Darum gehts
Bio-Säuli haben es besser. Sie dürfen ins Freie, haben mehr Platz und können als Ferkel länger Milch von den Zitzen der Muttertiere trinken als ihre konventionell gehaltenen Artgenossen.
Trotzdem greift im Laden kaum jemand zu. Nur 3,5 Prozent des Schweinefleischs wird in Bio-Qualität verkauft. Dabei ist Schweinefleisch das mit Abstand meistverkaufte Fleisch.
Wucherpreise schröpfen die Konsumenten
Die Zurückhaltung der Kundschaft ist angesichts der gesalzenen Bio-Fleischpreise wenig erstaunlich. Der Hinterschinken kostet in Bio-Qualität Fr. 61.10 pro Kilo. Ohne Label sind es Fr. 17.50 – also dreieinhalbmal weniger.
Das ist ein Beitrag aus dem «Beobachter». Das Magazin berichtet ohne Scheuklappen – und hilft Ihnen, Zeit, Geld und Nerven zu sparen.
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Doch der Bio-Bauer sieht vom hohen Ladenpreis wenig. Er erhält bloss 50 Prozent mehr, konkret Fr. 7.60 pro Kilo statt Fr 5.–. Das zeigt eine neue Studie der Organisation Faire Märkte Schweiz, die dem Beobachter exklusiv vorliegt.
Bauern mit ein paar Rappen abspeisen
Die Studie zeigt auch, dass das nicht zwingend so sein muss: Bei Bio-Milch etwa zahlt die Kundschaft nur 34 Prozent mehr und die Bio-Milchbauern verdienen ungefähr gleich viel dazu. Das ist bei Joghurt, Eiern und Äpfeln ähnlich.
Bei Rüebli, Weissmehl, Emmentaler und allen Fleischprodukten ist es jedoch wie beim Schinken: «Von den hohen Bio-Preisen profitieren die Grossverteiler und Verarbeiter mehr als die Landwirtinnen und Landwirte.» Das sagt Stéphanie Lichtsteiner, Co-Geschäftsführerin bei Faire Märkte Schweiz, gestützt auf die Studie.
Handel sahnt Rekordgewinne ab
Die Studienautoren haben bei Migros, Coop, Aldi und Lidl die Preise von 14 Lebensmitteln in unterschiedlicher Qualität erhoben und mit jenen Preisen verglichen, die die Bauern dafür erhalten. Dabei handelt es sich zwar um Richtpreise, die sich durch Prämien, Abzüge oder Spezialverträge von den tatsächlichen gezahlten Abnahmepreisen unterscheiden können. Doch die Grössenordnung wird von den Marktteilnehmern nicht bestritten.
Im Durchschnitt geht gemäss Studie bei konventionellen Produkten fast die Hälfte des Ladenpreises an die Bauern, bei Bio-Produkten hingegen nur wenig mehr als ein Drittel. Ein grosser Teil der Wertschöpfung verbleibt demnach bei den Verarbeitern wie etwa Metzgereien oder Käsereien sowie bei den Detailhändlern.
Margen entfachen die Wut
Co-Geschäftsführerin Lichtsteiner sagt, dass die Detailhändler die höhere Kaufkraft der Bio-Kundschaft durch höhere Preise abschöpften. «Die Detailhändler verlangen zu hohe Margen für Bio-Produkte.»
Wie viel die Detailhändler unter dem Strich mit Bio verdienen, bleibt allerdings unklar. Die Studie erhebt keine Gewinnmargen, sondern Bruttomargen. Es brauche dringend mehr Transparenz in der Preisbildung der Grossverteiler, fordert deshalb Lichtsteiner.
Coop und Migros widersprechen
Die beiden Schweizer Detailhändler Coop und Migros sind die grössten Anbieter von Bio-Lebensmitteln. Sie weisen die Vorwürfe zurück. Die Preisgestaltung richte sich nach Richtpreisen, die mit Bauern, Verarbeitern und Detailhandel ausgehandelt worden seien.
Die Migros will die Zahlen der Studie nicht kommentieren, da die Methodik der Preisvergleiche unklar sei. «Mit Label-Produkten erzielen wir keine höheren Margen als mit konventionell hergestellten Artikeln», sagt ein Sprecher. Die Migros pflege eine faire Partnerschaft mit der Landwirtschaft.
«Wir verdienen nicht mehr an Bio»
Coop betont, dass die in der Studie erhobenen Bruttomargen «keine Aussagekraft» hätten, da diese die Kosten der Verarbeiter und Händler nicht berücksichtigten. Und Bio verursache höhere Kosten – etwa für Lizenzgebühren, Kontrollen oder Warenflusstrennung. «Unter dem Strich verdienen wir an Bio-Produkten nicht mehr als an konventionellen.»
Coop und Migros weisen darauf hin, dass beim Fleisch auch entscheidend sei, dass oft nicht das ganze Bio-Tier im höherpreisigen Bio-Kanal abgesetzt werden könne. Die Bio-Fleischpreise würden das ebenfalls abbilden.
Weder Coop noch Migros legen ihre Bio-Margen offen. «Informationen zu unseren Gewinnmargen veröffentlichen wir nicht, da es sich um vertrauliche Unternehmensdaten handelt», sagt die Migros.