«Projekt kastriert unseren Betrieb»
Walliser Hotelier kämpft verzweifelt um seine Parkplätze

Für 100 Millionen Franken sollen der Bahnhof in Brig VS umgebaut werden und Parkplätze verschwinden. Gleich nebenan steht das Hotel Victoria von Reto Steiner, der das Projekt bekämpft. Denn die Parkplätze vor dem Haus sollen verschwinden.
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Der Bahnhof in Brig VS soll neu gestaltet und urbaner gemacht werden.
Foto: Abhijit Bossotto
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Michael HotzRedaktor Wirtschaft

Reto Steiner (60) hat mit seinem Hotel Victoria in Brig VS schon einiges durchgemacht – kein Wunder: Seit 1991 führt er das traditionsreiche 3-Stern-Haus. Auch die harten Zeiten während der Corona-Pandemie hat Steiner mit seinem Betrieb überlebt. Dabei musste er damals mehrere Monate schliessen, weil er so weniger Geld verlor. Nun aber sieht der Unternehmer sein geliebtes Hotel in der Existenz bedroht.

Auslöser ist ein geplanter Umbau direkt vor der Haustür. Die Stadtgemeinde Brig-Glis, der Kanton und die Matterhorn Gotthard Bahn wollen in einem gemeinsamen Projekt den Bahnhof in Brig für 100 Millionen Franken neu gestalten. Die Bauherrschaft beansprucht dafür Teile des Grundstücks, auf dem das Gebäude des Hotels steht – und zwar bis an die Grundmauern ran.

Hotelier kämpft juristisch gegen den Bahnhofsumbau

Die Folge: Die Parkplätze vor dem «Victoria» fallen weg, Steiner hat keinen Umschlagplatz für seine Gäste und Lieferanten mehr. «Das Projekt kastriert unseren Betrieb», enerviert sich der Hotelier im «Walliser Boten». Ohne Parkplätze könne er seinen Betrieb nicht mehr rentabel betreiben. Und: «So wird die gesamte Immobilie stark entwertet», sagt Steiner auf Anfrage von Blick.

Eigentlich hätte im nächsten Jahr der Baustart für den Bahnhofsumbau erfolgen sollen. Im Sommer 2021 hatte die Stimmbevölkerung das Projekt gutgeheissen. Es kommt aber zu Verzögerungen. Denn Steiner bekämpft die Pläne vehement – mit juristischen Mitteln. Er ist bereit, seine Einsprache bis vor Bundesgericht weiterzuziehen, sollte das nötig sein. Dabei ist sich der Hotelier bewusst, dass er wohl keinen Sieg auf ganzer Linie erreichen wird. «Ich selber kann das Projekt nicht verhindern, höchstens verzögern», sagt er zu Blick.

Einen Stadtrat weiss Steiner auf seiner Seite

Deshalb hofft der langjährige Hotelier eher auf ein Umdenken bei der Bauherrschaft. «Es braucht eine Lösung für die Parkplätze am Gebäude und einen Umschlagplatz. Die Stadtgemeinde muss mit Lösungen auf uns zukommen und soll uns nicht nur hinhalten», fordert Steiner, der im Vorstand der Mitte-Ortspartei sitzt.

Immerhin einen Vertreter der Stadtregierung hat er auf seiner Seite – jedoch nicht von seiner Partei: SVP-Stadtrat Michael Graber hat laut «Walliser Bote» öffentlich verlangt, dass man das Projekt grundlegend überarbeite. Und offenbar ist man auch in der Bevölkerung von den bestehenden Plänen nicht mehr so überzeugt, glaubt Steiner: «Langsam, aber stetig steigt die Unzufriedenheit mit dem Bahnhofprojekt.»

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