Darum gehts
- Shell erwägt Übernahme von BP, könnte zu Mega-Ölkonzern führen
- Fusionsgerüchte existieren seit langem, Shell ist deutlich wertvoller als BP
- Zusammenschluss würde in der Schweiz rund 500 Tankstellen umfassen
Entsteht in Grossbritannien ein Mega-Ölkonzern? Offenbar denkt Shell ernsthaft darüber nach, den britischen Konkurrenten BP zu schlucken, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf Insider berichtet. Demnach prüft der Konzern zusammen mit Beratern die Vor- und Nachteile einer Übernahme.
Noch befinde sich ein möglicher Deal «im Anfangsstadium», teilten Involvierte Bloomberg mit. Shell mache den endgültigen Entscheid davon abhängig, ob der Ölpreis und die BP-Aktie in nächster Zeit weiter fallen. Der besondere Reiz: Mit dem Kauf des Mitbewerbers würde die aktuelle Nummer 4 der weltweit grössten Energiekonzerne noch näher an die Spitze heranrücken – und zur US-Konkurrenz aufschliessen. BP und Shell kommen derzeit zusammen auf einen Marktwert von rund 225 Milliarden Franken, wodurch der fusionierte Konzern wertvoller als Chevron wäre – bloss noch hinter Exxon Mobil und Saudi Aramco.
BP fällt hinter Konkurrenz zurück
Fusionsgerüchte um die beiden britischen Öl- und Gasgiganten hat es schon viele gegeben. Einst agierten die beiden Londoner Konzerne auf Augenhöhe, doch zuletzt ist Shell dem Mitstreiter BP enteilt. Das Unternehmen mit dem Muschel-Logo setzte letztes Jahr gut 80 Milliarden Franken mehr um. Und mit einer Marktkapitalisierung von gut 160 Milliarden Franken ist Shell fast dreimal so viel wert wie der Übernahme-Kandidat.
Der Grund: Die Aktie von BP ist im Niedergang. In den letzten 12 Monaten ist der Kurs um 30 Prozent eingebrochen. Das Shell-Papier hat im gleichen Zeitraum 14 Prozent verloren. Insbesondere im letzten Monat büssten die beiden Titel stark ein, unter Druck gesetzt durch die Zoll-Orgie von Donald Trump (78) und fallende Ölpreise, die mittlerweile auf einem vierjährigen Tiefststand sind.
500 Shell-BP-Tankstellen in der Schweiz?
Zum Schweizer Tankstellenmarkt gehören die beiden Briten zu den etablierten Anbietern von Benzin und Diesel. Hierzulande gibt es rund 160 Shell-Tankstellen. Zudem fliesst dank einer Kooperation mit der Migros noch bei rund 140 Standorten von Migrol und Migrolino Shell-Treibstoff aus der Zapfsäule. Die gegenwärtig 340 BP-Tankstellen in der Schweiz betreibt der Branchenprimus Volenergy als Lizenznehmer.
Sprich: Shell und BP kämen zusammen auf rund 500 Schweizer Tankstellen, wodurch sie selbst zum grössten Anbieter aufsteigen könnten – in einem Kopf-an-Kopf-Rennen mit dem Avia-Verbund, der aktuell gut 500 hiesige Tankstellen betreibt. Von grossen Umwälzungen in der hiesigen Branche geht man bei Avenergy Suisse, dem Schweizer Verband der Treibstoff-Importeure aber nicht aus: «Die genannte Fusion hätte wohl wenige bis keine Auswirkungen auf den Schweizer Tankstellenmarkt», teilt Geschäftsführer Roland Bilang auf Anfrage von Blick mit.