Pharma- und Zementerben investierten ins Hôtel de Ville von Benoît Violier (†44)
Die Kantine der Superreichen

Die reichsten Familien der Schweiz gehörten zu den Grossaktionären des Restaurants Hôtel de Ville von Benoît Violier. Sie schossen dem Starkoch das Geld vor, das ihm für die Übernahme fehlte.
Publiziert: 02.02.2016 um 12:05 Uhr
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Aktualisiert: 10.09.2018 um 16:30 Uhr
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Roche-Verwaltungsrat und Hôtel-de-Ville-VR André Hoffmann: Seine Familie ist 25 Milliarden schwer.
Foto: zvg
Guido Schätti

Immer spektakulär, immer kreativ, immer überraschend: Am Zwang zur Perfektion ist Starkoch Benoît Violier (†44) zerbrochen. Auch der finanzielle Druck ist enorm in der Spitzengastronomie. Die reichsten Familien der Schweiz zählen zu den Aktionären im Hôtel de Ville in Crissier.

Am längsten dabei ist der Aargauer Kunststammler Franz Wassmer (72). Er stieg bereits 1999 gleichzeitig wie Vorgänger Philippe Rochat (†61) ein. Drei Jahre später holten die beiden Unternehmer André Kudelski (55) an Bord. Mit der Übernahme durch Violier vor vier Jahren wurde der Verwaltungsrat noch illustrer und gewichtiger: Roche-Erbe André Hoffmann (57) und seine Schwester, die Verlegerin Vera Michalski (61), stiegen damals zusammen mit Violier ein.

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Bekannte und Freunde legen vor dem Hôtel de Ville Blumen nieder.
Foto: KEY

Rochat zahlte seinem Vorgänger Frédy Girardet (79) bei der Übernahme des Hôtel de Ville vor 17 Jahren die Ablösesumme von 7 Millionen Franken, wie aus Gastrokreisen zu vernehmen ist. Der ähnlich hoch bewertete Weinkeller war darin noch nicht enthalten. Rochat konnte sich 49 Prozent der Aktien sichern, was ihm Luft gegenüber seinen Geldgebern und eine Vormachtstellung unter den Aktionären verschaffte. 

Für wie viel er sein Reich 2011 Violier überliess, ist nicht bekannt. Dass dieser mit den Geschwistern Hoffmann neue Aktionäre an Bord holte, lässt aber darauf schliessen, dass ihm die nötigen Mittel fehlten, um die Übernahme alleine zu stemmen. Entsprechend dürfte Violiet deutlich weniger als 49 Prozent der Aktien kontrolliert haben.

Gleich viel Personal wie Sitzplätze

Obwohl es um Millionen geht – für alle Aktionäre ausser Violier war das Investment in das renommierteste Restaurant der Schweiz nicht mehr als Liebhaberei und eine Garantie, dort jederzeit einen Tisch zu bekommen. Die Familie Hoffmann ist laut «Bilanz» 25 Milliarden Franken schwer. Kunstmäzen Wassmer machte sein Vermögen mit dem Verkauf der elterlichen Portland-Cement-Werke (PCW) an Holcim. Unternehmer Kudelskis Anteile an der eigenen Firma sind rund eine halbe Milliarde Franken wert.

Geld dürfte keiner von ihnen mit dem Hôtel de Ville verloren haben – zumindest bis anhin. Das Restaurant beschäftigte zwar ebenso viel Personal wie es Sitzplätze hatte, nämlich rund 50. Es war aber stets hervorragend belegt, Violier verdiente mit Kochkursen und Catering ein Zubrot, und die Preise waren stolz: Das letzte von Violier kreierte Menü kostete 380 Franken - ein Zehngänger mit Jakobsmuscheln, Entenleber, Steinbutt, Langusten, Milchlamm, Käse und Kakaosorbet.

Das Hôtel de Ville ist schon wieder geöffnet. Aus Respekt vor den Gästen, heisst es.

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