Darum gehts
Sich schick machen für einen Termin bei der Bank, dort von seinem persönlichen Kundenberater einen Kaffee serviert erhalten und mit einer farbigen Broschüre unter dem Arm wieder nach Hause spazieren: Das war vorgestern. Heute scannt man mit dem Handy einen QR-Code, um eine Zahlung auszulösen. Auch um ein 3a-Konto zu eröffnen oder eine Apple-Aktie zu kaufen, muss man keinen Fuss vor die Tür setzen. Ein paar Klicks auf dem Mobiltelefon genügen.
Die digitale Antwort auf das Bankengeschäft
Wozu braucht es dann noch physische Bankfilialen mit Spannteppich und schusssicherem Glas? Weshalb soll dort ein krawattierter (und gut bezahlter) Bankfachmann auf Kundschaft warten, während günstigeres Backofficepersonal per Telefon, Mail oder Chat die Anliegen der Kundinnen und Kunden genauso gut und wesentlich effizienter erledigen kann?
Einfacher, günstiger, moderner: Das ist die Idee hinter sogenannten Neo-Banken, also Banken ohne physische Filialen, die nur über eine Smartphone-App oder allenfalls noch per Internet am Laptop erreichbar sind.
Das ist ein Beitrag aus dem «Beobachter». Das Magazin berichtet ohne Scheuklappen – und hilft Ihnen, Zeit, Geld und Nerven zu sparen.
Probieren Sie die Mobile-App aus!
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Rund eine Million Schweizerinnen und Schweizer haben ein Konto bei einer Neo-Bank, aber die meisten nutzen sie kaum: Erst rund 1,5 Prozent der Erwachsenen in der Schweiz bezeichnen eine Neo-Bank als ihre Hauptbank, also als jene, die sie hauptsächlich für Zahlungsverkehr und Finanztransaktionen nutzen.
Das hat Andreas Dietrich, Professor für Banking und Finance an der Hochschule Luzern, ermittelt. «Unsere Analysen zeigen aber, dass die Kundschaft von Smartphone-Banken diese viel häufiger weiterempfehlen. Daher wächst die Kundenbasis von Smartphone-Banken weiterhin rasch.»
Revolut hat den Anfang gemacht
Marktführer ist Revolut, in der Schweiz seit 2017 auf dem Markt, als damals erster digitaler Anbieter. Nur hat die britische Firma zwar einen Schweizer Ableger, aber keine Schweizer Banklizenz. Wer ein Revolut-Konto eröffnet, zahlt auf eine Bank in Litauen ein, und auch eine Schweizer IBAN-Kontonummer gibt es nur auf Umwegen.
Das schafft Probleme, weil beispielsweise viele Arbeitgeber den Lohn nur auf ein Schweizer Konto, das auf den Namen des Angestellten lautet, überweisen. Zudem gibt es zahlreiche Beschwerden über den weitgehend automatisierten Revolut-Kundenservice.
Auch wenn Revolut bei Gebührenvergleichen oft an der Spitze steht, rät der Beobachter deshalb davon ab, ein Revolut-Konto als Hauptkonto zu verwenden, sondern höchstens als zusätzliche Bankverbindung für günstige Zahlungen ins Ausland. Tipp: Nur so viel Geld einzahlen, dass Sie dessen Verlust notfalls verschmerzen können.
Die gute Nachricht: Auch mit Schweizer Neo-Banken lässt sich mit wenig Aufwand viel Geld sparen: Konto und Karte sind bei den digitalen Anbietern in der Regel kostenlos, und die Aufpreise für Zusatzleistungen sind geringer als bei klassischen Banken. Laut Vergleichsdiensten wie Moneyland oder Comparis sind digitale Bankangebote, je nach Kundenprofil und verlangten Dienstleistungen, oft die günstigsten.
Doch viele Leute sind skeptisch, trauen der Sicherheit nicht oder befürchten eine digitale Überwachung. Geld ist immer noch etwas Intimes, das man ungern irgendwo in den Weiten des Internets wiederfinden möchte.
«Die Schwachstelle ist der Mensch, nicht die Technik», entgegnet Ralf Beyeler, Finanzexperte beim Vergleichsdienst Moneyland. Wer «1234» als Passwort hat oder regelmässig auf Phishing-Mails hereinfällt, für den ist eine Smartphone-Bank wohl nicht das Richtige.
Das eigene Handy schützen
«Das Problem ist, dass alles über ein Gerät läuft», so Beyeler weiter. Beim Onlinebanking am Computer erhält man üblicherweise einen Code aufs Handy, um sich einzuloggen, also auf ein vom Computer unabhängiges Gerät. Rein technisch würde das auch beim Smartphone-Banking funktionieren, sofern die Bank ein separates Gerät zur Verfügung stellt, auf dem man einen Code ablesen und diesen dann auf dem Handy eintippen könnte. Doch damit ginge die Einfachheit verloren, die den grossen Vorteil der Smartphone-Banken ausmacht.
