Rekord-Sponsoring der Pharma
Am meisten Geld erhielt ein Arzt, der gar nicht praktiziert

Die Pharmaindustrie zahlte Ärzten, Spitälern und Fachgesellschaften letztes Jahr rund 262 Millionen Franken – ein weiterer Rekord. Damit summieren sich diese Gelder in den letzten zehn Jahren auf fast zwei Milliarden.
Publiziert: 23.10.2025 um 10:35 Uhr
|
Aktualisiert: 23.10.2025 um 16:13 Uhr
Teilen
Anhören
Kommentieren
Am meisten Sponsorengelder verteilte 2024 AstraZeneca – rund 30 Millionen Franken. (Symbolbild)
Foto: Freepik - Montage: Beobachter

Darum gehts

  • Pharmaindustrie zahlt 262 Millionen Franken an Ärzte und Institutionen
  • AstraZeneca löst Novartis als grösster Geldgeber ab
  • 3650 Ärzte erhielten Geld, Höchstbetrag lag bei 105'000 Franken
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
otto_hostettler.jpg
michael_heim_handelszeitung.jpg
Simon Huwiler
Otto Hostettler, Michael Heim und Simon Huwiler
Beobachter

Es ist beinahe eine Verdoppelung: 2015 gab die Schweizer Pharmaindustrie das erste Mal an, wie viel Geld sie an Ärztinnen und Ärzte zahlt, an Spitäler und Universitäten, an Kongressveranstalter und Fachgesellschaften. Es waren 141 Millionen Franken. Zehn Jahre später sind es 262 Millionen Franken – ein neuer Höchststand.

Das zeigt eine Analyse von Pharmagelder.ch, einem Rechercheprojekt von Ringier Medien Schweiz, an dem der Beobachter, die «Handelszeitung», «Blick» und «SonntagsBlick» beteiligt sind.

Die Gelder fliessen als Kongressgebühren für Ärzte, als Beratungshonorare, als Sponsoring, in Form von Spesen oder Spenden. In einem Branchenkodex haben sich die über 60 Pharmafirmen 2014 verpflichtet, diese Gelder offenzulegen.

Artikel aus dem «Beobachter»

Das ist ein Beitrag aus dem «Beobachter». Das Magazin berichtet ohne Scheuklappen – und hilft Ihnen, Zeit, Geld und Nerven zu sparen.

Probieren Sie die Mobile-App aus!

Das ist ein Beitrag aus dem «Beobachter». Das Magazin berichtet ohne Scheuklappen – und hilft Ihnen, Zeit, Geld und Nerven zu sparen.

Probieren Sie die Mobile-App aus!

Auf Pharmagelder.ch kann jedermann prüfen, ob ein bestimmter Arzt, ein Ärztenetzwerk, eine Patientenorganisation oder eine andere ärztliche Einrichtung Geld von der Pharmaindustrie erhalten hat.

AstraZeneca vor Novartis

Am meisten zahlt inzwischen nicht mehr Novartis, sondern AstraZeneca – rund 30 Millionen Franken. Der Konzern verdoppelte seine Gelder an Akteure der Gesundheitsbranche. Im Vorjahr lag AstraZeneca mit 14,6 Millionen noch an fünfter Stelle. Novartis liegt nun an zweiter Stelle.

Wie viel Geld erhält dein Arzt von der Pharmaindustrie?

Jedes Jahr zahlen Pharmafirmen in der Schweiz deutlich über 100 Millionen Franken an Ärzte, Organisationen und Spitäler. Mit diesem Geld laden die Unternehmen Ärzte zu Kongressen ein, bezahlen Beraterhonorare, kommen für Reisen oder Essen auf. Manche Gelder fliessen als Spenden an Spitäler und Vereine oder als Sponsorings an Apotheken. Wie viel Geld erhält dein Arzt oder Spital? Auf Pharmagelder.ch findest du Ärzte, Spitäler und Organisationen, die einer Publikation zugestimmt haben.

