Darum gehts
- Shein eröffnet ersten Laden, löst Proteste und Skandal aus
 - Sexpuppe mit kindlichem Aussehen sorgt für Empörung und behördliche Reaktion
 - Frankreich verhängte bereits 191 Millionen Euro Bussgelder über Shein
 
Der chinesische Billigmodeanbieter Shein eröffnet am Mittwoch seinen ersten Laden überhaupt – mitten in der Modemetropole Paris. Und zwar nicht in einem anonymen Gewerbegebiet, sondern an bester Lage. Im sechsten Stock des traditionsreichen Kaufhauses Bazar de l'Hôtel de Ville. Es wurde 1856 gegründet, liegt neben dem Stadthaus, nur einen Steinwurf von der Kathedrale Notre-Dame entfernt.
Das kommt in Frankreich gar nicht gut an. Gewerkschaften protestieren im Vorfeld der Eröffnung gegen die schlechten Arbeitsbedingungen bei den Modeproduzenten, die Shein beliefern. Die Eröffnung des neuen Ladens wird also ganz genau beobachtet. Längst nicht nur von der Konkurrenz, die sich vor den Chinesen fürchtet.
Ausgerechnet jetzt bricht um Shein ein Mega-Shitstorm los. Shein hat online eine Sexpuppe verkauft, die sich an Pädophile richtet. Die Puppe sieht kindlich aus, trägt ein Kleidchen. Das Mädchen hält einen Teddy im Arm und schaut einen mit grossen Augen an. In der Artikelbeschreibung zählt Shein explizit auf, was man mit der Puppe alles anstellen kann.
«Diese furchtbaren Objekte sind illegal»
Frankreichs Regierung hat umgehend reagiert, droht dem Onlinehändler mit einer Sperrung der Seite. «Die Grenzen wurden überschritten», sagte Frankreichs Wirtschaftsminister Roland Lescure (58) dem Sender RMC. «Wenn sich dieses Verhalten wiederholt, sind wir im Recht, den Zugang zu der Plattform Shein auf dem französischen Markt zu verbieten, und ich würde dies tun.» Die Justiz wurde eingeschaltet. Ermittlungen laufen. «Diese furchtbaren Objekte sind illegal», so Wirtschaftsminister Lescure. Shein reagiert und will mit den Behörden zusammenarbeiten.
Kurz nach Bekanntwerden der Vorwürfe teilte der chinesische Onlineriese mit, dass die Produkte von der Seite genommen worden seien. Der Fall werde intern aufgearbeitet. «Wir nehmen diese Situation extrem ernst», zitierte der Billiganbieter seinen Sprecher Quentin Ruffat auf X. «Diese Art von Inhalt ist komplett inakzeptabel und läuft allen Werten, die wir verteidigen, zuwider.» Es würden sofort Korrekturmassnahmen getroffen. In der Nacht auf heute Dienstag hat Shein dann sogar den Verkauf aller Sexpuppen gestoppt – weltweit.
Heftige Proteste vor dem Laden
Doch der Schaden ist angerichtet. Vor dem Einkaufszentrum in der Pariser Innenstadt demonstrieren Gruppierungen, die sich für den Schutz von Kindern einsetzen. Die heftigen Proteste dürften bei der Eröffnung noch stärker werden.
Shein steht schon länger im Fokus der Behörden. Es geht auch um die Eindämmung der negativen Auswirkungen der Ultra-Fast Fashion, also um den Kampf gegen Wegwerfmode. Drei fette Bussen von 191 Millionen Euro hat Frankreich bereits gegen Shein verhängt. Wegen Verstössen gegen die Cookie-Gesetzgebung, Scheinrabatten und irreführender Angaben. Sowie wegen der fehlenden Kennzeichnung von Mikroplastikfasern in seinen Produkten. Auch hierzulande ist Shein in der Kritik. Derzeit läuft eine Petition, die eine Abgabe auf Billigmode fordert.