Kehrwende: Bereits ab 1. Juli führen die SBB in den begleiteten Zügen des Fernverkehrs das sogenannte Perronbillett ein.
Bis kurz vor der Abfahrt können Reisende beim Zugpersonal gegen einen Aufpreis von 10 Franken ein Billett lösen, «wenn sie auf dem Perron aktiv auf dieses zugehen», schreiben die SBB in einem Communiqué.
«Jeder hat Chance, ein Billett zu lösen»
«Das Zugpersonal verkauft daraufhin ein Billett. Im Regionalverkehr ist das nicht möglich, da auf diesen Zügen keine Zugbegleiterinnen und Zugbegleiter eingesetzt werden», heisst es weiter.
Laut SBB hat sich die Billettpflicht grundsätzlich bewährt, allerdings sei der Spielraum für unsere Kundinnen und Kunden zu klein. «Jetzt hat jeder die Chance, ein Billett zu lösen.»
Wirklich Kundenfreundlich?
Die SBB reagieren damit auch auf die Unzufriedenheit zahlreicher Kunden seit der Einführung der Billett-Pflicht, aufgrund welcher seit Ende 2011 im Zug nachträglich keine Billette mehr gekauft werden können.
Die Regelung führte dazu, dass manch einem Reisenden eine Busse aufgebrummt wurde, weil er durch ein Missgeschick ohne Billett unterwegs war - obwohl er zahlen wollte. Die Beschwerden über solche Fälle häuften sich folglich.
Doch ist diese neue Massnahme wirklich so kundenfreundlich, wie SBB diese bewerben? Das Konsumentenforum begrüsst grundsätzlich, «dass man beim Zugpersonal wieder Billette lösen kann», sagt Geschäftsfüher Michel Rudin. «Die Gebühr von zehn Franken ist aber das absolute Maximum.» Früher habe das Ticket-Lösen im Zug noch 5 Franken extra gekostet.
Es hätte noch schlimmer kommen können: Im Vorfeld diskutierten die SBB offenbar Aufpreise von mehr als 20 Franken für das Perronbillett.
Was ist mit Zugverspätungen?
Kommt es allenfalls zu Zugverspätungen, weil Kunden sich jetzt drauf verlassen, auch in letzter Minute noch auf dem Perron ein Billett lösen zu können?
Die SBB glauben an die Abschreckung durch die 10-Franken-Gebühr.
Sprecherin Lea Meyer: «Wir mussten bis jetzt nur 2 von 1000 Reisenden büssen, weil sie ihr Billett nicht vor Zugsabfahrt gelöst haben. Das ist eine Person auf jeder zweiten Fernverkehrs-Verbindung.» Pro Tag sprechen die SBB im Schnitt 800 Bussen aus, zeigt aber ein Blick auf die vergangenen Jahre.
Die allermeisten Kunden würden ihr Ticket sowieso über Handy, Schalter oder Automat kaufen - «den Kurzentschlossenen bieten wir jetzt die Möglichkeit, sich aktiv beim Zugspersonal zu melden»,sagt Meyer. (uro)