Darum gehts
- Appenzell plant hohe Parkgebühren gegen Touristenansturm im Alpstein
- Einheimische und Touristen kritisieren die geplanten Massnahmen
- 30 Franken für Parkplatz, 50 Franken Übernachtungspauschale für Camper
An schönen Tagen ist auf Strassen und Parkplätzen im Appenzellerland der Teufel los. Staus und volle Parkplätze rund um den Alpstein nerven Touristen wie Einheimische gleichermassen. Die Anziehungskraft der markanten Appenzeller Gebirgsketten mit Säntis, Seealpsee, Aescher und Ebenalp ist seit Corona riesig. Schöne Fotos in den sozialen Medien geben dem Hype zusätzlichen Schub. Dass es so nicht weitergeht, ist allen klar. Wo man ansetzen soll, da scheiden sich die Geister.
Heute Dienstagabend informiert die Innerrhoder Regierung die Bevölkerung über die neusten Massnahmen gegen das Touristen-Puff im Alpstein. Vor allem die neuen Parkgebühren dürften zu reden geben. 30 Franken soll ein Parkplatz auf der Wiese kosten – das ist schweizweiter Rekord! Den muss man zudem per App reservieren.
Vor allem Hotels und Bergbahnen dürften daran keine Freude haben. Und auch die einheimischen Berggänger, denn: Die neuen, rekordhohen Tarife sollen sogar für sie gelten! Auch Camper müssen künftig tief ins Portemonnaie greifen. 4 Franken pro Stunde und eine Übernachtungspauschale von 50 Franken sind angedacht. Pro Reisecar sollen gar 100 Franken fällig werden.
«Jetzt spinnen auch die Appenzeller!»
Die happigen Parkgebühren sorgen selbst in Deutschland für Aufsehen. Die «Frankfurter Neue Presse» bezeichnet die neuen Preise als «hirnrissige Idee». Auf Facebook kommentieren Wanderer mit spitzer Feder. «Jetzt spinnen auch die Appenzeller!», heisst es da. Solche Preise kenne man sonst nur von der Stadt Zürich oder vom Flughafen. Andere kündigen an, auf andere Wanderrouten auszuweichen oder in der Bergbeiz weniger Geld auszugeben, um die zusätzlichen Kosten wieder hereinzuholen. Die Appenzeller würden den Schritt schon bald bedauern und «wegen fehlender Touristen jammern».
Die Preise für einen Parkplatz dürften in der Tat einige von einem Besuch im Alpstein abhalten. Mit den angepeilten 30 Franken liegen die Appenzeller im Bereich von Parkplätzen in der Stadt Zürich oder in St. Moritz GR, wie die «Appenzeller Zeitung» schreibt. Allerdings kann man sein Auto dort in einem Parkhaus abstellen und nicht auf der Wiese. Deutlich günstiger ist der Wanderausflug mit dem Auto etwa in Engelberg OW – für 5 Franken kann man bei der Talstation der Titlisbahnen parkieren.
Auch Einheimische müssen bezahlen
Für den Innerrhoder Justizvorsteher Jakob Signer (parteilos) ist klar: «Lenkung erzielen wir nur über den Preis.» Er will Touristinnen und Touristen zum Nachdenken bringen, wie er der «Appenzeller Zeitung» sagt. Für ihn ist unbestritten: «Der Verkehr belastet die betroffene Bevölkerung.» Andere Massnahmen haben nur wenig gebracht. Etwa die Möglichkeit, das Auto in Gossau SG abzustellen und dann mit den Appenzeller Bahnen anzureisen.
Noch sind die neuen Tarife allerdings nicht in Stein gemeisselt. Das letzte Wort hat das Volk. Und weil die hohen Parkgebühren auch für Einheimische gelten sollen, ist es gut möglich, dass die Appenzellerinnen und Appenzeller den Vorschlag an der Urne beerdigen. Und damit eine Lösung der drängenden Verkehrsprobleme weiter auf die lange Bank schieben.