Massenentlassung bei Gübelin
Jetzt triffts die Schweizer Traditionsgeschäfte – Luxusbranche im Elend?

Die Luzerner Traditionsbijouterie Gübelin entlässt 30 Angestellte – wegen der «immer grösseren Herausforderungen in der Luxusbranche». Diese wird gerade Opfer des eigenen Erfolgs.
Publiziert: 22.05.2025 um 18:29 Uhr
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Beim Luzerner Uhren- und Schmuckgeschäft Gübelin kommts zu einer Massenentlassung.
Foto: Keystone

Darum gehts

  • Massenentlassung bei Luzerner Schmuck- und Uhrenhändler Gübelin
  • Luxusbranche kämpft mit hohem Goldpreis und starkem Franken
  • Nachfrage in den USA und China schwächelt
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Michael HotzRedaktor Wirtschaft

Die Krise in der Luxusbranche ist bei den Schweizer Traditionsgeschäften angekommen: Der traditionsreiche Schmuck- und Uhrenhändler Gübelin hat eine Massenentlassung zu verdauen. 30 Mitarbeitende verlieren den Job. Um die 1854 gegründete Luzerner Luxusbijouterie auf die Zukunft vorzubereiten, «müssen wir uns anpassen», sagte Präsident und CEO Raphael Gübelin (47) zur «Luzerner Zeitung». Die Jobs gehen vor allem im Büro verloren. Die Läden, etwa jener am Luzerner Schwanenplatz, sind nicht betroffen, so Inhaber Gübelin. 

Er führt das Unternehmen in sechster Generation. Und sieht sein Erbe mit «immer grösseren Herausforderungen in der Luxusbranche» konfrontiert, wie Gübelin in einer Mitteilung schreibt. Sein Betrieb ist Teil einer Branche, die dank der Uhrenindustrie stark in der Schweiz verankert ist. Und die hierzulande zwei Verluste von grossen Namen hinnehmen musste.

Mitte April verstarb der Zürcher Uhrenkönig René Beyer (†61). Nun führt seine Schwester Muriel Zahn-Beyer (60) das Uhrengeschäft an der Zürcher Bahnhofstrasse weiter. Im November 2023 war Uhren-Patron Jörg Bucherer (†87) gestorben. Wenige Monate zuvor hatte er sein Lebenswerk an Rolex verkauft – nach 135 Jahren Familienbesitz.

Hoher Goldpreis, starker Franken

Schon länger spüren die mächtigen Luxuskonzerne die schwierige Lage ihrer Branche. Die Herausforderungen sind mannigfaltig. Unternehmen wie Richemont, der grösste Gold-Einkäufer des Landes, sehen sich mit einem stark steigenden Goldpreis konfrontiert. Alleine seit dem Jahresbeginn hat sich der Preis des Edelmetalls um 15 Prozent verteuert.

Weil die Industrie vom Export lebt, wird für sie der starke Franken zur zusätzlichen Hypothek. Die Schweizer Währung hat in diesem Jahr gegenüber dem Dollar um 9 Prozent zugelegt. «Ja, natürlich macht uns die Überbewertung des Frankens Sorgen», teilte der Uhrenhersteller Swatch kürzlich gegenüber Blick mit.

Boom wird zum Bumerang

Auf Nachfrageseite sind die Luxuskonzerne Opfer ihres eigenen Erfolgs in früheren Jahren. Die enorme Vermögensexplosion in Asien und den USA bescherte der Branche einen scheinbar endlosen Boom. Die Konsequenz: Uhrenmarken wie Rolex, Patek Philippe oder Audemars Piguet konnten ihre Preise immer weiter nach oben schrauben. Seit 2018 stieg der durchschnittliche Wert einer mechanischen Uhr um 88 Prozent – auf 3900 Franken. Eine ähnliche Entwicklung gab es bei hochpreisigen Handtaschen. 

Immer teurer und exklusiver – dieser Trend kommt nun als Bumerang zurück. Denn selbst die Reichen schauen in den aktuell unsicheren Zeiten mit starken Schwankungen an den Börsen vermehrt aufs Geld. «Gerade für Luxusprodukte geben die Konsumenten weniger Geld aus», sagte Karine Szegedi (52), Uhren- und Luxusgüterexpertin bei der Beratungsfirma Deloitte, kürzlich zu Blick.

Jetzt schwächelt die Nachfrage in Amerika, dem wichtigsten Exportmarkt, wo zusätzlich Trumps Zollhammer droht. Und in China, dem eigentlichen Boommarkt, der aber weiterhin sehr anfällig ist. Niemand weiss, wie es weitergeht. Den Optimismus scheint die Luxusbranche aber noch nicht verloren zu haben. So sagte Richemont-Präsident Johann Rupert (74) bei der Präsentation des Jahresergebnisses vor wenigen Tagen: «Die Chinesen haben Geschmack und Geld.»

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