Wohnungsnot treibt irre Blüten
Zürcher durchforsten sogar die Todesanzeigen

Wohnraum in Zürich ist ein rares Gut. Zwar landen laut dem Experten Donato Scognamiglio immer wieder freie Wohnungen auf dem Markt, sind aber sehr schnell wieder vergeben. Darum greifen einige Suchende zu relativ drastischen Massnahmen.
Publiziert: 07:41 Uhr
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Aktualisiert: 08:38 Uhr
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Wer in Zürich eine Wohnung sucht, muss erfinderisch sein.
Foto: MICHAEL BUHOLZER

Darum gehts

  • Wohnungsnot in Zürich: Suchende durchforsten Todesanzeigen für freie Wohnungen
  • Experte schlägt verdichtetes Bauen als Lösung für Wohnungsmangel vor
  • 30'000 Wohnungen pro Jahr in Zürich neu vermietet, Mietaufschlag bis 50%
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Die grassierende Wohnungsnot in der Stadt Zürich macht erfinderisch – und hemmungslos: Manche Wohnungssuchende durchforsten täglich die Todesanzeigen, wie Immobilienexperte Donato Scognamiglio (55) im Interview mit der «Neuen Zürcher Zeitung» sagte. Und weiter: «Das Beispiel zeigt, wie verzweifelt gewisse Leute sind.»

Das Vorgehen der Wohnungssuchenden laut Scognamiglio: Die Wohnungssuchenden würden sich die Adressen der Verstorbenen notieren, sich beim Grundbuchamt über den Hauseigentümer informieren und sich dann blind bewerben. «Die Methode funktioniert erstaunlich gut. Die Verwaltungen können sich so ein Inserat sparen», so der Immobilienexperte im Interview.

Wohnungen sind rasch wieder vergriffen

Obwohl die durchschnittliche Leerwohnungsziffer im Kanton Zürich bei 0,5 Prozent liege und damit gemäss Definition des Bundesamts für Statistik (BfS) tatsächlich eine Notlage herrsche, müsse man die Zahlen relativieren. Die Leerwohnungsziffer zeige nicht das ganze Bild, so der Experte weiter.

In der Stadt Zürich könnten rund 30'000 Wohnungen pro Jahr neu vermietet werden, was auf einen regen Austausch hinweise. «Die Wohnungen sind einfach nie lange auf dem Markt. Man muss schnell sein», erklärte Scognamiglio. Bei einem Wohnungswechsel müsse im Schnitt mit einem Mietaufschlag von bis zu 50 Prozent gerechnet werden.

Verdichtetes Bauen als mögliche Lösung

Als Hauptursache für die angespannte Lage nannte er politische Hindernisse beim Bauen. «Man könnte die Baugesetze so anpassen, dass ein Investor in einer gewissen Zone neu zehn Stockwerke hoch bauen darf statt nur fünf wie bis anhin», schlug Scognamiglio vor.

Im Gegenzug solle er sich verpflichten, einen Fünftel der neuen Wohnungen preisgünstig zu erstellen. Dies sei für ihn weiterhin ein «hochlukrativer Deal». Gleichzeitig zeigte er Verständnis für die wachstumskritische Haltung vieler Menschen in der Schweiz.

Zuletzt gab es verschiedene Vorschläge für Massnahmen, um die Wohnungsnot zu bekämpfen – auch aus dem bürgerlichen Lager. Die ehemalige FDP-Nationalrätin Doris Fiala (68) hat mehr Abschreckung gefordert: Wer einspricht und verliert, soll zahlen. Und die SVP Zürich plant eine Volksinitiative, mit der Vermieter verpflichtet werden sollen, Schweizer und langjährige Einwohner bei der Wohnungsvergabe zu bevorzugen.

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