Darum gehts
- Makler ist kein geschützter Beruf
- Branche hat Probleme mit unseriösen Marktteilnehmern
- Schweizerische Maklerkammer will mit Qualitäts-Standards dagegenhalten
Makler von Betterhomes und Properti berichten von unhaltbaren Arbeitsbedingungen. Lange Arbeitszeiten, kein Fixlohn, unbezahlte Ferien. Zudem soll von den Angestellten verlangt worden sein, Druck auf Hauskäufer auszuüben. Blick hat Ruedi Tanner (61), Präsident der Schweizerischen Maklerkammer (SMK), ins Gebet genommen. Denn die Maklerbranche scheint besonders anfällig für Missbrauch zu sein.
BLICK: Die Immobilienvermittler Betterhomes und Properti sind heftigen Vorwürfen ausgesetzt. Hat die Maklerbranche ein Problem?
Ruedi Tanner: Makler werden ist nicht schwer – Makler sein dagegen sehr! Makler ist kein geschützter Beruf. Es können sich also auch Glücksritter, die ohne Ausbildung, ohne Expertise vom Boom im Immobilienmarkt profitieren wollen, Makler nennen. Ich nenne sie maximal: Marktteilnehmer. Denn seitens der SMK haben wir klare Qualitätsstandards definiert, die die Mitglieder für die Aufnahme erfüllen müssen.
Was sind das für Kriterien?
Dazu gehören neben der Qualität in der Beratung und Vermarktung auch das Bekenntnis zu Aus- und Weiterbildungen in den Fachbereichen. Auch ein faires Lohnmodell und respektvolle Arbeitsbedingungen, die den Schutz der Arbeitnehmenden garantieren, gehören dazu.
Die Maklerbranche scheint dennoch besonders anfällig für ausbeutende Arbeitgeber zu sein. Warum?
Besonders anfällig? Das glaube ich nicht. Es gibt lasche Marktteilnehmer, wie in vielen anderen Branchen auch. Aber es gibt eben auch andere, die sich mit dem Gütesiegel der Schweizerischen Maklerkammer konsequent gegen die schwarzen Schafe in der Branche abgrenzen. Und ihrerseits auf Transparenz und Unabhängigkeit, intakte Arbeitsbedingungen und höchste Qualität in den Kundendienstleistungen setzen. Die Verantwortung tragen. Die Maklerkammer setzt ein bewusstes Gegengewicht zu inakzeptablem Marktgebaren.
Sind Ihnen diese schwarzen Schafe bekannt?
Ja, klar, die schwarzen Schafe sind im Markt bekannt. Viele Beschwerden werden an mich getragen, mit Bitte um Rat. Das ist nicht immer einfach, denn in einem freien Markt gibt es auch die Eigenverantwortung. Manchmal staune ich, wie leichtgläubig auf offensichtlich falsche Versprechen vertraut wird. Dabei gilt: Prüfe, wer sich bindet!
Sind Betterhomes und Properti Mitglieder der Schweizerischen Maklerkammer?
Selbstverständlich nicht! Ein unseriöser Marktteilnehmer ersucht schon gar nicht um eine Mitgliedschaft bei der Maklerkammer, weil er weiss, dass er die strenge Aufnahmeprüfung gar nicht bestehen würde.
Kennen Sie weitere schwarze Schafe?
Immer, wenn «billiger» oder gar «gratis» draufsteht, müssen Kundinnen und Kunden hellhörig werden. Denn das geht nur auf Kosten der Mitarbeitenden und der Qualität. Gut ausgebildete Mitarbeitende, faire Löhne und Qualität haben ihren Preis. Das ist in allen Branchen so.
Was können betroffene Angestellte unternehmen?
Anprangern, Fairness und Korrektheit einfordern, künden.
Was muss sich ändern, damit die Branche nicht in Verruf gerät?
Arbeitnehmende müssen sich wehren und solche Praktiken anprangern. Immobilienverkäuferinnen und -verkäufer müssen erkennen, dass nur Maklerinnen und Makler, die sich in allen Bereichen zu Qualität bekennen, einen Mehrwert bieten. Und Immobilienkäuferinnen und -käufer müssen verstehen, dass sie nur ausgewiesenen Maklerinnen und Maklern vertrauen können.