SNB hält an Nullzins fest
Warum Banken Negativzinsen lieben – und was das für dich bedeutet

Die Nationalbank dreht nicht an der Zinsschraube. Doch längst nicht alle sind glücklich mit den Nullzinsen.
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Die Nationalbank hält an ihrer Geldpolitik fest, ...
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

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Christian KolbeRedaktor Wirtschaft

Nullzinsen – und das wohl für noch eine längere Zeit. Während die ganze Welt immer noch an einem Zuviel an Teuerung leidet, ist die Schweizerische Nationalbank (SNB) fast schon verzweifelt auf der Suche nach steigenden Preisen in der Schweiz. Denn nur so hätte die SNB wieder etwas mehr Spielraum, um ihre Geldpolitik anzupassen.

Negativzinsen sind nicht beliebt, wie SNB-Präsident Martin Schlegel (49) immer wieder betont hat, auch wenn er sich an der letzten geldpolitischen Lagebeurteilung ein Hintertürchen offen lässt: «Wenn es erforderlich ist, führen wir Negativzinsen ein.» Was den Banken wohl gefallen würde.

Denn bei einem Leitzins von null haben die Finanzinstitute ein kommunikatives Problem: Wie wollen sie ihren – grossen und vermögenden – Kunden erklären, warum sie bereits jetzt auf einen Teil der Einlagen Negativzinsen abliefern müssen. Thomas Rühl (46), Chefökonom der Schwyzer Kantonalbank, sagt: «Im Geldmarkt werden grosse Beträge, etwa die Kontobestände von Pensionskassen, bereits jetzt teilweise negativ verzinst.»

Unser Alterskapital leidet

Deshalb ist für Adrian Wenger (53), Hypothekenexperte beim VZ Vermögenszentrum klar: «Negativzinsen sind für Banken sexy: Wer das Geld in grossen Mengen zur Bank bringt, muss dafür bezahlen.» Da stellt keiner mehr Fragen, wenn der Leitzins unter null ist.

Die gute Nachricht für Kleinsparer: Auf ihren Konten gibt es keine Negativzinsen. Das dürfte auch so bleiben: «Wir erwarten, dass Kleinsparer auch in Zukunft von Negativzinsen verschont bleiben», sagt Kantonalbanker Thomas Rühl.

Doch Wenger sieht noch ein anderes Problem: «Ich mache mir Sorgen um die Versicherten in den Pensionskassen. Wenn sichere Anlagen wie etwa Bundesobligationen nichts abwerfen, dann fehlt dieses Geld im Alter.»

Und das nicht nur, weil eben grosse institutionelle Anleger wie Pensionskassen auf einem Teil ihres Geldes bei der Bank schon jetzt negative Zinsen bezahlen. «Bei tiefen oder gar negativen Zinsen fehlt der Zinseszinseffekt. Dieser ist sehr wichtig für die Vermehrung der PK-Gelder», so Wenger.

Steigende Löhne bringen Teuerung zurück

Inflation ist nicht in Sicht, erst gegen Ende des nächsten Jahres könnte die Teuerung ein wenig anziehen. Was eine gute Nachricht für alle Angestellten ist. Die Geldpolitik wirke expansiv und stütze damit die Wirtschaft, die Arbeitslosigkeit sollte deshalb etwas zurückgehen, antwortet SNB-Präsident Schlegel auf eine Frage von Blick. «Die Lohnerhöhungen werden im nächsten Jahr nicht null sein», so Schlegel.

Konkret: Die Löhne sollten im kommenden Jahr um etwas mehr als ein Prozent steigen. Darüber kann sich zumindest ein Teil der Beschäftigten freuen.

Es gibt noch einen Grund, warum Negativzinsen für Banken Sexappeal haben: So können sie ihre Zinsmarge ausweiten. Also die Differenz zwischen den – zum Teil negativen Zinsen – auf den Einlagen und dem Zins, den sie zum Teil Hypothkarschuldnern abknöpfen können. Deshalb ist der Nullzins mit ein Grund, warum Hypotheken nicht ganz so billig sind, wie sie sein könnten. Dazu kommt noch ein anderer Effekt: «Heute hat es viel weniger Liquidität im System als zu Zeiten der Negativzinsen. Im Moment gibt es im Hypothekarmarkt kein Überangebot», erklärt Rühl.

Weil es der Weltwirtschaft nicht so schlecht läuft und sich die internationalen Anleger offenbar an die Kapriolen von US-Präsident Donald Trump (79) gewöhnt haben, ist der Schweizer Franken als sicherer Hafen nicht ganz so attraktiv als zu Zeiten der Negativzinsen von 2015 bis 2022. Das heisst, es fehlt an Geld, um Hypotheken noch günstiger zu machen.

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