Parlamentsdebatte zum CS-Debakel
Jetzt braucht es ein Frühwarnsystem

Das Parlament debattiert über das CS-Debakel. Etwas kommt dabei zu kurz: Es fehlt ein Frühwarnsystem, damit die Schweiz früher bei einer Bank in Schieflage eingreifen kann.
Publiziert: 11.04.2023 um 19:46 Uhr
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Aktualisiert: 12.04.2023 um 07:56 Uhr
Karin Keller-Sutter und Ueli Maurer: Die neue Finanzministerin und ihr Vorgänger.
Foto: keystone-sda.ch
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Christian KolbeRedaktor Wirtschaft

Es war wohl eine der letzten und fataleren Fehleinschätzungen des damaligen Finanzministers: «Man muss sie jetzt einfach ein Jahr oder zwei in Ruhe lassen», erklärte Ueli Maurer (72) im Dezember 2022 in seinem Abschiedsinterview mit Fernsehen SRF. Gemeint war die Credit Suisse. Wir alle wissen, wie es herausgekommen wäre, hätte man die CS-Chefs noch so lange herumwursteln lassen, wie Maurer es sich gewünscht hätte. Die Suppe musste dann seine Nachfolgerin Karin Keller-Sutter (59) in einer Nacht-und-Nebel-Aktion auslöffeln.

Zu lange haben die CS-Bosse das Mantra von der dicken Kapitaldecke und der ausreichenden Liquidität herunterbeten können, haben wochenlang geschwiegen, ohne dass ihnen jemand öffentlich widersprochen hätte. Wertvolle Zeit ging verloren, während das Vertrauen weiter erodierte und die Kunden mit den Füssen abstimmten. Sie verliessen die Bank oder verkauften die Aktie.

Vielleicht hätte es im letzten Herbst ein beherztes «Whatever it takes» der Nationalbank gebraucht, ein «Wir tun alles, um die CS zu stabilisieren». Auch wenn sich Vertrauen nicht in Kennzahlen fassen lässt, die Alarmzeichen waren längst vorhanden.

Bund, Finma und die Nationalbank hätten die Bankenbosse früher an die Kandare nehmen sollen – lange bevor die untergehende CS den Finanzplatz und das globale Finanzsystem bedrohte.

Die eidgenössischen Räte mögen in der ausserordentlichen Session über Bonideckel debattieren und über Milliarden-Kredite abstimmen, die sie ohnehin nicht mehr ändern können. Doch was es spätestens jetzt braucht, ist ein effizientes Frühwarnsystem und einen Plan, was zu tun ist, wenn die Alarmglocken leise zu bimmeln beginnen.

Das Ziel muss sein, dass die Schweiz in Ruhe und ohne Druck von aussen die letzte verbliebene Grossbank, sollte sie je in Schieflage geraten, wieder stabilisieren kann. Dabei darf es kein Tabu sein, die Bankspitze eng zu begleiten, wenn sie es aus eigener Kraft nicht schafft. Die Bankenbosse mögen ob solch eines Vorschlages maulen. Doch selbst die reiche Schweiz könnte es sich nicht mehr leisten, mit Notrecht und Notkrediten die neue Megabank UBS übers Wochenende zu retten.

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