Schrumpfendes Corona-Geschäft
Ist der Lonza-Boom nun vorbei?

Die Lonza hat stark von der Corona-Pandemie profitiert. Doch dieses Geschäftsfeld wird im nächsten Jahr deutlich schrumpfen. Wie es um die Zukunft des grössten Pharmazulieferers der Welt steht.
Publiziert: 25.01.2023 um 22:31 Uhr
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Aktualisiert: 25.01.2023 um 22:50 Uhr
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Martin SchmidtRedaktor Wirtschaft

Nach der Pandemie ist der Boom vorbei! Aussagen wie diese waren in den letzten drei Jahren zuhauf zu hören, wenn das Gesprächsthema auf die Lonza fiel. Der Pharmakonzern hat durch die Produktion des Wirkstoffs für den Moderna-Impfstoff einen regelrechten Boost erlebt. Am Mittwochmorgen präsentierte CEO Pierre-Alain Ruffieux (52) einen Rekordumsatz von 6,22 Milliarden Franken (plus 20 Prozent) und einen Reingewinn von 1,22 Milliarden. Auch dank des Corona-Geschäfts.

Der Weg, der vor über 120 Jahren an einem kleinen Flussbett in Gampel VS begann, führte den Konzern auf den Gipfel als grösster Pharmazulieferer der Welt. Mit diesem Corona-Booster ist es im nächsten Jahr aber vorbei: Die Lonza rechnet mit einem Umsatzrückgang in diesem Geschäft.

Pandemie macht Lonza weltbekannt

Trotzdem geht der Konzern davon aus, dass der Umsatz auch 2022 noch im hohen einstelligen Prozentbereich wachsen wird. Auch dank der Nachwirkungen des Corona-Boosters. Bei der Lonza wird sich sicherlich niemand eine weltweite Pandemie gewünscht haben: Sie war für den Konzern aber beste Werbung. Die ganze Pharmabranche hat gesehen, wie schnell der Konzern in seinen Fabriken Produkte zur Marktreife weiterentwickeln und in Grossauflage herstellen kann. «Nun kennt jeder auf der Welt Lonza», sagte Ruffieux mitten in der Pandemie im Sommer 2021 im Interview mit dem «Walliser Bote».

Die Lonza erlebte in den letzten Jahren einen riesigen Aufschwung.
Foto: ANDREA SOLTERMANN
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Ein Blick auf das Kundenportfolio bestätigt: Der Konzern mit Sitz in Basel ist breiter aufgestellt denn je und zählt mehr als 790 CDMO-Kunden. Das sind Kunden, mit denen Verträge zur Auftragsentwicklung und Fertigung abgeschlossen werden. Davon sind allein im letzten Jahr 115 neue hinzugekommen. Mit weiteren 375 Kunden schloss die Lonza Verträge über CDMO-Programme ab.

Die verwöhnten Anleger reagierten erst etwas verschnupft auf die Umsatzprognosen fürs nächste Jahr und liessen die Aktie um 5 Prozent absacken, bevor sie bis Börsenschluss auf ein Plus von 7,5 Prozent kletterte. Zu stabil sind die generellen Zukunftsaussichten. Damit ist der Konzern am Mittwochabend an der Börse knapp 39 Milliarden Franken wert.

Noch vor zehn Jahren in der Krise

Das sah vor etwas mehr als zehn Jahren noch ganz anders aus: Ruffieuxs Vorgänger Richard Ridinger (65) übernahm 2012 einen Konzern in Schieflage – der Konzerngewinn hatte sich zuvor beinahe halbiert. Der deutsche CEO machte die Lonza fit für die Zukunft und krempelte den Konzern um. Am grössten Lonzawerk in Visp VS mussten die Mitarbeiter wegen des starken Frankens länger arbeiten. Die weltweite Belegschaft sank um 1000 auf 9800 Vollzeitstellen.

Doch Ridinger zeigte das richtige Gespür, kaufte 2016 den US-Medikamentenkapsel-Hersteller Capsugel für 5,5 Milliarden Dollar auf und stellte 2018 das «Ibex»-Projekt vor. Ein Milliardenprojekt, das der Konzern am Hauptwerk in Visp realisierte und damit im ganzen Oberwallis ein kleines Wirtschaftswunder auslöste. Umsatz, Gewinn und Mitarbeiter starteten steil durch.

Ende 2022 beschäftigte die Lonza weltweit Mitarbeiter für 17'500 Vollzeitstellen an über 30 Standorten – davon allein 4500 in Visp. Rindiger verliess die Lonza 2019 aufgrund von internen Differenzen mit dem Verwaltungsrat.

Volle Kassen zum Investieren

Das Stellenwachstum dürfte auch in diesem Jahr weitergehen, wie der jetzige CEO Pierre-Alain Ruffieux in Aussicht stellt. Die Aktionäre profitieren vom gegenwärtigen Erfolg mit einer Erhöhung der Dividenden von 3 auf 3.50 Franken.

Ruffieux kann für zukünftige Investitionen aus dem Vollen schöpfen: Sein Konzern schwimmt im Geld. Der Verkauf der LSI-Sparte spülte der Lonza im Sommer 2021 4,2 Milliarden Franken in die Kassen. Mit dem Verkauf brachen zwar über 800 Millionen Umsatz weg, das holte der Konzern mit seinem Wachstum aber bereits innerhalb eines Jahres mehr als auf.

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