Darum gehts
- Mietpreise in Zürich steigen stark, Baloise erhöht Miete um 1000 Franken
- Mieterverband kritisiert Ausnutzung der Situation bei Mieterwechseln
- Angebotsmieten stiegen schweizweit um 2,4 Prozent, über der Inflationsrate von 1,1 Prozent
Wohnungen sind in Zürich ein rares und entsprechend teures Gut. 4330 Franken Miete sind in einem aktuellen Inserat auf Homegate für eine 4½-Zimmer-Wohnung in der Greencity in Zürich-Wollishofen ausgerufen. Dafür gibts 114 Quadratmeter Wohnfläche, hochwertige Materialien und offene Wohnräume. «Der industrielle Charakter macht die Wohnung zu etwas ganz Besonderen», heisst es in der Annonce. Vermietet wird sie von der Versicherung Baloise.
Pikant: Dieselbe Wohnung, nur eine Etage tiefer, kostete vor zwei Jahren noch 3260 Franken im Monat, wie die «Aargauer Zeitung» schreibt. Die Zeitung weiss: Andere Mieter zahlen für baugleiche Wohnungen im gleichen Gebäude derzeit immer noch «nur» 3300 Franken. Die Vermieterin nutzt einen Mieterwechsel also, um den Preis um 1000 Franken zu erhöhen. Ohne an der Wohnung etwas geändert zu haben. Ist das überhaupt erlaubt?
«Der Aufschlag ist sehr hoch»
Laut Mietrecht dürfen Vermieter nur Kostensteigerungen oder Investitionen weitergeben. Doch weder wurde saniert noch modernisiert. Und selbst mit Inflation liesse sich höchstens eine Erhöhung von 100 Franken rechtfertigen. Die Baloise lässt einen Fragenkatalog der «Aargauer Zeitung» unbeantwortet. Zu einzelnen Wohnungen könne man keine Stellung nehmen.
Generell richte man sich bei den Mieten «nach verschiedenen Faktoren». Etwa nach der Lage, der Nachfrage, nach Investitionen oder dem Zinsniveau, so die Baloise. Bloss: Der Referenzzinssatz ist tiefer als 2022, der Ausbau bleibt unverändert. Der Verdacht liegt für die «Aargauer Zeitung» deshalb nahe, dass Baloise eine Marktmiete erzielen will – obwohl das Mietrecht eine solche nicht kennt. Im Wissen darum, dass es genug Menschen gibt, die sich solch hohe Mieten leisten können.
Für Mieterverbands-Vize Michael Töngi (58) ist klar: Der Aufschlag nach dem Mieterwechsel in der Greencity ist «sehr hoch». Das komme aber oft vor. «Die Situation wird ausgenutzt», sagt er. Fälle wie dieser würden die Mieten noch weiter in die Höhe treiben.
Mieten steigen stärker als die Inflation
Längst nicht mehr nur in Zürich werden hohe Mieten zum Problem. Die Angebotsmieten für Wohnungen sind in weiten Teilen der Schweiz im Verlauf des letzten Jahres klar gestiegen. Zwischen Juli 2024 und Juni 2025 sind Mietwohnungen laut dem Immobilienportal Newhome im Durchschnitt um 2,4 Prozent teurer geworden. Ein Wert, der deutlich über der Inflationsrate von 1,1 Prozent liegt.
Besonders stark fiel der Anstieg aber nicht in Zürich aus, sondern in der Ost- und Zentralschweiz. Dort kletterten die Mieten jeweils um 2,9 Prozent. Überraschend «moderat» habe sich derweil die Region Zürich entwickelt. Mit einem Plus von «nur» 2,1 Prozent. Im Tessin gingen die Mieten sogar um 5,6 Prozent zurück.
Ab in den Kanton Aargau!
Und die Mieterinnen und Mieter? Die machen entweder die Faust im Sack und bezahlen auch teure Mieten. Oder sie schauen sich nach günstigeren Alternativen um. Und ziehen etwa aus der Stadt Zürich in den Kanton Aargau. So wurde die neue Siedlung Tivoli-Garten in Spreitenbach AG regelrecht überrannt von Zürcherinnen und Zürchern. Kein Wunder, wie ein Blick auf die Mieten zeigt.
Eine 2,5-Zimmer-Wohnung gibts ennet der Kantonsgrenze ab 1885 Franken, die günstigsten 1,5-Zimmer-Wohnungen starten bei 1075 Franken. Normale 3,5-Zimmer-Wohnungen belaufen sich je nach Stockwerk auf zwischen 1805 und 2545 Franken. Die teuerste Wohnung hat 5,5 Zimmer, kostet 3075 Franken und hat beste Sicht über das Limmattal. Kurz: Preise bis zu 40 Prozent unter Zürcher Niveau.