichsee die Firma Indiana Paddle & Surf, mit der er 2010 die ersten eigenen SUP auf den Markt brachte.

A boom is born – von Hawaii nach Schmerikon

Doch selbst Sportprofis hatten anfänglich Mühe, den SUP-Boom zu erkennen. Reto Kuster, Inhaber von Kuster Sport in Schmerikon SG, erinnert sich: «Als 2011 erstmals ein Stand-up-Paddler an unseren Kajak- und Kanutagen aufkreuzte, dachte ich, das wird nichts. Aber ich lag komplett falsch.» Seit 2012 führt Kuster SUP-Produkte und dazu eine Mietstation am Obersee.

Wie andere Händler sieht er die Boomkurve so: «Die Jahre 2016 bis 2018 waren von starkem Wachstum geprägt, das sich in der Corona-Zeit noch fortsetzte.» In den Spitzenjahren gingen gemäss Branchenexperten um die 50 000 Bretter pro Jahr über den Ladentisch.

Robuste PVC-Hülle und ein weicher Kern

Der Schlüsselmoment für den SUP-Boom war die Einführung des aufblasbaren Boards vor rund 15 Jahren. Entscheidend war die in Südkorea entwickelte Dropstitch-Technik. Unzählige Fäden im Innern der Luftkammer ermöglichen, dass die Boards zusammengeklappt und transportiert werden können, aber dennoch eine solide Standfläche bieten, wenn sie aufgeblasen sind.

Die Inflatables liessen den Markt explodieren, auch der Grossfachhandel sprang auf den Zug auf. 2017 nahm der «Kassensturz» die aufblasbaren SUP erstmals unter die Lupe.

Nach der Blütezeit tauchen die Preise

Seit Mitte 2023 flachen die Verkaufszahlen ab. Viele Haushalte besitzen bereits ein Board. Der Markt sei gesättigt, sagt Indiana-CEO Strobel, «auch weil günstige Brands und Eigenmarken der Discounter den Markt geflutet haben».

Das drückt die Preise, auch im oberen Segment. Sporthändler Kuster rechnet so: «Ein ganzes Set mit Paddle und Pumpe ging bei uns zur besten Zeit für 850 bis 1000 Franken über den Tisch; heute sind es noch 700 bis 800 Franken.» Beim Schweizer Onlinehändler Galaxus sah man den Brett-Durchschnittspreis 2020 bei 492 Franken. 2022 waren es 371, im laufenden Jahr sind es noch 257 Franken pro Board. Beim Onlinehändler Gonser gehört ein Brett für unter 200 Franken zu den Bestsellern.

Artikel aus der «Handelszeitung»

Dieser Artikel wurde erstmals im Angebot von handelszeitung.ch veröffentlicht. Weitere spannende Artikel findest du unter www.handelszeitung.ch.

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Sommerwetter treibt SUP-Verkäufe an

Die frühe Sommersonne dieses Jahr hat den eingeschlafenen SUP-Boom kurzzeitig wieder befeuert. Galaxus berichtet, dass der Juni 2025 «der zweitstärkste Monat überhaupt war». Sporthändler Kuster bestätigt, dass das schöne Sommerwetter hilfreich sei. Auch beim Onlinehändler Gonser gehören SUP «nach wie vor zu den sehr gut laufenden Sommerprodukten».

Mittlerweile wird der Schweizer Markt für aufblasbare SUP von Discountermarken und günstigen Modellen dominiert. Der Anteil der hochwertigen Topbrands wird noch auf 10 bis 20 Prozent geschätzt.

Produziert wird in Asien

So wie die günstigen Modelle werden auch die Qualitätsmarken in aller Regel in Asien produziert, wobei China der wichtigste Standort ist. Die Marken nutzen dabei oft OEM-Fabriken (Original Equipment Manufacturer) und labeln die Bretter dann um. Indiana Paddle & Surf lässt seine in der Schweiz entworfenen Inflatables ebenfalls seit Jahren in der chinesischen Provinz Guangdong produzieren.

Anders als die meisten Luftmatratzen haben aufblasbare SUP in der Regel nur eine Luftkammer. «Für entspannte Freizeitfahrten sollte das reichen», hält die Stiftung Warentest fest. Es empfiehlt sich jedoch, eine Schwimmhilfe dabeizuhaben. Ab einer Distanz zum Ufer von 300 Metern ist diese auf Schweizer Seen ohnehin Pflicht. Auch sonst gelten dieselben Regeln wie für Ruderboote.

Ein Fall für die Olympischen Sommerspiele

Wie so oft, wenn Sportfreunde eine Leidenschaft teilen, wird verglichen und gemessen. Die erste Schweizer SUP-Meisterschaft fand 2011 statt. 2024 stand SUP in Paris auf der Liste, um olympisch zu werden, doch die Aufnahme wurde verschoben. Auch für die nächsten Spiele in L. A. wird es eng. «Die Chancen stehen aber gut, dass der Sport in Brisbane 2032 am Start ist», sagt Florian Gander, Geschäftsführer der Stand-up-Paddle-Schule Supkultur.

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