Jedes Jahr zahlen Pharmafirmen in der Schweiz deutlich über 100 Millionen Franken an Ärzte, Organisationen und Spitäler. Mit diesem Geld laden die Unternehmen Ärzte zu Kongressen ein, bezahlen Beraterhonorare, kommen für Reisen oder Essen auf. Manche Gelder fliessen als Spenden an Spitäler und Vereine oder als Sponsorings an Apotheken. Wie viel Geld erhält dein Arzt oder Spital? Auf Pharmagelder.ch findest du Ärzte, Spitäler und Organisationen, die einer Publikation zugestimmt haben.

Andrea Klaiber

AstraZeneca begründet die markante Steigerung der Sponsoringaktivitäten mit dem aktuellen Umsatzwachstum um fast 20 Prozent sowie den ehrgeizigen Unternehmenszielen für die nächsten Jahre. Bis Ende 2027 will AstraZeneca in der Schweiz 30 neue Therapien gegen Krebs auf den Markt bringen: «Die gestiegenen Sponsoringaktivitäten für Fachgesellschaften, Spitäler und andere Organisationen des Gesundheitswesens stehen im Einklang mit unserem wissenschaftlichen Engagement in der Onkologie.»

Diese Ärzte kassierten am meisten

Von den Geldern am meisten profitiert hat 2024 Thomas Rosemann, Professor und Direktor des Instituts für Hausarztmedizin am Unispital Zürich. Er kommt auf 105’000 Franken. Seine Einnahmen stammen vorwiegend von AstraZeneca und Novartis. Er betont, er sei nicht ärztlich tätig, verordne also weder Medikamente noch Therapien. Mit AstraZenecas Sponsoringbetrag von 55’000 Franken habe er den Kidney Score entwickelt, ein Instrument, um die Versorgung von chronisch Nierenkranken zu analysieren.

Den zweithöchsten Geldbetrag erhielt mit 92’000 Franken die Ärztin Marva Safa, Besitzerin einer Neuenburger Schönheitsklinik. Sie lag im Vorjahr mit 152’000 Franken an der Spitze. Ihre Einnahmen stammen aus Beratungsdienstleistungen für den Medikamentenhersteller AbbVie. Sie erklärt, sie unterstütze den Konzern als «unabhängige Beraterin», um andere Ärzte zu schulen.

An dritter Stelle liegt mit 89’000 Franken Luc Biedermann, leitender Arzt an der Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie des Unispitals Zürich. Eine Anfrage, ob er bei seiner Tätigkeit einen Interessenkonflikt sehe, blieb unbeantwortet.

Total erhielten im vergangenen Jahr 3650 Ärztinnen und Ärzte Geld der Pharmaindustrie. Den tiefsten Betrag liess sich ein Berner Arzt auszahlen – Fr. 17.10.

Millionen für europäische Fachorganisationen

Die am höchsten beschenkte Institution war wie in den Vorjahren die Europäische Gesellschaft für medizinische Onkologie (ESMO): Die Organisation erhielt 23,5 Millionen Franken, im Vorjahr waren es noch 19 Millionen. Auf Platz zwei liegt die Europäische Gesellschaft gegen Rheuma (EULAR) mit 8,5 Millionen Franken. Den dritthöchsten Betrag verzeichnet mit 5,6 Millionen Franken die Europäische Gesellschaft für Atemwegsmedizin (ERS).

Der grösste Teil der 262 Millionen Franken – 109,5 Millionen – floss ebenfalls an Spitäler; allerdings bleiben die Empfänger unbekannt. Den Bereich nennen die Pharmafirmen summarisch «Forschung und Entwicklung», gemeint sind Projekte der klinischen Forschung. Hier herrscht komplette Intransparenz. Welche Spitäler oder welche Ärztinnen und Ärzte davon profitieren, ist nicht bekannt. Vor zehn Jahren lag dieser Betrag noch bei 48 Millionen.

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.
Teilen
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Heiss diskutiert
    Meistgelesen
      Externe Inhalte
      Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.
      Meistgelesen