Darum gehts
- Roboter-Haushälter Neo kommt 2026 in den USA auf den Markt, 2027 folgt Europa
- Bisher wird Neo noch von einem Menschen gesteuert, was Datenschutzbedenken aufwirft
- Für triviale Aufgaben braucht der Roboter noch viel zu lange
Die Videos erinnern an Szenen aus dem Science-Fiction-Thriller «Ex Machina» oder dem dystopischen Netflix-Hit «Black Mirror»: Ein KI-gesteuerter Roboter staubsaugt dein Wohnzimmer, faltet deine Wäsche, füttert dein Haustier. Du kannst derweil die Beine hochlegen und dich bedienen lassen.
Dieser Traum wird bald Realität: Das Technologie-Start-up «1X Technologies» aus dem kalifornischen Silicon Valley bringt den ersten humanoiden Haushälter auf den Markt.
Seit Dienstag können Kunden aus Amerika den 1,80 Meter grossen Roboter «Neo» vorbestellen. Kostenpunkt: 20'000 US-Dollar (umgerechnet 16'000 Franken). Nächstes Jahr soll der Helfer dann geliefert werden. Ab 2027 soll der Roboter auch in Europa auf den Markt kommen.
(K)ein Nussknacker für 20'000 Dollar
Aber was kann Neo? Eigentlich sollte er mit seinem menschenähnlichen Körper jede erdenkliche Hausarbeit erledigen - so die Versprechen des Herstellers. Neo räumt auf, hält die Wohnung sauber, faltet die Wäsche, organisiert Termine, empfängt Besuch an der Haustür - oder leistet einfach Gesellschaft. Denn dank neuster KI-Technologie versteht er Sprache, reagiert auf Zuruf und merkt sich Vorlieben. Also alles gut? Nicht ganz.
Ein Testversuch einer Redaktorin des «Wall Street Journal» zeigt: Bei vielem hapert es noch gewaltig. So braucht Neo für triviale Alltagsaufgaben viel zu lange. Beispielsweise dauert es über eine Minute, sich ein Wasser aus dem Kühlschrank bringen zu lassen. Und um drei Dinge in die Abwaschmaschine zu laden, braucht der Roboter gar fünf Minuten.
Ausserdem zeigt sich: Nicht mal eine Walnuss kann der «Übermensch» mit seinen blossen Händen knacken. Denn seine Fingerkraft ist etwa so stark wie die eines echten Menschen.
Mehr Daten auf Kosten der Privatsphäre
Um die Leistungen des Robo-Assistenten zu verbessern, braucht es Daten. Je mehr, desto besser. Schlussendlich sei das Ziel, dass Neo alle Aufgaben selbständig erledigt, sagt Start-up-Gründer Bernt Børnich zum «Wall Street Journal». Und mit genügend Daten gefüttert wurde, um einwandfrei funktionieren zu können.
Was aber bei manchen für Unbehagen sorgen dürfte: Noch zieht ein echter Mitarbeiter die Fäden im Hintergrund. Mit einem VR-Headset und videospielähnlichen Controllern steuern Angestellte alle Bewegungen.
«Damit muss man einverstanden sein»
Obwohl das bis zum nächsten Jahr deutlich heruntergefahren werden soll, kann es auch dann noch gut sein, dass ein Mitarbeiter durch die Kameraaugen des Roboters blickt. «Damit muss man einverstanden sein, wenn man ein nützliches Produkt haben will. Wenn wir deine Daten nicht haben, können wir das Produkt nicht besser machen», sagt Børnich dazu.
Ausserdem hätte der Kunde stets die Kontrolle: So kann man unter anderem «No-Go»-Zonen festlegen, in die ein menschlicher Operator nicht eindringen darf oder Gesichter im Video-Blickfeld unkenntlich machen. Die «Wall Street Journal»-Redaktorin formuliert es treffend: Børnich habe die Operatoren mit einer regulären Haushaltskraft verglichen, nur sicherer, da die Mitarbeiter überwacht werden. «Aber soweit ich weiss, trägt meine Putzfrau keine Kamera und sendet meine Daten nicht an ein Unternehmen.»