Nach Übernahme-Debakel – Sunrise-CEO Swantee (53) im BLICK-Interview
«Rücktritt ist für mich kein Thema»

Es ist der bitterste Tag in der Karriere von Sunrise-Chef Olaf Swantee: Der Mega-Deal mit UPC ist gescheitert. Im BLICK-Interview sagt er, wie es mit Sunrise weitergeht – und ob er noch der richtige Mann ist, das Unternehmen in die Zukunft zu führen.
Publiziert: 22.10.2019 um 15:18 Uhr
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Einen Tag vor der ausserordentlichen Generalversammlung zum UPC-Deal gibt Sunrise aufgrund des Widerstands der Hauptaktionäre auf.
Foto: Keystone
Interview: Sven Zaugg

BLICK: Herr Swantee, der Deal mit UPC ist vom Tisch. Wie fühlen Sie sich?
Olaf Swantee: Ich bin schwer enttäuscht. Ich habe fest daran geglaubt, dass die Investoren die Vorteile des Kaufs ebenso sehen, wie das Sunrise-Management. Wäre der Deal zustande gekommen, hätten wir im Schweizer Telekommarkt viel bewegen können. Es gilt jetzt nach vorne zu schauen. Wir sind sehr erfolgreich am Markt, gewinnen stetig Anteile. Das stimmt uns positiv.

Dass der Deal scheitert, kommt nicht aus heiterem Himmel. Die Vorzeichen waren miserabel.
Das stimmt nicht. Vor ein paar Woche noch waren wir sehr optimistisch. Zwei Stimmrechtsberater aus der Schweiz und ein internationaler haben den Deal gestützt. Doch die Absage des einflussreichen Stimmrechtsberaters ISS hat uns das Genick gebrochen. 

Eine deutliche Mehrheit der Aktionäre unterstützte die Kapitalerhöhung zur Finanzierung des 6,3-Milliarden-Kaufs nicht. Warum wollten Sie den Deal auf Biegen und Brechen dennoch durchdrücken?
Bis zur Absage von ISS waren wir optimistisch, dass das Projekt von den Aktionären genehmigt wird. Die ISS hat ja auch die Abwahl von Peter Kurer und Jens Jesper Ovensen gefordert. Eine Mehrheit der Aktionäre hat sich dagegen ausgesprochen. Das zeigt, dass wir nicht auf verlorenem Posten agierten. Ich bin nach wie vor überzeugt, dass wir alles richtig gemacht haben. 

Wir reden hier von 6,3 Milliarden Franken für den Kauf von UPC – das ist viel zu teuer!
Es gab so viele Diskussionen darüber, ob der Kaufpreis gerechtfertigt ist oder nicht. Ein grosser Teil der Investoren war bereit, den Kaufpreis zu stemmen. Gleichzeitig lamentierten einige grundsätzlich über die Strategie der Sunrise und darüber, ob ein Kauf von UPC aus strategischen Gründen überhaupt Sinn ergibt. Wir waren immer der Auffassung, dass wir das Richtige für das Unternehmen tun.

Haben Sie die kritischen Stimmen nicht ernst genommen?
Ich habe über 200 Investoren getroffen. Mich auf alle möglichen Diskussionen eingelassen. Man kann uns nicht vorwerfen, einfach unser eigenes Süppchen gekocht zu haben. 

Stehen Nachverhandlungen an, um den Deal doch noch zu retten?
Nein, der Deal ist vom Tisch. Wir fokussieren uns nun auf Sunrise ohne UPC. In den kommenden Jahren werden wir mit unseren Partnern auf den Ausbau des 5G-Netzes setzen und andere Projekt vorantreiben. Lange unsere Wunden zu lecken steht nicht auf unserer Prioritäten-Liste.

Der Verwaltungsrat und das Sunrise-Management haben sich gegen den deutschen Grossaktionär Freenet mit einem Viertel der Aktien gestellt. Warum versuchte man Freenet nicht früher ins Boot zu holen?
Wir haben alles versucht, Freenet vom Deal zu überzeugen. Offensichtlich vertritt Freenet eine andere Meinung.

Freenet hält 25 Prozent, dazu gesellten sich kleinere Aktionäre, die den Deal ebenfalls bodigen wollten. Sie mussten wissen, dass es eng wird.
Das war uns bewusst. Aber es gibt auch noch 75 Prozent weitere Aktionäre, denen wir Rechenschaft schuldig sind. Zudem waren aktivistische Aktionäre nur am Deal und dessen Auswirkungen auf den Aktienkurs interessiert. Hedgefonds beispielsweise, die viel Lärm erzeugen, um den Aktienkurs zu destabilisieren und damit kurzfristig Geld machen wollen. Wir aber denken langfristig. Auch die Wettbewerbskommission hat dem Deal grünes Licht gegeben. Nochmals: Das Projekt war gut!

Freenet und ihr CEO, Christoph Vilanek, haben offenbar eine Reihe von Kleinaktionären dazu gebracht, sich mit nicht meldepflichtigen Anteilen (unter 3 Prozent) bei Sunrise einzukaufen, um gegen die Transaktion zu stimmen. Ziehen Sie eine Beschwerde bei der Finma in Erwägung gegen Freenet?
Ein Gerücht, das wir nicht kommentieren.

Machen Sie sich persönlich Vorwürfe?
Nein, wir haben alles daran gesetzt, den Deal unter Dach und Fach zu bringen. Solche Projekte sind wichtig, damit Sunrise weiter wachsen kann. Wir müssen nun akzeptieren, dass der Deal gescheitert ist.

Wie sind die Rückmeldungen aus dem Verwaltungsrat, namentlich von Peter Kurer, der den Deal eingefädelt hat?
Wir haben gestern Abend Gespräche geführt. Das Management und der Verwaltungsrat wollen nun einen konstruktiven Dialog mit den Investoren führen, wie es weitergeht mit Sunrise. Das hat oberste Priorität.

Ziehen das Sunrise-Management und Präsident Peter Kurer nun die Konsequenzen aus dem vermasselten Deal? Treten Sie zurück?
Ich kann Ihnen versichern, dass der Verwaltungsrat hinter dem Management steht. Rücktritt ist derzeit kein Thema.

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