Es gibt in der Tat Kundinnen und Kunden von Neo-Banken, deren Konten von Betrügern leergeräumt wurden. Laut der TV-Sendung «Kassensturz» ist insbesondere Yuh davon betroffen – was aber auch an der grossen Zahl ihrer Kundinnen und Kunden liegen könnte.
Nicht immer ist klar, wie genau die Betrüger die Kontrolle über das Konto übernehmen konnten. Aber klar ist: Wenn Sie Ihr Handy nicht mehr im Griff haben, dann ist auch Ihr Geld potenziell in Gefahr.
Umso wichtiger ist es deshalb, das eigene Handy zu schützen. Das heisst konkret:
- Smartphone nie unbeaufsichtigt liegen lassen. Bildschirmsperre aktivieren, damit sich niemand Zugang verschaffen kann, während Sie gerade einen Kaffee holen.
- Alle Updates des Betriebssystems sowie der Banking-App zeitnah durchführen.
- Niemandem, wirklich niemandem Passwörter, Codes und Login-Daten verraten und auch nirgends aufschreiben.
- SMS mit Einmal-Passwörtern nie an Dritte weiterleiten.
- Zugangscode zur Banking-App nicht abspeichern.
- Keine öffentlichen WLAN-Netze benützen.
- Die Notfallnummer der Bank auch ausserhalb des Handys notieren, damit man Karte und Konto sperren kann, falls das Handy geklaut wird oder verlorengeht.
- In den Einstellungen der Banking-App festlegen, dass man bei jeder Transaktion eine Push-Meldung erhält.
- Keine seriöse Bank will einen Fernzugriff auf Ihr Handy oder Ihren Computer.
- Wenn Sie in einem Konflikt mit der Bank nicht weiterkommen, wenden Sie sich an den Banken-Ombudsmann.
Wie funktioniert die Kontoeröffnung bei einer Onlinebank?
Wer bei einer traditionellen Bank ein Konto eröffnen will, geht in die Filiale, zeigt seinen Ausweis und füllt ein Formular aus. Wie geht das bei einer Bank ohne Filiale? Schliesslich muss die Bank sicher sein, mit wem sie eine Geschäftsbeziehung eröffnet.
Der Identifikationsprozess läuft bei allen Neo-Banken ähnlich ab. Nach dem Herunterladen der App wird man aufgefordert, eine Reihe von Fragen zu beantworten, zudem muss man Pass oder Identitätskarte aus verschiedenen Blickwinkeln in die Kamera halten, um deren Sicherheitsmerkmale zu prüfen.
Das ist mühsam und gelingt je nach Lichtverhältnissen und Geschicklichkeit nicht immer. Dann muss die Bank in einem Videocall die Identität überprüfen – bis zu diesem Rückruf vergehen bisweilen aber Tage. Viele potenzielle Kundinnen und Kunden schrecken davor zurück und geben auf. Bei Zak etwa enden nur 30 Prozent der App-Downloads in einer Kontoeröffnung.
Übrigens: Zahlreiche herkömmliche Banken bieten diese Art der Kontoeröffnung mittlerweile ebenfalls an.
Die Nutzung ist denkbar einfach
Ist diese Hürde übersprungen, wird es plötzlich ganz einfach: Die Funktionsweise der Banking-Apps – auch die der normalen Banken – ist fast immer selbsterklärend und intuitiv, egal, ob es um Überweisungen, Geldanlagen oder allfällige Zusatzdienstleistungen geht.
Beispiel Zahlungen: Einfach den QR-Code einer Rechnung scannen oder hochladen, nötigenfalls Betrag und Zahlungsdatum ändern und dann freigeben. Noch nie war Administratives so rasch erledigt. Wer die Vorteile für sich entdeckt hat, will sie kaum mehr hergeben.
Welche Neo-Bank ist die richtige für mich?
Jeder Anbieter hat sein eigenes Profil, seine Vor- und Nachteile. Welche Neo-Bank am besten zu Ihnen passt, hängt von Ihren Bedürfnissen ab. Unten finden Sie eine Liste der Anbieter mit ihren Stärken und Schwächen.
Am besten einfach ausprobieren! Eröffnen Sie bei zwei oder drei der in Frage kommenden Neo-Banken je ein Konto (mit der Gratisversion), überweisen Sie ein wenig Geld und testen Sie es aus. Auf welcher Plattform kommen Sie am besten mit dem Zahlungsverkehr zurecht? Wo können Sie am günstigsten Auslandszahlungen abwickeln? Wie schnell, wie freundlich, wie hilfreich antwortet der Kundendienst?
Nach ein paar Wochen Ausprobieren entscheiden Sie sich für einen Anbieter. Erst dann transferieren Sie mehr Geld aufs Konto und machen daraus Ihre Haupt-Bankbeziehung, etwa indem Sie Ihren Lohn dorthin überweisen lassen.