Darum gehts
Die Zahlen rund um den riesigen Mega-Deal liegen auf dem Tisch: Die Bündner Gemeinden Flims, Laax und Falera können die touristische Infrastruktur am Berg für 94,5 Millionen Franken von der Weissen Arena Bergbahnen AG kaufen, wie die Verantwortlichen der Gemeinde und Weissen Arena an der Medienkonferenz am Mittwochmorgen darlegen. Die Weisse Arena wird die Anlagen künftig pachten und betreiben. Der Vertrag läuft unbefristet und kann frühestens 2056 gekündigt werden.
Reto Gurtner (70), Bergkönig, Erbauer und CEO der Weissen Arena, spricht gegenüber Blick von einem «phänomenalen Deal für die Gemeinden». Für die drei Gemeindepräsidenten ist es ein sehr fairer Deal, über den die Stimmbevölkerung Ende Oktober entscheidet.
Grosser Deal, überschaubare Beträge zur Abstimmung
Bekannt ist nun ebenfalls, über was die drei Gemeinden abstimmen werden: Laax wird 20 Millionen als Kapitaleinlage in die Finanz Infra AG – in welche die touristische Infrastruktur überführt wird – einbringen. Die kleinere Gemeinde Falera 10 Millionen Franken. Und Flims stimmt über 2 Millionen Franken ab, da die Gemeinde 18 Millionen als Beteiligung am Bau des FlemXpress anrechnen darf. Die Finanz Infra AG erhält von der Weissen Arena AG zudem ein Darlehen über 20 Millionen – das hat in erster Linie steuertechnische Gründe. Die übrigen 42,5 Millionen finanziert sie über Bankkredite. Die AG gehört künftig zu je 40 Prozent Flims und Laax und zu 20 Prozent Falera.
Gurtner hätte mit einem Verkauf an ausländische Investoren deutlich mehr als den Buchwert von 94,5 Millionen Franken herausholen können. «Ja, sie hätten mir wesentlich mehr Geld bezahlt», sagt er. Das Interesse liegt auf der Hand: Schliesslich habe man das Konzept der Weissen Arena von den Amerikanern wie dem US-Giganten Vail Resorts kopiert, so Gurtner: Beherbergung, Skischule, Sportgeschäfte, Bergbahnen und Gastronomie unter einem Dach. Mit diesen Strukturen wäre man der perfekte Übernahmekandidat.
Einheimische sollen am Ruder bleiben
Die Gemeinden wollten die Bergbahnen und damit den Motor der Destination aber nicht in den Händen eines Finanzinvestors wissen, der eigene Interessen verfolgt, sagt Franz Gschwend (68), Gemeindepräsident Laax. «Wir wollen eine Ganzjahresdestination werden. Ein Investor lässt die Bahnen womöglich nur in den Monaten laufen, in denen sie rentabel sind.»
Gschwend nennt noch einen weiteren Punkt, der den Einheimischen heilig ist: Sie profitieren von einem Jahrespass zum Preis von 250 Franken – zahlen also über 1000 Franken weniger als andere Gäste. «Wir wollen, dass die Einheimischen weiterhin so günstig fahren können», so Gschwend. Eine Ersparnis im Gegenwert eines tiefen Millionenbetrags.
Gurtner will den eingefädelten Deal mit den Gemeinden keineswegs als Lokalpatriotismus verstanden wissen, wie er gegenüber Blick betont. Er ist ein Freigeist und durch und durch liberal. «Der Käufer könnte auch von sonst wo kommen», sagt er. Doch die Gemeinden hätten ihn massgeblich beim Aufbau der Weissen Arena unterstützt und gute Konditionen geboten. Darum sei es auch eine ethische Frage gewesen, als die Gemeinden vor gut einem Jahr auf ihn zugekommen sind. «Es ist nur gerecht, dass wir an die Gemeinden verkaufen.»
Vorteile für beide Seiten
Der präsentierte Deal scheint für beide Seiten Vorteile zu haben: Die Besitzverhältnisse der Bergbahnen sind langfristig geregelt – die Hauptaktionäre rund um Gurtner haben ein gewisses Alter erreicht. Zudem sind die Gemeinden finanziell gut aufgestellt und können sich entsprechend günstig verschulden. Das wirkt sich positiv auf die Höhe des Pachtzinses aus. In den nächsten zehn Jahren soll dieser bei etwa 13 Millionen Franken pro Jahr liegen. Dadurch kann die Finanz Infra AG jährlich rund 10 Millionen Franken investieren, ohne neue Schulden machen zu müssen.
Doch es gab in den Verhandlungen auch Streitpunkte: Im Pachtzins enthalten ist auch eine halbe Million als Verzinsung des Kapitals, das die Gemeinden in die Finanz Infra AG einbringen. Gurtner ist als harter Verhandler bekannt. Dieser Zins hätte ihn beinahe zu einem Rückzieher bewogen, erzählt er Blick. Doch das Geld bleibt in der AG, und davon profitiert am Ende auch die Weisse Arena. Vorausgesetzt, die Stimmbevölkerung heisst den Deal gut. Und davon gehen Gurtner und die drei Präsidenten felsenfest aus.